Betriebsräte verärgert über Angriffe auf Mitbestimmung

12.07.2005 Im Zuge der VW-Affäre haben führende Politiker die Mitbestimmung ins Visier genommen. Mehrere Betriebsräte aus dem Land stellen sich jetzt öffentlich dagegen.

IG Metall und Betriebsräte zeigen sich zunehmend verärgert über die jüngsten Angriffe aus den Reihen von Union und FDP auf die Mitbestimmung der Arbeitnehmer. Jörg Hofmann, Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg : "Es ist schon ein leicht durchschaubares Manöver, mit dem die Mitbestimmung in Misskredit gebracht werden soll". Das deutsche Modell der Mitbestimmung sei erfolgreich und wer hier Hand anlegen wolle, der erweise sich einen Bärendienst, so Hofmann. "Gerade jetzt sind faire Vereinbarungen auf Augenhöhe zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern Garant für wirtschaftlichen Erfolg", so Hofmann.
In die gleiche Kerbe haut auch Helmut Lense, Betriebsratsvorsitzender bei DaimlerChrysler in Untertürkheim und Mitglied im Aufsichtsrat: "Offensichtlich sollen mögliche Verfehlungen einzelner Personen dazu instrumentalisiert werden, das ganze System der Mitbestimmung anzugreifen". Die treibenden Kräfte seien vor allem Personen, denen die Mitbestimmung schon immer ein Dorn im Auge war. "Aber wer Hand an die Mitbestimmung legen will, der gefährdet den sozialen Frieden in Deutschland", befürchtet Lense. Klar sei aber auch, dass mögliche Verfehlungen schnell und Lückenlos aufgeklärt werden müssten.
Noch deutlicher wird Uwe Hück, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Porsche AG und ebenfalls Mitglied im Aufsichtsrat des Unternehmens: "Was hier läuft, ist nicht nur ein Frontalangriff auf die Mitbestimmung. Mit Bestechungsvorwürfen und weiteren, bisher nicht bewiesenen Anschuldigungen, sollen die Vertreter der Arbeitnehmerschaft insgesamt an den Pranger gestellt werden, um dem Aktionärskapitalismus den Weg zu öffnen. Das deutsche Mitbestimmungsmodell ist aber ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Wer glaubt, wir sehen zu, wie die erfolgreiche Arbeit in den Betrieben und für die Beschäftigten schlecht geredet wird, der täuscht sich".
Die Mitbestimmung habe in der Vergangenheit bewiesen, dass sie Garant für sozialen Frieden im Land und ein wichtiger Eckpfeiler der Demokratie ist, betont auch Walter Bauer, Betriebsratsvorsitzender und Aufsichtsrat bei Bosch. "Ohne unser Modell der Mitbestimmung hätten die gravierenden Veränderungen in den Betrieben nicht so gut bewältigt werden können", so Bauer.

Letzte Änderung: 31.10.2007