Presseschau: Nach der Verhandlungslösung

Gute Arbeit - Gutes Geld

16.05.2002 Nach einer monatelangen, Kräfte zehrenden Tarifrunde einigten sich die Tarifparteien am Mittwoch in Böblingen auf einen Abschluss für die Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg

Die "Freies Wort" aus Thüringen schreibt:
"Die IG Metall hat in den Verhandlungen ihre 'magische Vier' bekommen, die für die aufgebrachten Metaller in den Betrieben die Minimal-Voraussetzung war. Auch in den erfolgreichen Unternehmen zeigte man sich deshalb zufrieden. 'Als Porsche-Abschluss wäre dieses Ergebnis schlecht, als Flächenabschluss geht es in Ordnung', meinte der Porsche-Betriebsratsvorsitzende Uwe Hück. Im Gegenzug musste die IG Metall die lange Laufzeit bis Ende 2003 in Kauf nehmen, die ihnen im Fall eines rasanten Aufschwungs im kommenden Jahr keine Möglichkeit mehr gibt, höhere Lohnabschlüsse durchzusetzen. Allerdings steht der Boom nach der Ansicht von Wirtschaftsexperten auch noch in weiter Ferne."
Und zum Entgeltrahmentarifvertrag berichten sie:
"Mit dem Einstieg in einen Entgeltrahmentarifvertrag (ERA) soll die jahrzehntelange Benachteiligung von gewerblichen Facharbeitern gegenüber Angestellten beseitigt werden. Die ERA-Einigung stand nach dem Beginn des Streiks wieder auf der Kippe, nun könnte sie langfristig als die größte Errungenschaft dieser Tarifrunde in die Geschichte eingehen. Sie ist zwar für Schlagzeilen weniger geeignet als die 'magische Vier', kann aber als gemeinsames Reformprojekt von Gewerkschaft und IG Metall nicht hoch genug eingeschätzt werden."

In der "Berliner Zeitung" findet sich folgende Bewertung:
"Arbeitgeber und IG Metall haben sich zu einem Abschluss bekannt, der für beide Seiten vertretbar ist, ihnen dennoch einiges zumutet. Keiner ist Verlierer. Die IG Metall bekam, was sie wollte: hohe Lohnsteigerungen. Sie musste sich dafür auf eine lange Laufzeit des Tarifvertrages einlassen. Die Arbeitgeber haben so bei den Arbeitskosten eine nicht zu unterschätzende Planungssicherheit gewonnen."
Und zum Ablauf der Tarifrunde heißt es:
"Immerhin gibt der Verlauf der Tarifrunde Hoffnung, dass alte Rituale langsam an Bedeutung verlieren. Arbeitgeber wie Gewerkschaft hielten sich spürbar mit Muskelspielen und Verbalattacken alter Prägung zurück. Zwar hat die IG Metall gestreikt, doch war der Arbeitskampf nicht von Unerbittlichkeit geprägt. Die betroffenen Unternehmen können ihre Ausfälle ohne Probleme wieder ausgleichen. Die Arbeitgeber wiederum machten schon in einer frühen Phase ein hohes Angebot, um den Tarifstreit nicht eskalieren zu lassen. Möglicherweise deutet sich, gerade in Baden-Württemberg, ein Wandel im Umgang miteinander an. Das muss auf die Qualität der Tarifabschlüsse nicht zwangsläufig einen negativen Einfluss haben."

Die "Financial Times Deutschland" berichtet über mögliche Auswirkungen:
"'Das wird die Abschlüsse in fast allen anderen Branchen hochziehen', sagte Rainer Schmidt, Tarifexperte am Institut für Weltwirtschaft in Kiel. 'Der Korridor für die anderen Branchen ist jetzt durch den Chemieabschluss nach unten und den Metallabschluss nach oben vorgegeben', sagte Reinhard Bispink vom gewerkschaftsnahen WSI-Tarifarchiv in Düsseldorf."

Und in der "Heilbronner Stimme" heißt es:
"Bundeskanzler Gerhard Schröder sagte, das Ergebnis zeige, dass gesamtwirtschaftliche Vernunft da sei. Der erzielte Abschluss könne einen 'Schub' für den wirtschaftlichen Aufschwung geben."

Letzte Änderung: 13.11.2008