Presseschau zweiter Streiktag
Die "Financial Times Deutschland" berichtet unter dem Titel "IG-Metall-Streik: Neue Verhandlungen nicht in Sicht":
"Am zweiten Streiktag waren in Baden-Württemberg 20.000 Beschäftigte in 23 Betrieben aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen. Überwiegend wurde in mittelgroßen Unternehmen gestreikt. [...] Mit Warnstreiks
unterstützten nach Gewerkschaftsangaben in Nordrhein-Westfalen 4300 Metaller, in Rheinland-Pfalz und im Saarland knapp 14.000 Beschäftigte die Streikenden im Südwesten."
Und weiter:
"Die Gewerkschaft will noch in dieser Woche entscheiden, wann der Streik auch auf den Bezirk Berlin-Brandenburg ausgedehnt werden soll. Frühester Streikbeginn sei dann der kommende Montag. Ein neuer Verhandlungstermin zwischen IG
Metall und Arbeitgebern ist nach Worten eines Gewerkschaftssprechers in Stuttgart nicht in Sicht."
Die "Frankfurter Rundschau" im Gespräch mit Berthold Huber, Bezirksleitung Baden-Württemberg:
"Die IG Metall fordert seit Tagen vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall, ein neues Lohnangebot vorzulegen, erst dann will die Gewerkschaft wieder verhandeln. Gesamtmetall lehnt dies strikt ab. [...] Huber geht davon aus, dass die
Arbeitgeber ´informell erklären´, dass sie einen ´neuen Versuch´ machen wollen, sich zu einigen. Denn die gescheiterten Lösungsmodelle, die im letzten Verhandlungsmarathon vor dem Streik ´rauf und
runter diskutiert´ worden seien, müsse man sich nicht noch einmal unter die Nase halten. Er hoffe, dass von den Arbeitgebern ´noch in dieser Woche Signale kommen´."
Und weiter:
"Der Vorwurf, die IG-Metall-Forderung von 6,5 Prozent mehr Lohn sei maßlos, nervt den Gewerkschafter. ´Eine Kapitalrendite von sechs Prozent ist selbstverständlich´, sagt er. Wenn die Beschäftigten dagegen mehr
Geld forderten, würden sie beschimpft. Der Streik sei darum auch ein ´Kampf um Anerkennung´. Die Leute wollten, dass ihre Arbeit gewürdigt wird."
Die "junge Welt" sprach mit Hermann Spieß, Geschäftsführer der IG Metall Freiburg, über den Streik in mittelständischen Betrieben im Süden des Landes:
"Wir sind für den Arbeitskampf gut gerüstet, organisatorisch und logistisch. Die Metaller stehen hinter uns. [...] Dies zeigt auch das Ergebnis der Urabstimmung, an der sich im Bezirk Freiburg rund 2900 Beschäftigte in 35
Betrieben beteiligt haben. 91 Prozent haben für Streik gestimmt. Das spiegelt deutlich die Stimmung wider, die in den Betrieben herrscht und ist als klarer Auftrag zu verstehen. Bereits die große Beteiligung an den Warnstreiks
in den ersten Aprilwochen hat das gezeigt. Auch in der Bevölkerung habe ich noch nie eine so breite Zustimmung für einen Streik gespürt wie in diesen Tagen. Viele sagen, es wird Zeit, daß die Leute mal wieder etwas
mehr Geld bekommen."
Und weiter:
"Die Tarifauseinandersetzungen dürfen nicht nur auf die Großindustrie um den Stuttgarter Speckgürtel beschränkt bleiben. Auch die mittelständischen Unternehmen müssen spüren, daß die
Beschäftigten nach fairer Beteiligung drängen."
Die "Netzzeitung" schreibt unter dem Titel "Metaller setzen Streik in 22 Betrieben fort":
"Konjunkturforscher gaben unterdessen Entwarnung, was die möglichen Auswirkungen des Streiks auf die Konjunkturerholung angeht. Der Wirtschaftswissenschaftler Udo Ludwig vom Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) sagte
der Nachrichtenagentur ddp, von einem Abwürgen der Konjunktur könne keine Rede sein."
Links:
Financial Times Deutschland: IG-Metall-Streik: Neue Verhandlungen nicht in Sicht
Frankfurter Rundschau: Huber wartet auf Arbeitgebersignale
Letzte Änderung: 25.04.2008