Prüfungen in den Elektroberufen

27.07.2005 "Gestaltung der Prüfungen in den industriellen Elektroberufen"

Zu diesem Thema fand am 21.06.2005 eine Infoveranstaltung und Erfahrungsaustausch mit reger Beteiligung von Ausbildern, Betriebsräten und Jugend und Ausbildungsvertretungen des Bezirkes Baden Württemberg statt. Dabei wurde deutlich, dass gerade das Prüfungsthema für die Interes-sensvertretung immer mehr an Bedeutung gewinnt.

Durch die Veränderungen der Technik und Arbeitsorganisation in den Betrieben ergeben sich ver-änderte Anforderungen an Facharbeiter. Stichworte hierfür sind:
· Systemverständnis statt Detailwissen über elektronische Bauelemente, Softwarekompetenz,
· erweiterte Handlungsbefähigung, weniger manuelle Tätigkeiten (Fertigkeiten),
· Befähigung zur Informationsbeschaffung und Kommunikation, Kundenorientierung
· Prozessorientierung, d. h. Handeln unter Berücksichtigung der vor- und nachgelagerten Berei-che, Verstehen der gesamten Wertschöpfungskette, Denken in Prozessen statt Ausführung iso-lierter Tätigkeiten.
Diese Veränderungen müssen sich in den Prüfungen widerspiegeln. Daher wurden folgende Prü-fungsstrukturen in der neuen Verordnung der neuen industrieellen Elektroberufe (2003)realisiert:
· Es wurde die sogenannte "gestreckte Prüfung" mit zwei Teilen eingeführt. Teil 1 wird vor dem Ende des zweiten Ausbildungsjahres abgenommen und geht mit 40 % in die Abschlussnote ein. Sie ersetzt die bisherige Zwischenprüfung. Teil 2 der Abschlussprüfung wird am Ende der Aus-bildungszeit abgenommen und geht mit 60 % in die Gesamtbewertung ein.
· In Teil 1 der Abschlussprüfung soll eine komplexe Arbeitaufgabe ausgeführt werden, die "situa-tive Gesprächsphasen" und "schriftliche Aufgabenstellungen" umfasst. Eine komplexe Ar-beitsaufgabe besteht aus mehrere mit einander verflochtenen Teilen. Situative Gesprächspha-sen und schriftliche Aufgabenstellungen müssen also integrative Teile der komplexen Ar-beitsaufgabe sein. Situative Gesprächsphasen sind auf die jeweilige Situation bezogene Dialo-ge (keine mündlichen Prüfungen!) zwischen Prüflingen und Prüfer/innen und dienen zur Reflek-tion von Entscheidungsmöglichkeiten und Vorgehensweisen. Schriftliche Aufgabenstellungen fordern zur schriftlichen Ausarbeitung von Aufgabenteilen der komplexen Arbeitsaufgabe auf.
Hier wurden Erfahrungen mit den ersten bereits gelaufenen Prüfungen ausgetauscht und die von PAL entwickelten Aufgaben kritisiert. Die losgelöste "Theorieprüfung" (Programmierte Aufgaben) und die Form der Bewertung standen im Kreuzfeuer der Kritik.

· Der Teil 2 der Abschlussprüfung besteht aus den Prüfungsbereichen "Arbeitsauftrag", "System-entwurf", "Funktions- und Systemanalyse" sowie Wirtschafts- und Sozialkunde.
· Der Prüfungsbereich Arbeitsauftrag dient zur Prüfung der prozessbezogenen Qualifikationen, d.h. Qualifikation, sich mit Anderen abzustimmen, die Prozesse fehlerfrei zu halten und hinsicht-lich Qualität und Effizienz zu optimieren. In diesem Prüfungsbereich wurde ein Variantenmodell vorgesehen. Variante 1 ist ein betrieblicher Auftrag, der - je nach Beruf - in 18 bis 30 Stunden bearbeitet und mit praxisbezogenen Unterlagen dokumentiert wird. In einem Fachgespräch werden die prozessbezogenen Qualifikationen anhand der Unterlagen reflektiert und bewertet. In der Variante 2 wird eine "praktische Aufgabe", die zentral von PAL erstellt wird, in 18 Stunden bearbeitet und mit praxisbezogenen Unterlagen dokumentiert. In 7 der 18 Stunden wird die Aufgabe von den Prüflingen unter Beobachtung des Prüfungsausschusses durchgeführt sowie begleitende Fachgespräche geführt. Beide Varianten werden so gestaltet, dass sie das Gleiche - prozessrelevante Qualifikationen - bewerten.
Gerade im Teil 2 ist es von großer Bedeutung, die Variante des betrieblichen Auftrages vor Ort zu wählen. Aus der Sicht der Veranstaltungsteilnehmer gibt es dazu keine Alternative. Hier ist die aktive Mitarbeit der Interessensvertretung gefordert.
Zu diesem Thema "Der betriebliche Auftrag - das Ticket in den Beruf" wird es ab August eine Bro-schüre der IG Metall geben.

Letzte Änderung: 26.04.2008