Tarifrunde Textil und Bekleidung

IG Metall - Pressemitteilung

31.01.2017 Erste Warnstreiks in Textil- und Bekleidungsbetrieben im Südwesten - Hunderte Beschäftigte bekräftigen Forderung nach mehr Geld und verbesserter Altersteilzeit - IG Metall Pressemitteilung 5/2017

Stuttgart. Mehrere Hundert Beschäftigte in baden-württembergischen Textil- und Bekleidungsbetrieben legen in der Nacht zum Mittwoch und im Laufe des Mittwochs zeitweise die Arbeit nieder. Zum 31. Januar laufen die bestehenden Entgelttarifverträge in der Branche aus, zugleich endet um 24 Uhr die Friedenspflicht. Damit die Arbeitgeber sich bewegen, wird die IG Metall ab 1. Februar in Betrieben mehrerer Tarif-Bezirke zu Warnstreiks aufrufen.

Martin Sambeth, bei der IG Metall Baden-Württemberg zuständig für die Textil- und Bekleidungsindustrie: "Das bisherige Angebot der Arbeitgeber ist eine Provokation für die Beschäftigten. Damit haben die Arbeitgeber die Chance vertan, während der Friedenspflicht zu einem Ergebnis zu kommen. Für sie ist es jetzt 5 vor 12, um ein vernünftiges Angebot vorzulegen."

IG Metall - TR TuB

Mitte Januar hatten die Arbeitgeber im westfälischen Bielefeld eine Entgelterhöhung ab 1. Juni 2017 um 1,4 Prozent und ab Juni 2018 um weitere 1,5 Prozent angeboten. Für die Monate Februar bis Mai 2017 sollte es nichts geben, zur Altersteilzeit machten die Arbeitgeber ebenfalls kein Angebot. Die IG Metall fordert für die rund 100.000 Beschäftigten in der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie 4,5 Prozent mehr Entgelt und eine Fortführung des Tarifvertrags zur Altersteilzeit zu besseren Konditionen.

In Baden-Württemberg treten am frühen Mittwochmorgen die Nachtschichten verschiedener Betriebe in den Warnstreik, darunter Beschäftigte des Automobilzulieferers Adient Interiors in Rastatt und des Airbag-Herstellers GST in Lörrach. Im Laufe des Mittwochs sind weitere Aktionen im Gebiet der Geschäftsstellen Freudenstadt, Heidenheim und Schwäbisch Gmünd vorgesehen, unter anderem beim Miederhersteller Susa in Heubach.

IG Metall - Martin Sambeth

"Offenbar haben die Arbeitgeber vergessen, wie sehr sie die Proteste in der Tarifrunde 2014 getroffen haben", so Sambeth - damals hatten sich im Südwesten mehr als 3200 Beschäftigte an Warnstreiks, Kundgebungen und Frühschluss-Aktionen beteiligt. "Bei Bedarf können wir das in dieser Runde deutlich steigern, wenn das Thema Altersteilzeit nicht endlich auf den Tisch kommt." Bereits am ersten Warnstreiktag 1. Februar erwartet die IG Metall im Südwesten mehrere Hundert Teilnehmer.

Im November 2014 hatte die IG Metall neben einer ordentlichen Entgelterhöhung eine verpflichtende Altersteilzeit-Regelung bis Ende 2016 erstritten. Demnach können bis zu zwei Prozent der Beschäftigten eines Betriebes Altersteilzeit in Anspruch nehmen und erhalten in dieser Zeit monatlich 475 Euro Aufstockung von ihrem Arbeitgeber. Laut Sambeth genügt dies vielen Beschäftigten aber nicht für ein auskömmliches Leben. Zudem werde die Quote von zwei Prozent Anspruchsberechtigten dem Bedarf in einigen Betrieben nicht gerecht.

Am 15. Februar treffen sich die Tarifvertragsparteien zur dritten Verhandlung in Saarlouis, bis dahin dauern die Warnstreiks im Südwesten an. Der Schwerpunkt liegt in Südbaden und auf der Ostalb.

Letzte Änderung: 10.03.2019