Carl Zeiss: Ergänzungstarifvertrag abgeschlossen

04.02.2002 Statement der IG Metall zum Ergänzungstarifvertrag für die Firmen Carl Zeiss, Carl Zeiss Semiconductor Manufacturing Technologies AG (SMT AG).

Die IG Metall Bezirksleitung Baden-Württemberg hat mit den Firmen Carl Zeiss und SMT AG einen Ergänzungstarifvertrag geschlossen, der für Beschäftigte in den Bereichen Forschung und Entwicklung neue Möglichkeiten der tariflichen Entlohnung und der Arbeitszeit eröffnet.

Im Blick auf die SMT AG wurde vereinbart, dass die Tarifbindung für die Beschäftigten durch den Verbandsbeitritt zum Arbeitgeberverband Südwestmetall hergestellt wird. Das Ziel der IG Metall war es, für die durch Ausgründung betroffenen Beschäftigten beim Übergang in die SMT AG tarifvertragliche Bindung herzustellen. Durch den Beitritt zum Arbeitgeberverband hat die zu Carl Zeiss gehörende SMT AG einen neuen Weg beschritten. Bisher stellt Carl Zeiss die Tarifbindung über einen Anerkennungstarifvertrag her.

Die Regelungen im Ergänzungstarifvertrag sehen vor, dass über den bisher bekannten tariflichen Gehaltsgruppen zwei weitere Entgeltgruppen eingeführt werden. Die Systematik dieser beiden Entgeltgruppen sieht ein Jahresgrundentgelt einschließlich der bisher bekannten betrieblichen Sonderzahlung (Weihnachtsgeld) und des zusätzlichen Urlaubsgeldes vor. Hinzu kommt die Möglichkeit einer Leistungsvereinbarung über Ziele, die zwischen Vorgesetzten und Beschäftigten einvernehmlich festgelegt werden.

Mit dieser Möglichkeit werden für die Beschäftigten Anreize in Bezug auf die Einflussnahme der Gestaltung der eigenen Arbeit und auf die Möglichkeit eines höheren Verdienstes geschaffen. Der Ergänzungstarifvertrag sieht vor, dass bei Zielerreichung das Grundgehalt um weitere 20 % steigen kann.

Die IG Metall und Carl Zeiss haben festgelegt, dass das neue tarifliche Grundentgelt in der oberen Entgeltgruppe F2 62.889,- EURO beträgt. Das maximal zu erreichende Zielentgelt in dieser Gruppe beträgt 107.372,- EURO. Die beiden Tarifvertragsparteien haben damit adäquate tarifliche Entgeltgruppen mit Leistungsanreizen für die Beschäftigten geschaffen, die den Wert der dafür geleisteten Arbeit auch in der Entgelt-höhe abbilden.

Mit der Regelung neuer Entgeltgruppen verbunden, sind neue Regelungen zur Ar-beitszeit. Für die Beschäftigten in den neuen Entgeltgruppen ist eine Arbeitszeit von bis zu 40 Stunden in der Woche möglich. 38 Stunden davon werden ausbezahlt 2 Stunden fließen in ein Arbeitszeitkonto.

Der Beschäftigte hat im Rahmen seiner Zeitsouveränität die Möglichkeiten, die im Arbeitszeitkonto aufgelaufenen Stunden durch individuelle Blockfreizeiten, vorzeitigen Übergang in den Ruhestand oder auch persönliche Qualifizierungsmaßnahmen zu nehmen.

Die IG Metall trägt mit dieser tariflichen Regelung der Arbeitszeitrealität in den Forschungs- und Entwicklungsbereichen Rechnung. Die IG Metall wirkt mit einer solchen Regelung dem Trend, dass zunehmend tarifvertraglich vereinbarte Arbeitszeit-grenzen überschritten werden, entgegen. Die Schaffung von Arbeitszeitkonten trägt dazu bei, dass bisher geleistete, aber verfallene Arbeitszeit von Beschäftigten gesammelt und zu einem späteren Zeitpunkt, je nach individueller Lebenslage, verbraucht werden kann.

Der Ergänzungstarifvertrag sieht weiter vor, dass die veränderte Arbeitszeit bis zu 40 Stunden im Falle von drohender Kurzarbeit oder Entlassungen auf die tarifliche wöchentliche Arbeitszeit von heute 35 Stunden zurückgeführt wird. Dies ist für die IG Metall ein intelligentes Werkzeug zur Arbeitsmarktpolitik, das eine Anpassung an die jeweilige reale Situation auf dem Arbeitsmarkt zulässt.

Zusammengefasst kann gesagt werden, dass mit dem Ergänzungstarifvertrag zwischen Carl Zeiss, der SMT AG und der IG Metall für die Beschäftigten tarifvertragliche Werkzeuge geschaffen wurden, die der realen Situation im Forschungs- und Entwicklungsbereich Rechnung trägt. Durch neue Entgeltgruppen, der Möglichkeit einer größeren Zeitsouveränität durch ein Arbeitszeitkonto sowie der Beachtung der arbeitsmarktpolitischen Situation, haben Carl Zeiss und die IG Metall neue tarifpoliti-sche Wege beschritten.

Letzte Änderung: 31.10.2007