IG Metall Pressedienst 06/11

IG Metall Pressedienst

08.03.2011 Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern - weit gefehlt - 100 Jahre Internationaler Frauentag

Die IG Metall kritisiert die Benachteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt. "Obwohl es noch nie eine besser qualifizierte Frauengeneration als die des Jahres 2011 gab, liegt das Entgelt von Frauen noch immer deutlich hinter dem der Männer. Außerdem werden sie nach wie vor beim beruflichen Aufstieg benachteiligt", so Monika Lersmacher, Bezirksfrauensekretärin der IG Metall Baden-Württemberg heute in Stuttgart. Anlässlich des 100. Internationalen Frauentages bezifferte sie den Rückstand von Frauen bei der Entlohnung im Schnitt bei 23 Prozent gegenüber Männern. "Bereits Berufsanfängerinnen verdienen weniger als ihre männlichen Kollegen. Frauen mit bis zu drei Jahren Berufserfahrung erhalten meist 18,7 Prozent weniger", unterstrich die Gewerkschafterin.
Auch steuerrechtlich gebe es Fehlanreize wie das Ehegattensplitting. "Das Ehegattensplitting ist ein sogenanntes vergiftetes Geschenk. Es betoniert die alten Rollenbilder", sagte Lersmacher. Gleiches gelte für die Steuererleichterungen bei geringfügiger Beschäftigung. "Die Sachverständigenkommission zum 1. Gleichstellungsbericht der Bundesregierung hat in ihren Gutachten die Bundesregierung aufgefordert, dies endlich abzuschaffen. Passiert ist bisher nichts", kritisierte Lersmacher.
Einen weiteren Nachteil sieht Lersmacher in den Beschäftigungsverhältnissen. "Es sind überwiegend Frauen, die in prekären Beschäftigungsverhältnissen arbeiten müssen", monierte sie. "Gerade jetzt im Aufschwung boomen Minijobs, Leiharbeit, Teilzeitjobs und befristete Jobs. Und meist werden Frauen in diese Spirale gedrängt, die berufliches Fortkommen massiv behindert."
Zudem mangele es an guten und bezahlbaren Kinderbetreuungsangeboten. Ab dem Jahr 2013 hätten zwar alle Kinder ein Recht auf einen Kindertagesstättenplatz, ernsthafte Anstrengungen der Politik, dieses Ziel zu erreichen, seien aber nicht zu erkennen, kritisiert die Frauensekretärin außerdem. Für viele Beschäftigte sei die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein schwieriger, oft sogar kaum zu bewältigender Spagat. Fehlende Betreuungsmöglichkeiten und mangelnde Arbeitszeitmodelle in den Betrieben stünden der Vereinbarkeit oft im Weg.
Für mehr Gleichberechtigung in den Chefetagen fordert die IG Metall eine gesetzliche Frauenquote für Vorstände und Aufsichtsräte. 2010 waren gerade mal drei Prozent der Vorstandsmitglieder in den 200 führenden deutschen Unternehmen weiblich. In den 30 DAX-Unternehmen waren es 2,1 Prozent. Lersmacher: "Das ist eine manifestierte Ungleichheit und muss sich ändern."
Mehr als 70 Prozent aller Frauen in den Aufsichtsräten sind Vertreterinnen der Arbeitnehmer. Die IG Metall hatte jüngst eine Frauenquote von 30 Prozent für die Vertreter/innen der IG Metall in den Aufsichtsräten beschlossen.
Dennoch warb Lersmacher dafür, auch die Frauen nicht zu vergessen, die weit weg von Führungspositionen sind. "Damit meine ich Frauen, die in zu geringe Arbeitszeiten gezwungen werden oder geringfügig beschäftigt sind und erkennbar keine ausreichende Versorgung im Alter haben werden. Die Einführung eines existenzsichernden gesetzlichen Mindestlohns wäre eine richtige und echte Frauenpolitik. 80 Prozent der Frauen würden davon profitieren. Die Politik muss endlich im Sinne der arbeitenden Menschen handeln und nicht einfach die Interessen der Unternehmen bedienen", forderte Lersmacher.
Das Motto des Internationalen Frauentages lautet in diesem Jahr "Heute für morgen Zeichen setzen."

Letzte Änderung: 08.03.2011