IG Metall Pressedienst 4/2011

IG Metall Pressedienst

24.02.2011 Metaller fordern: Arbeit - sicher und fair! - Aktionstag der IG Metall gegen prekäre Beschäftigung

Bis zum frühen Nachmittag haben sich über 50.000 Menschen aus mehreren hundert Betrieben im Bezirk an Kundgebungen und anderen betrieblichen Aktionen der IG Metall im Südwesten beteiligt. Allein an den zahlreichen Kundgebungen beteiligten sich bis heute Mittag über 30.000 Menschen. Die Beschäftigten wenden sich mit ihrem Protest gegen die massive Zunahme prekärer Beschäftigung wie Leiharbeit, Werkverträge und Befristungen.
Betriebliche Kundgebungen gab es unter anderem an den Daimler Standorten Sindelfingen, Untertürkheim, Mannheim, Rastatt und Mettingen, beim Sportwagenhersteller Porsche in Zuffenhausen und bei Bosch in Feuerbach, Bühl und Waiblingen.

Weitere Aktionen bei SEW in Bruchsal, Kern-Liebers, ZF in Friedrichshafen, an Standorten der Mahle GmbH, bei Schuler, bei Audi in Neckarsulm, Bosch in Bühl.
Kundgebungen an zentralen öffentlichen Plätzen gab es außerdem in Schwäbisch Hall, Reutlingen, Ludwigsburg.
Auch in den Betrieben hochrangiger Funktionäre des Arbeitgeberverbandes gab es Aktionen: Allgaier in Uhingen (Betrieb von Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt) Prominent in Heidelberg (Betrieb von Südwestmetallpräsident Rainer Dulger) König Metall (Betrieb des ehemaligen Südwestmetallchefs Otmar Zwiebelhofer) sowie Marquardt in Weilheim-Rietheim. In all diesen Betrieben wird von den Geschäftsleitungen zunehmend und massiv auf Leiharbeit gesetzt.
IG Metall Bezirksleiter Jörg Hofmann bezeichnete es in Sindelfingen auf einer Kundgebung vor über 6.000 Daimler-Beschäftigten als "grotesk", wenn ein Aufschwung für abertausende Menschen einen Abstieg in schlecht bezahlte und unsichere Jobs bedeute. "Aufschwung für die einen, Abstieg für die anderen, damit wollen und werden wir uns nicht abfinden", so Hofmann.

Er betonte außerdem, gleiche Arbeit für gleiches Geld sei die Normalität in ganz Europa, nur nicht in Deutschland. "Es entspricht dem gesunden Menschenverstand, dass eine Gesellschaft die gleiche Leistung mit verschiedenem Maße misst, zutiefst ungerecht ist."
Arbeitsministerin Ursula von der Leyen warf er vor, den perfekten Kniefall vor den Arbeitgebern zu üben. Sie habe zusammen mit der schwarz-gelben Bundesregierung eine Einigung im Vermittlungsausschuss blockiert. "Ihr vorgelegter Gesetzentwurf begrenzt nicht einmal die gröbsten Auswüchse der Leiharbeit." Der Aufschwung müsse in Form sicherer und fairer Beschäftigung bei den Menschen ankommen. Hofmann: "Schiebt dem Ausufern der Leiharbeit endlich einen Riegel vor. Leiharbeit, Befristungen und Werkverträge sind kein Ersatz für feste Einstellungen die den Menschen, gerade der jungen Generation, Perspektiven gebe."

Er verwies darauf, dass die hohe vorhandene Flexibilität in den Betrieben der Metall- und Elektroindustrie ausreiche. Der beste Beweis hierfür wären die hunderte von Betrieben die ohne Leiharbeit und Werkverträge allein mit den Instrumenten der heutigen Tarifverträge die Krise bewältigt haben.
Hofmann bezeichnete die Reaktion von Südwestmetall-Chef Dulger als einen unnötigen Pflichtbeitrag eines Arbeitgeberverbandspräsidenten. "Statt offen zu sagen, dass mit Leiharbeit und Werkverträgen Mitbestimmung und Tarifverträge unterlaufen werden sollen, wird am Thema vorbeigeredet. Es ist doch abstrus, ein Instrument als beschäftigungsfreundlich zu bezeichnen, das dazu beitrug in der Krise massenweise Menschen auf die Strasse zu setzen und nun abertausende Menschen aus einer sicheren Beschäftigungsperspektive in unsichere und schlecht bezahlte Beschäftigung zwingt. Wenn man das eigene schlechte Gewissen zur bösen Tat beruhigen will, dann doch nicht mit diesen Zumutungen an den gesunden Menschenverstand."

Bei der Firma mtu in Friedrichshafen kam es unterdessen zum Eklat zwischen Gewerkschaft und Unternehmensleitung. Der Personalchef Matthias Jobmann untersagte es den Gewerkschaftern in der Kantine eine Belegschaftsinformation durchzuführen. Für die dortige Bevollmächtigte Lilo Rademacher ist dies ein "Affront sondergleichen" und gegenüber den Beschäftigten eine "Unverschämtheit". Rademacher: "Eine Geschäftsleitung die Arbeitnehmerrechte dermaßen mit Füßen tritt, zeigt ihrer Belegschaft, was sie von ihr hält."

Letzte Änderung: 24.02.2011