IG Metall Pressedienst 15/2010

IG Metall Pressedienst

10.05.2010 IG Metall warnt vor neuer Leiharbeitswelle - Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg

Während Arbeitgeber verstärkt auf Leiharbeit setzen wollen und deren Ausweitung ankündigen, lehnt die IG Metall diesen Weg strikt ab. Die Gewerkschaft fordert stattdessen mehr Sicherheit und Perspektiven für die Beschäftigten in den Betrieben.

IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann wandte sich deshalb entschieden gegen eine Ausweitung von Leiharbeit. "Die beste Leiharbeit ist die, die gar nicht erst stattfindet", sagte er dazu heute in Stuttgart. Er betonte außerdem, er habe kein Verständnis für die Ankündigungen von Südwestmetallchef Rainer Dulger, wonach die Arbeitgeber bei verbesserter Auftragslage verstärkt Leiharbeiter einstellen wollen. "Die Arbeitgeber haben ausreichend flexible Instrumente an der Hand. Wenn jetzt die Ausweitung von Leiharbeit gefordert wird, wird damit eine Politik aufgekündigt, die Flexibilität für Unternehmen einerseits, Arbeitsplatzsicherheit für die Beschäftigten andererseits in Einklang gebracht hat. Die Arbeitgeber können doch nicht so naiv sein und glauben, eine solche Kehrtwende sei folgenlos."

In einer heute ebenfalls von der IG Metall Baden-Württemberg vorgestellten Erklärung heißt es zum Umgang mit Leiharbeit:
"Wir werden auch in Zukunft eine Personalpolitik strikt ablehnen, die auf Leiharbeit und andere prekäre Beschäftigung abzielt." Unterzeichnet haben die Erklärung bisher 203 Betriebsratsvorsitzende der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg.

Dazu der Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Daimler AG, Erich Klemm: "Wir setzen uns dafür ein, dass es keine Zwei-Klassen-Belegschaften in den Betrieben gibt. Wir werden alles dafür tun, dass mit Leiharbeit und anderen Formen prekärer Beschäftigung kein Druck auf Arbeitsbedingungen und Arbeitsplätze aufgebaut wird."
Klemm zählt zum Kreis der Erstunterzeichner der Vereinbarung. Neben dem Betriebsratschef von Daimler gehören dazu auch der Konzernbetriebsratsvorsitzende von Bosch, Alfred Löckle, der Konzernbetriebsratschef der ZF, Johann Kirchgässner, der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Mahle, Bernd Hofmaier-Schäfer, der stellvertretende Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Audi, Norbert Rank, der Konzernbetriebsratsvorsitzende von Voith Paper, Gerd Schaible, der Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Heidelberger Druckmaschinen, Rainer Wagner und der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von John Deere, Rainer Wietstock.

Außerdem stellte die Gewerkschaft eine Umfrage unter den Betrieben der Metall- und Elektroindustrie im Südwesten vor. Demnach zeichnen sich laut den Arbeitnehmervertretern in 27 Prozent der befragten Betriebe bereits wieder steigende Leiharbeiterzahlen ab. Aktuell liegt der Anteil an Leiharbeitern dort bei durchschnittlich 2,63 Prozent. Vor der Krise waren es 5,58 Prozent.

18 Prozent sagen, Leiharbeit hätte Stammarbeitsplätze im Unternehmen vernichtet. In 19 Prozent der Betreibe erfolgt der Aufbau von Beschäftigung fast ausschließlich über Leiharbeit.
Dennoch schließen 16 Prozent der befragten Betreibe den Einsatz von Leiharbeit kategorisch aus. In 24 Prozent der Betriebe existieren Regelungen zum Einsatz von Leiharbeit im Unternehmen, weitere 33 Prozent gaben an, solche Regelungen anzustreben und wollen dazu mit ihrem Arbeitgeber verhandeln.

An der Befragung haben 266 Betriebsratsgremien teilgenommen. In den befragten Betrieben arbeiten aktuell 244.689 Beschäftigte. Die Gesamtbeschäftigtenzahl der Branche im Südwesten liegt bei ca. 740.000.

Offene Kritik am Umgang mit dem Instrument Leiharbeit üben auch mehrere Betriebsräte. So erkennt Albrecht Klumpp, Betriebsratsvorsitzender bei Coperion in Stuttgart, den Versuch, steigende Auftragseingänge und personelle Engpässe verstärkt mit Befristeten und Leiharbeitern abzufedern. "Die Arbeitgeber wollen gezielt Stammarbeitsplätze durch prekäre Arbeitsverhältnisse ersetzen", kritisiert er.

Ähnliche Sorgen macht sich auch Rainer Wietstock, der Betriebsratsvorsitzende von John Deere in Mannheim. "Wir befürchten, dass die Arbeitgeberseite für die Zeit nach der Krise in einem noch nicht gekannten Ausmaß zu dem Mittel Befristungen und Leiharbeit greifen wird."

Zusammen mit anderen Gewerkschaftern fordern sie deshalb auch gleiche Bezahlung bei gleicher Arbeit, Höchstquoten für die entleihenden Unternehmen, zeitliche Befristungen von Leiharbeitseinsätzen sowie konkrete projektbezogene Begründungen.

Anlagen:
Erklärung
Auswertung der Blitzabfrage

Anhänge:

Erklaerung zur Leiharbeit von IGM-Betriebsraeten

Erklaerung zur Leiharbeit von IGM-Betriebsraeten

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Auswertung Abfrage zur Leiharbeit

Auswertung Abfrage zur Leiharbeit

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Letzte Änderung: 10.05.2010