IG Metall Pressemitteilung 29/2014
Leinfelden-Echterdingen - Anhaltender Stress, eine Ausweitung von Schichtmodellen sowie neue, flexible Arbeitsformen - dies stellt Gesundheitsschützer vor große Herausforderungen.
Die IG Metall Baden-Württemberg ist seit 25 Jahren mit der Aktion "Tatort Betrieb" im Arbeits- und Gesundheitsschutz aktiv, auf einer gleichnamigen Konferenz mit 300 Teilnehmern kündigte Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter im Südwesten, heute eine Fortsetzung an: "Solange Missstände am Arbeitsplatz zu den Hauptursachen für Erkrankungen und Frühverrentungen gehören, wird die IG Metall in dieser Frage keine Ruhe geben."
Monika Lersmacher, für Arbeitsschutz zuständige Sekretärin in Baden-Württemberg, ergänzte: "Unser Engagement ist und bleibt an einem Ziel ausgerichtet - an der Würde der Menschen in der Arbeitswelt und ihrer Gesundheit. Gute Arbeit zu humanen Bedingungen ist machbar."
Seit Jahren nehmen arbeitsbedingter Stress und Fehlzeiten bei bestimmten Krankheitsbildern zu, 4 von 10 Frühverrentungen haben psychische Ursachen. Auch physische Belastungen existieren nach wie vor, eine aktuelle Studie belegt die
Ausweitung von Schichtarbeit. Diese beeinträchtigt das Schlafverhalten und die Ernährung der Betroffenen. Zwar gebe es keine "gute" Schichtarbeit, sagte Zitzelsberger. "Es gibt aber besser gestaltete Schichtarbeit."
In dem Zusammenhang müssten die Unternehmen unter anderem dafür sorgen, dass Nacht-arbeitende Beschäftigte die Möglichkeit haben, sich in der Kantine gesund zu ernähren.
Einen weiteren Schwerpunkt im Gesundheitsschutz sieht die IG Metall bei neuen Organisationsformen wie mobiler Arbeit oder der Entwicklung zur vernetzten Fabrik, bekannt unter dem Stichwort Industrie 4.0. Letztere werde mehr
Flexibilisierung und damit auch veränderte Anforderungen an den Arbeitsschutz mit sich bringen, so Zitzelsberger. Wie interagieren Mensch und Maschine miteinander? Wer bestimmt über Produktionszeiten? Welche Qualifikationen
sind nötig? "Solche Fragen werden wir als IG Metall konstruktiv kritisch begleiten und positiv im Sinne unserer Beschäftigten beeinflussen", betonte der IG Metall-Landeschef.
Gleiches gelte für mobile Arbeit, die oft mit Vertrauensarbeitszeit einhergeht. "Damit wälzen Arbeitgeber häufig die Verantwortung für die Auftragserledigung auf ihre Beschäftigten ab. Die betrieblichen
Anforderungen nach Flexibilität und der Anspruch auf Zeitsouveränität der Belegschaft müssen festen Regeln folgen."
Die Arbeitsschutzkampagnen unter dem Titel "Tatort Betrieb" haben eine lange Tradition in Baden-Württemberg. Vor 25 Jahren litten viele Beschäftigte an einer Flut gefährlicher Arbeitsstoffe, darunter die Flüssigkeiten
Perchlorethylen und Trichlorethylen.
Die IG Metall im Land griff das Problem auf und rief den ersten "Tatort Betrieb" namens "Per und Tri - raus aus den Betrieben" ins Leben. Aktuell läuft die 10. Aktion mit dem Titel "Höchste Zeit für Gesundheit", die
sich mit Belastungen durch Arbeitszeiten auseinandersetzt.
Nach den früher eher klassischen Themen des Arbeitsschutzes haben heutige Aktionen vor allem die Probleme im Zuge veränderter Arbeitsbedingungen im Blick. Welche Anforderungen sich daraus an Arbeitgeber, Gewerkschaften und Staat ergeben, haben Gesundheitsexperten aus Wirtschaft und Wissenschaft am Mittwoch in Leinfelden-Echterdingen diskutiert.
Letzte Änderung: 10.03.2019