Austausch mit ital. Gewerkschaften

Austausch ital. Gewerkschaften

08.10.2012 Am 01. und 02. Oktober 2012 fand ein Austausch zwischen den italienischen Gewerkschaften FIOM-CGIL, FIM-CISL und der IG Metall Baden-Württemberg statt.

Eine kleine Delegation des IG Metall-Bezirks Baden-Württemberg, darunter auch der Bezirksleiter Jörg Hofmann, wurde am Montagmorgen in Sesto San Giovanni, einem Stadtteil von Mailand, in Empfang genommen.
Der Austausch fand in einem ehemaligen Industrieviertel statt, das zwischenzeitlich modernisiert als Kulturzentrum genutzt wird mit Theater, Museum und vieles mehr.

Im ersten Schritt tauschte man sich im kleinen Kreis mit den Bezirksleitern Nicola Alberta, FIM-CISL, und Mirco Rota, FIOM-CGIL, sowie weiteren hauptamtlichen Kollegen der italienischen Gewerkschaften aus. Dabei ging es um die wirtschaftliche Lage, die Tarifpolitik und die europapolitischen Forderungen der beiden Regionen Lombardei und Baden-Württemberg.

In der Lombardei, die führende Wirtschaftsregion Italiens, ist seit Mitte des Jahres wieder ein leichter wirtschaftlicher Abschwung bemerkbar. Dies zeigt sich deutlich an der Entwicklung der Arbeitslosenquote, die bereits bei 7,9 Prozent liegt, mit der Tendenz weiter steigend.
Ganze 20 Prozent der Jugendlichen befinden sich auf der Suche nach Arbeit.

Ein weiteres Problem in Italien ist das staatliche Gesundheitssystem bzw. das wachsende Angebot der Privatanbieter. Das staatliche Angebot wird unattraktiv und die Nachfrage verlagert sich auf den Privatmarkt, was zur Folge hat, dass das staatliche Angebot von Jahr zu Jahr gekürzt wird. Die neuste Censis Studie (Centro Studi Investimenti Sociali) ergab, dass circa 9 Millionen Bürger Italiens bereits aus Kostengründen auf ärztliche Versorgung verzichtet haben.

Heute werden 92 Prozent der Kosten für Zahnarztbesuche privat getragen. Mit dem tarifvertraglichen Gesundheitsfonds MètaSalute, der 2009 beschlossen wurde, versuchen die italienischen Gewerkschaften diesem Trend entgegenzuwirken.
Es handelt sich um eine Art vermögenswirksame Leistung, mit steuerlichem Vorteil und Bezuschussung durch den Arbeitgeber.
Eine Forderung der Tarifrunde 2012 ist die Erhöhung des Zuschusses von 32 Euro auf 108 Euro. Weitere Forderungen auf nationaler Ebene sind ein Festgeld über 150 Euro, Anpassung der Arbeitszeiten auf individuelle Bedürfnisse der Arbeitnehmer, die Verbesserung der Ausbildungsqualität, verstärkt individuelle Bildungsangebote, Erleichterung des Wiedereinstiegs nach Langzeitkrankheit und zusätzliche Freistellungsmöglichkeiten für ausländische Arbeitnehmer, zum Beispiel für die Ausübung derer Religion.

In Italien gibt es neben der nationalen Ebene auch die betriebliche Ebene, auf der Tarifverträge geschlossen werden. Dabei gibt es zwei Typen von betrieblichen Tarifverträgen. Die so genannten defensiven Tarifverträge, die eher zurückhaltende Forderungen enthalten und zu Zeiten der Krisenbewältigung Anwendung finden. Die zweite Variante nennt sich expansive Tarifverträge und dient zur Erreichung von Besserstellungen im Vergleich zu nationalen Tarifverträgen.

Zuletzt gibt es auch noch regionale Tarifverhandlungen für Handwerksbetriebe mit weniger als 15 Beschäftigten. Hier sind die Forderungen eine Prämie bis 600 Euro pro Jahr, flexiblere Arbeitszeiten und 60 Euro jährlich pro Mitarbeiter für das Welfare Konzept "New Providence".

Nach diesem Austausch fanden am selben Nachmittag und am Vormittag darauf zwei Konferenzen mit den Spitzenfunktionären der FIOM-CGIL und der FIM-CISL statt, um Informationen zur aktuellen Lage in Italien und Deutschland auszutauschen.

Im Abschlussgespräch war man sich einig, der Austausch war ein voller Erfolg und wird im nächsten Jahr wiederholt - dann wieder in Deutschland.

Autorin: Alexandra Klein

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Letzte Änderung: 08.10.2012