IG Metall Pressedienst 63/2012

IG Metall Pressedienst

20.09.2012 IG Metall: Mobilität neu denken - "Gestatten, Elektromobilität."

Als eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahre für die Metall- und Elektroindustrie sieht Jörg Hofmann den Wandel Richtung Elektromobilität.

"Die Evolution des Antriebssystems ist nichts weniger als eine industrielle Revolution mit gravierenden Folgewirkungen für die Beschäftigten", sagte der baden-württembergische IG Metall-Bezirksleiter am Abend auf einer Veranstaltung in Berlin.

Der Bundesratsminister des Landes, Peter Friedrich, und die IG Metall Baden-Württemberg hatten unter dem Motto "Gestatten, Elektromobilität." Abgeordnete, Experten sowie Vertreter aus Wirtschaft und Gewerkschaften zu einem Dialog in die Landesvertretung in der Hauptstadt geladen.

Der Wandel bringe große Veränderungen der Technologie und der Produktion für die Beschäftigten in Deutschlands nach wie vor wichtigster Industriesparte mit sich. "Diesen Wandel zu gestalten ist auch Aufgabe der Arbeitsmarktparteien, denn er hat Auswirkungen auf die gesamte Automobil- und Zulieferindustrie."
Dabei sieht Hofmann die Frage, welche Wertanteile in Zukunft nicht nur in Deutschland entwickelt, sondern auch hier produziert werden, als Schlüsselfrage für die soziale Akzeptanz eines solchen strukturellen Wandels.
"Die mittel- und langfristigen Auswirkungen entlang dieser Wertschöpfungs- und Prozesskette können erheblich sein und somit auch die Folgewirkungen auf heutige Standorte und ihre Beschäftigtenentwicklung. Deshalb sagen wir: Wir brauchen hier eine aktive Industriepolitik, die Investitionen nicht den Regeln der Subventionsströme von heute folgen lässt, sondern die Weiterentwicklung des weltweit einzigartigen Innovationsclusters automobiler Produktion im Südwesten sich zum Ziel nimmt, hier neue Technologien industrialisiert und damit auch Beschäftigung sichert."

Hofmanns verwies darauf, dass das "Stammland des Automobils" Baden-Württemberg nicht nur weltweit die bedeutendste und führende Region des Fahrzeugbaus sei. Einzigartig sei dabei das eng verzahnte Cluster aus Automobilherstellern, Zulieferbetrieben, Forschung und Entwicklung sowie Hochschulen. Und auch die zweite dominante Branche, der Maschinen- und Anlagenbau, ebenfalls sehr stark im Südwesten, sei eng mit der Automobilindustrie und ihrer Prozessinnovationen verbunden.

Hofmann: "Zwar geht die stattfindende Trendwende zu emmissionsloser Mobilität langsamer voran als viele wollen und manche gehofft haben. Doch schon heute zeichnen sich technologische Sprünge bei den Fahrzeugkonzepten ab, die gravierende Folgewirkungen auf die Produktions- und Arbeitsorganisation bei der Herstellung von Fahrzeugen haben werden."
Somit stehe weiter die Zahl und Qualität der Beschäftigten im Mittelpunkt. "Entscheidend ist dabei nicht nur was, sondern auch wie in Zukunft produziert wird. Diese Frage entscheidet letztlich auch über den Anteil an Beschäftigung, die uns dieser technologische Wandel bringt."

Hier habe die ELAB-Studie, die gemeinsam im Auftrag von Betriebsrat und Unternehmen Daimler, der Hans-Böckler-Stiftung und der IG Metall Baden-Württemberg finanziert wurde, wichtige Erkenntnisse gebracht.
"Die Kernaussage von ELAB für uns ist: Es sind nicht alternative Antriebskonzepte, es sind die Investitionsentscheidungen wer und wo diese fertigt, die über die Beschäftigungswirkung entscheiden."

Ergänzend meinte der Gewerkschafter: "Mobilität muss sich auch neuen Mobilitätskonzepten öffnen. Neue Antriebssysteme werden nur in Zusammenhang mit neuen Mobilitätskonzepten, der notwendigen Infrastruktur, innovativer Forschung und Entwicklung, hochtechnisierter Produktion und mit einer anhaltend hohen Qualifikation der Beschäftigten langfristig Erfolg haben können." Hier biete das Schaufenster "LivingLab Baden-Württemberg" im Rahmen der Nationalen Plattform Elektromobilität eine gute Möglichkeit die Integration von Mobilitätskonzepten, Infrastruktur, Qualifikation und neuer Antriebstechnologie voranzutreiben.

Letzte Änderung: 04.04.2013