Presseschau Erste Streikwoche
Wegen des Brückentages waren nur 3.500 Beschäftigte in elf Betrieben aufgerufen, nicht zur Arbeit zu erscheinen.
Die "Basler Zeitung" schreibt zum Streik in Deutschland:
"Im Tarifkonflikt in der deutschen Metall- und Elektroindustrie stellt sich die IG Metall auf einen langen Arbeitskampf ein. Am Freitag gingen die Streiks wegen der Feiertage nur auf Sparflamme weiter. 'Im Moment gibt es keinen Hinweis
für ein neues Angebot und für ein Umdenken der Arbeitgeber, also stellen wir uns darauf ein, dass der Streik noch eine geraume Zeit dauert', sagte IG-Metall-Chef Klaus Zwickel. Das Ende der Streiks hänge von einem
'vernünftigen und akzeptablen Angebot' ab. Die Arbeitgeber lehnten ein neues Angebot ab."
Die "Financial Times Deutschland" schreibt:
"Da die Arbeitgeber nicht von ihrer Position abweichen, stellt sich die IG Metall auf einen langen Arbeitskampf ein. 'Im Moment gibt es keinen Hinweis für ein neues Angebot und für ein Umdenken im Arbeitgeberlager, also stellen
wir uns darauf ein, dass der Streik noch eine geraume Zeit dauert', sagte IG-Metall-Chef Klaus Zwickel am Freitag nach einem Treffen mit europäischen Metallgewerkschaften in Frankfurt."
Und weiter:
"Die Metall-Arbeitgeber weichen im Tarifkonflikt auch nach einer Woche Streik nicht von ihrer Position ab. 'Ob die IG Metall mit Streiks weiter Druck macht oder nicht - wir legen kein anderes Angebot vor', sagte Südwestmetall-Chef
Otmar Zwiebelhofer am Freitag in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa."
Ein Gespräch mit IG-Metall-Vize Jürgen Peters zum Streik ist in der "Die Welt" abgedruckt:
"Jürgen Peters: [...] Genau in den Betrieben, wo an dem Brückentag eine hohe Produktionsverpflichtung bestand und die Leute keinen Urlaub bekommen haben, wurde ganz gezielt zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Streik muss weh
tun, sonst macht er keinen Sinn."
Und weiter:
"Peters: Sehen Sie, die Arbeitnehmer im Osten haben noch sehr viel aufzuholen. Auch darum geht es in dieser Tarifrunde. Und zwar nicht allein um die dringend notwendige Erhöhung der Einkommen, sondern zum Beispiel auch um die
Lohnsicherung für ältere Beschäftigte. Außerdem wird ein möglicher erster Abschluss aus Baden-Württemberg nicht automatisch auf andere Tarifbezirke übertragen. Die größten Fragezeichen dabei
sehe ich im Osten - und darum werden wir uns bei den Streiks auch auf die östlichen Tarifbezirke fokussieren."
Im Lokalteil Berlin der "TAZ" ist der erste große Streik der IG Metall im Osten ebenfalls Thema:
"Ein historisches Ereignis - zwölf Jahre nach der Wende haben sich offenbar Gewerkschaften und ein Großteil der übrig gebliebenen Unternehmen so weit konsolidiert, dass die IG Metall die Region neben Baden-Württemberg
zum Pilotbezirk erklärt hat. Der gewollte Nebeneffekt: deutsche und nichtdeutsche Westberliner, Ostberliner und Brandenburger sollen sich am Werkstor und auf der Straße zusammenfinden - im Kampf für höhere Löhne
sowie die Abschaffung der Trennung von Arbeiter- und Angestellten-Entgelten."
Und weiter:
"Die ostdeutsche Metall- und Elektroindustrie wachse schneller als die westdeutsche, so IG-Metall-Verhandlungsführer Hasso Düvel. Allein in 2001 sei der Umsatz der Branche in Ostdeutschland um 9,1 gegenüber dem Vorjahr
gestiegen. Die manchmal schwierige Lage von kleinen und mittleren Unternehmen werde genutzt, um die ostdeutschen Tarife zu drücken. Düvel: 'Damit muss Schluss sein.'"
Zur Ausweitung der Streik auf Berlin-Brandenburg schreibt die "Frankfurter Rundschau" unter dem Titel "Exempel gegen das Billiglohn-Land":
"Ein Exempel wird statuiert. Es soll ein für alle Mal klar werden, 'dass sich der Osten nicht als Hinterhof Deutschlands abstempeln lässt', so Marlis Dahne, die Sprecherin des IG-Metall-Bezirks Berlin-Brandenburg. Wann immer im
Westen Tarifabschlüsse erzielt worden seien, sagt Dahne, hätten Ost-Arbeitgeber versucht, diese zu konterkarieren, um ein 'dauerhaftes Billiglohnland' zu etablieren. Immer wieder habe das Argument gegolten: Niedrige Löhne
= Aufschwung. 'Wenn dem so wäre, müsste der Osten ja vor lauter wirtschaftlichem Erfolg explodieren', so die Gewerkschafterin zur FR. Aber da dem nicht so ist, sei jetzt Schluss mit lustig."
Die "Berliner Zeitung" schreibt unter dem Titel "Weiser hat Verständnis für Metall-Streik":
"Der Wirtschaftsweise Jürgen Kromphardt hat Verständnis für die Absicht der IG Metall gezeigt, die Streiks vom kommenden Montag an auf Berlin-Brandenburg auszudehnen. Die Wahl der geeigneten tarifpolitischen Instrumente
sei Sache der Gewerkschaften, sagte Kromphardt der 'Berliner Zeitung'. 'Das überlassen wir am besten der Weisheit der Streikparteien, die sind da am schlauesten.' Mangelndes Verantwortungsbewusstsein der Gewerkschaften wegen der
insgesamt vergleichsweise schwächeren wirtschaftlichen Lage in Berlin-Brandenburg könne er nicht erkennen. Schließlich seien auch in diesem Tarifbezirk die Verhandlungen abgebrochen worden. 'Wenn man Tarifverträge
abschließt oder nicht abschließt, dann muss man auch dafür kämpfen', erklärte der Wirtschaftsweise."
Links:
Basler Zeitung: Kein Streikende in Sicht
Financial Times Deutschland: IG Metall stellt sich auf langen Arbeitskampf ein
Die Welt: "Streik muss weh tun"
TAZ - die tageszeitung: Ein paar Räder stehen still
Letzte Änderung: 13.11.2008