Resolution der IG Metall-Bezirkskonferenz: Hände weg von der 35!

06.07.2004 Die Metallerinnen und Metaller Baden-Württembergs haben in der 55. Bezirkskonferenz in Karlsruhe am 6. Juli 2004 eine Resolution zur aktuellen arbeitszeitpolitischen Debatte beschlossen: Hände weg von der 35-Stunden-Woche!

Die Resolution im Wortlaut:

Seit einigen Monaten unternimmt eine unheilvolle Allianz von Arbeitgebern und Politikern einen Generalangriff auf die 35-Stunden-Woche.
Nachdem die IG Metall in der Tarifrunde 2004 die Forderung der Arbeitgeber nach Tariföffnungen zur Arbeitszeitverlängerung erfolgreich abwehrte, versuchen nun einzelne Arbeitgeber diesen Konflikt in die Betriebe zu tragen.

Wir haben in der Tarifrunde deutlich gemacht und anhand betrieblicher Fälle bewiesen: Arbeitszeitverlängerung schafft keine neuen, sondern vernichtet Arbeitsplätze. Wir haben im Tarifergebnis von Pforzheim ermöglicht, dass dort, wo Fachkräftemangel Innovationen behindert, eine bezahlte Arbeitszeitverlängerung unter klar konditionierten Bedingungen möglich ist. Wir haben im Tarifergebnis von Pforzheim ebenfalls die Voraussetzungen für vorübergehende tarifliche Abweichungen und das hierfür notwendige Verfahren beschrieben. Dazu gehört auch eine Absenkung oder Erhöhung der Arbeitszeit. In den wenigen uns bisher vorliegenden Fällen hat die Prüfung ergeben: eine Verlängerung der Arbeitszeit würde zu Personalabbau führen.

Trotzdem verstärken Teile des Arbeitgeberlagers und Politik ihr öffentliches Trommelfeuer für längere Arbeitszeiten. Diese Forderung wird geradezu als Wundermittel beschrieben, um die Probleme der Gesellschaft zu lösen. Eingelöst würden aber allein kurzfristige Renditeerwartungen bzw. eine Linderung der Finanznöte der öffentlichen Hand. Beides zu Lasten von Beschäftigung und damit dringend notwendigen Wachstumsimpulsen.

Politik und Arbeitgeber schrecken dabei nicht zurück, die abhängig Beschäftigten in Deutschland als Faulenzer zu diskreditieren. Dies ist eine unerträgliche Diskriminierung für Menschen, die Tag für Tag die Leistung bringen und damit Deutschland weiter einen Spitzenplatz in der Produktivität sichern. Dies ist eine Verleugnung der Tatsache, dass die realen Arbeitszeiten im Mittelfeld der vergleichbaren OECD-Länder liegen und wir die weitreichendste Flexibilisierung und mit die längsten Betriebsnutzungszeiten haben. Die Mär von den zu kurzen Arbeitszeiten ist reine Demagogie für durchaus eigennützige Interessen der Arbeitgeber.

Das Kernproblem unserer Gesellschaft ist die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit und stagnierendes Wachstum. Arbeitszeitverlängerung ohne Lohnausgleich wirkt kontraproduktiv und vennichtet Arbeitsplätze.

In unserer Tarif- wie Betriebspolitik ist und bleibt die 35-Stunden-Woche daher weiter der feste Bezungspunkt. Die IG Metall Baden-Württemberg word dort zur Solidarität aufrufen, wo Arbeitgeber Belegschaften zur Arbeitszeitverlängerung erpressen wollen.

Letzte Änderung: 31.10.2007