IG Metall Pressedienst 54/2012

IG Metall Pressedienst

13.07.2012 IG Metall geht weiter gegen prekäre Beschäftigung vor - Große Bezirkskonferenz 2012 der IG Metall Baden-Württemberg

Die IG Metall will weiter gegen prekäre Beschäftigung vorgehen. Das kündigte der baden-württembergische Bezirksleiter Jörg Hofmann heute in Ludwigsburg an.

"Wir können und wollen der aktuellen Entwicklung nicht tatenlos zusehen. Daher werden wir weiter für Jobs mit Perspektiven statt Befristungen, für reguläre Beschäftigung statt Leiharbeit und für Wertschöpfung im Betrieb statt Werkverträgen eintreten", sagte er vor den rund 500 Delegierten und Gästen der Großen Bezirkskonferenz der IG Metall Baden-Württemberg. "Wir werden weiter um politische Mehrheiten für eine Arbeitsgesellschaft ringen, die den Menschen Sicherheit gibt, Gesundheit und ausreichendes Einkommen ermöglicht und den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördert. Und daher heißt es nicht Ende der Kampagne, sondern weiter für einen Kurswechsel hin zu Arbeit sicher und fair."

IG Metall Bezirksleiter Jörg Hofmann

Hofmann betonte, die IG Metall habe großen Anteil daran gehabt, dass Deutschland die Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 besser abgefedert habe wie andere Länder. Hofmann: "Wir haben gleich zu Beginn deutlich gemacht: Keine Entlassungen in der Krise." In der Folge seien es dann die Forderungen der IG Metall nach einer Ausweitung der Kurzarbeiterregelung und nach konjunkturellen Stützungsmaßnahmen gewesen, die den Boden für das bereitet hätten, was heute von aller Welt als German Beschäftigungswunder bestaunt werde. "Es ist das Ergebnis eines Modells des kooperativen Kapitalismus, Ergebnis des Zusammenwirkens von Politik, Gewerkschaften und Arbeitgebern."

An die Bundesregierung adressierte der Gewerkschafter in diesem Zusammenhang die Forderung, die Möglichkeiten der erweiterten Kurzarbeit wieder zur Verfügung zu stellen. "Damit morgen reagiert werden kann, bevor es übermorgen vielleicht zu spät ist." Die Bundesregierung hat die in den Krisenmonaten erfolgreich angewandten erweiterten Regelungen zur Kurzarbeit im letzten Jahr ohne Grund gestrichen.

Gleichzeitig mahnte Hofmann eine Neujustierung der Europapolitik an. "Ich sehe drei Schrauben, an denen gleichzeitig gedreht werden muss: Die Regulierung des Finanzmarktes und des Bankensystems, auch deren Beteiligung an gesellschaftlichen Lasten durch eine Finanztransaktionssteuer. Die Stabilisierung der Inlandskonjunktur durch ein öffentliches Investitionsprogramm, finanziert durch erhöhte Besteuerung von Unternehmen und Vermögen sowie eine Anhebung des Spitzensteuersatzes. Und einen Marschall-Plan für Europa ohne weitere Luftbuchungen." Europa habe mit einer wachsenden Gerechtigkeitslücke zu kämpfen, die durch die einseitige Sparpolitik der Regierungen und der EU noch verstärkt würde. Solange hohe Vermögen unangetastet bleiben und Milliardenbeträge aus den Krisenländern ins Ausland transferiert würden, müssten Beschäftigte, Rentner, Arbeitslose und vor allem die Jugend für den Schlamassel bezahlen, so Hofmann. "Das muss sich ändern, wenn wir ein sozial gerechtes und solidarisches Europa wollen."

Mit Blick auf den Mitte Mai erzielten Tarifabschluss sagte Hofmann: "Es ist der IG Metall gelungen die Beschäftigten am Aufschwung zu beteiligen und die Realeinkommen zu steigern." Gleichzeitig habe die Gewerkschaft mit dem Abschluss ihren Gestaltungsanspruch einer Arbeitsgesellschaft von morgen unterstrichen und ihre Durchsetzungskraft unter Beweis gestellt.

Die 63. Ordentliche Bezirkskonferenz der IG Metall Baden-Württemberg findet noch bis Samstag im Forum in Ludwigsburg statt. Geladen sind rund 500 Delegierte sowie zahlreiche Gäste aus Politik, Gewerkschaften, Wirtschaft und Verbänden. Als Redner sind heute Winfried Kretschmann, Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg sowie der 1. Vorsitzende der IG Metall, Berthold Huber, angekündigt. Morgen werden Dr. Nils Schmid, stellvertretender Ministerpräsident des Landes Baden-Württembergs sowie der Journalist Dr. Heribert Prantl erwartet.

An Freitagabend verleiht die IG Metall im Ludwigsburger Reithaus den Willi-Bleicher-Journalistenpreis im Rahmen eines Festaktes mit rund 400 Teilnehmern. Der Preis wird an Journalisten vergeben, die mit ihren Beiträgen die Arbeitswelt des Landes erlebbar machen.

Letzte Änderung: 16.07.2012