Europa stärken, Sparen verschärft Krise

Bosch Abstatt

18.09.2012 Bei Bosch in Abstatt diskutierten Beschäftigte mit dem Wirtschaftsweisen Peter Bofinger und Babette Fröhlich vom IG Metall-Vorstand zum Thema "Währungsunion und Schuldenkrise".

Der Betriebsrat von Bosch in Abstatt führt in unregelmäßigen Abständen Kolloquien zu spannenden Themen durch. Betriebsratsvorsitzender Eric Jäger berichtet: "2010 war unser Thema Elektromobilität und die Aktivitäten der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE). Im letzten Jahr (2011) konnten wir Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker als Referenten zum Thema Ressourcenschonung und nachhaltiges Wachstum gewinnen ... Als Betriebsrat wollen wir der Belegschaft mit diesen Veranstaltungen das Zusammenwirken von Betriebswirtschaft, Arbeitnehmervertretung, Gewerkschaftsarbeit und Politik transparenter machen. Insgesamt geht es uns darum, die Bedeutung von Gewerkschaften und Interessenvertretung verständlich zu machen."
Bei Bosch in Abstatt sind rund 1800 Menschen beschäftigt, vorwiegend mit Hochschulausbildung, in der Bosch Engineering-Gesellschaft am gleichen Standort sind es nochmals 1700.

Die metallzeitung berichtet auf den Baden-Württemberg-Seiten im Oktober über die Diskussion mit Peter Bofinger und Babette Fröhlich. Vorab der Text:

Die Euro-Krise treibt die Beschäftigten um: Wie wird sich das auf unsere Arbeitsplätze auswirken? Wie sicher ist meine Alters­vorsorge? Zum Thema "Währungsunion und Schuldenkrise" holte sich der Betriebsrat von Bosch in Abstatt prominenten Rat: vom Wirt­schaftsweisen Peter Bofinger und von Babette Fröhlich, der Leiterin des Automobilausschusses beim IG Metall-Vorstand.

Nicht einzelne Ursachen (auch nicht Staatsschulden), sagte Peter Bofinger, sind Auslöser der krisenhaften Entwicklung im Euro-Raum: Vielmehr bildeten sie zu­sammen einen Teufelskreis, befeuert durch die Finanzmärkte: Die Bankenrettung belastet öffentliche Haushalte; statt zu investieren spart der Staat, das wiederum belastet die Betriebe, die darauf weniger Steuern bezahlen - und so weiter. "Die größte Bedrohung der Konjunktur", so der Würzburger Professor, "ist das Sparen in der Krise", und: "Nur wer den Produktivitätsfortschritt gerecht verteilt, kann ohne Schulden wach­­­sen." Bofinger fordert als Alternative den "Euro 2.0", statt nationaler Politik eine politische Stärkung Europas und des Euros.

Europa stärken. Bofinger liegt nahe an den europapolitischen Forderungen der IG Metall, die Babette Fröhlich vorstellte: Die Euro-Rettung erfordert Gemeinschaftshaftung und gemeinschaftliche Kontrolle nationaler Haushalte, zudem die umfassende Finanzmarktregulierung.
Babette Fröhlichs Blick auf die künftige Entwicklung der Automobilindustrie lässt Verschiebungen erkennen: der Absatz in Europa gehe zurück zugunsten aufstrebender globaler Märkte. "Die Produktion, auch Forschung und Entwicklung werden folgen", sagte Fröh­lich. Deshalb sei eine Wachs­tumspolitik für Europa um­­­so wichtiger. Besorgte Nachfragen zum Bosch-Pensionsfonds konnte Konzernbe­triebs­­ratschef Alfred Löckle beruhigen: "Der wurde als einer der sichersten ausgezeichnet, weil er so breit gestreut ist." Nicht Entwertung durch Inflation sei das große Risiko dieser Anlagen, so Peter Bofinger, "sondern dass es derzeit keine vernünftigen Zinsen dafür gibt".

Fotos: Thomas Hörner

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Letzte Änderung: 20.09.2012