ZF Friedrichshafen: Gegen Produktionsverlagerung, für Tarifautonomie

06.11.2003 Bei der ZF Friedrichshafen haben am 6. November fast 2.000 Beschäftigte für etwa 45 Minuten an einer spontanen Aktion des Betriebsrates zur Verteidigung der Tarifautonomie teilgenommen.Sie protestierten außerdem gegen mögliche Produkt

Ted Hergert, stellv. Betriebsratsvorsitzender, erklärte, dass die Ertragsbeteilung dieses Jahr geringer ausfalle, da auch das Konzernergebnis dieses Jahr gesunken ist. Das übertarifliche Weihnachtsgeld hat eine lange Tradition im ZF Konzern und wird für Betriebstreue (Treueprämie) bezahlt und selbst 1993 (ZF-Krise mit negativen Betriebsergebnis und Entlassungen) in voller Höhe gezahlt worden. Der Vorstand will dieses Geld kürzen und versteht dies als ein "Entgegenkommen" der Belegschaft in schlechten Zeiten. ZF in FN macht dieses Jahr ein positves Betriebsergebnis. Parallel ändert die ZF für ca. 3 Mio. Euro ihr ZF-Logo in ein helleres Blau, so Ted Hergert. Das widerspricht den Forderungen nach Einsparungen bei den kleinen Leuten. Durch diese Änderungen am Logo, so Hergert, wird wohl kein Getriebe mehr abgesetzt.

Marianne Thieme, Vetrauenskörper-Leiterin und freigestellte Betriebsrätin, wies die Verlagerungsabsichten zu STM-F (Sondermaschinengetriebe) und EB1 (neue Getriebegeneration) nach Ungarn entschieden zurück, weil damit die Zukunft der gesamten ZF in Friedrichshafen gefährdet wird. Der Sachverständige des Betriebsrates, Professor Bierbaum aus Saarbrücken, hat mit dem Betriebsrat festgestellt, dass durch Veränderungen in der Arbeitsorganisation, Verbesserungen der Arbeitsabläufe und Veränderungen bei den Arbeitszeiten der Kostennachteil gegenüber Ungarn wettgemacht werden kann. "Der Betriebsrat erklärt sich bereit, diese Themen mitzugestalten, um die Arbeitsplätze am Standort Friedrichshafen zu akzeptablen Arbeitsbedingungen zu erhalten", so Thieme.

Lilo Rademacher, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Friedrichshafen, wies die Äußerungen von Michael Rogowski, Präsident des BDI, zurück. Dieser hatte kürzlich die Verbrennung aller Tarifverträge und des Betriebsverfassungsgesetzes in der Öffentlichkeit gefordert. Sie stellte Rogowski in eine Reihe mit Westerwelle, Merz und Merkel, die ebenfalls Hand an die Demokratie und an die, in der BRD bewährte, Arbeitsteilung zwischen Gewerkschaften und Betriebsräten legen wollen. "Im Bundesrat steht zur Zeit die Veränderung der Tarifautonomie auf der Tagesordnung. Dagegen werden wir uns mit aller Kraft wehren", so Rademacher.

Die Beschäftigten im Werk II maschierten nach der Informationsveranstaltung in Richtung Werkstor. Dort standen sie den Pressevertretern für Gespräche zur Verfügung. Die Beschäftigten brachten zum Ausdruck, dass Demokratie und Pressefreiheit nicht vor den Werkstoren enden dürfen.

Letzte Änderung: 31.10.2007