Über 50 000 Beschäftigte in Baden-Württemberg protestieren für Tarifautonomie

11.12.2003 Bis zum 11. Dezember haben sich in fast allen 27 IG Metall-Verwaltungsstellen in Baden-Württemberg mehr als 54 000 Beschäftigte an spontanten Protestaktionen zur Sicherung der Tarifautonomie beteiligt.

IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann bewertete diese große Beteiligung als einen Erfolg im Bemühen um den Erhalt der vebindlichen Tarifverträge. In der Zahl sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an außerordentlichen Betriebsversammlungen oder Info-Veranstaltungen in den Betrieben noch nicht einmal berücksichtigt.

Die Beteiligung von tausenden von Beschäftigten aus mittelständischen Unternehmen mache deutlich, dass den Beschäftigten dieses Problem unter den Nägeln brennt.. Dort könne sich jeder ausmalen, was bei einer Einschränkung der Tarifautonomie auf die Beschäftigten zukomme, so Hofmann.

Für die Arbeitnehmer geht es bei dieser Auseinandersetzung ans Eingemachte, denn eine Aufweichung der Tarifautonomie sei nicht irgendein Reformansatz, sondern eröffne eine vollkommen neue Beziehung zwischen Beschäftigten und Unternehmen. Das System der Flächentarifverträge bedeute für die Beschäftigten Rechtssicherheit und für die Unternehmen Planungssicherheit - und damit auch die Sicherung des sozialen Friedens im Betrieb. Dies dürfe keinesfalls im Reformpoker durch einen Deal zwischen Regierung und Opposition aufgegeben werden.

Jörg Hofmann wies darauf hin, das tagtäglich Betriebsräte mit den Gewerkschaften durch entsprechende Vereinbarungen unter Beweis stellen würden, wie flexibel und anpassungsfähig das deutsche Tarifvertragsystem sei. Eine Änderung sei so unnötig wie ein Kropf.

Er warnte zugleich die Arbeitgeber davor, mit unsinnigen Forderungen nach Öffnungsklauseln und Arbeitszeitverlängerung den Bogen bei den kommenden Tarifverhandlungen zu überspannen. Damit, so der baden-württembergische IG Metall-Chef, würden die Verhandlungen unnötig belastet. Die IG Metall in Baden-Württemberg sei handlungs- und durchsetzungsfähig, dies hätten die Aktionen der letzten Tage und Wochen gezeigt.
Die Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg beginnen am kommenden Montag, 15. Dezember 2003.

Letzte Änderung: 31.10.2007