Tarifergebnis im Kfz-Handwerk
- Entgelte steigen zum 1. Juli 2025 um 2,3 Prozent
- Zum 1. August 2026 folgen weitere 3,3 Prozent
- Ausbildungsvergütung steigt um 80 Euro
Korntal-Münchingen. Im baden-württembergischen Kfz-Handwerk wurde in der Nacht zum heutigen Mittwoch ein neuer Tarifabschluss erzielt. Nach monatelangen Verhandlungen und massiven Warnstreiks in vielen Regionen steigen die Entgelte zum 1. Juli 2025 um 2,3 Prozent, die Ausbildungsvergütungen um 80 Euro. Zum 1. August 2026 folgen weitere 3,3 Prozent, welche ebenso für die Auszubildenden gelten. Am 05.06. wird die große Tarifkommission über dieses Ergebnis entscheiden.
"Es waren intensive und herausfordernde Verhandlungen. Es ist uns gelungen, neben der Forderung nach einer gerechten Entgelterhöhung auch eine Gesprächsverpflichtung zu vereinbaren, die es uns ermöglicht, die Zukunft der Branche in Baden-Württemberg ganz aktiv zu gestalten", sagt Christian Schwaab, Verhandlungsführer der IG Metall Baden-Württemberg.
Mehr Zeit statt Geld
Neben den Entgeltsteigerungen wurde auch ein zusätzlicher Schritt in Richtung Flexibilisierung erreicht: Beschäftigte haben künftig die Möglichkeit, bis zu fünf Arbeitstage pro Jahr unbezahlt freizunehmen, indem sie dafür auf Teile ihres Entgelts verzichten. Die Freistellungstage werden analog zu Urlaubstagen behandelt und individuell auf Antrag gewährt. Der Abzug erfolgt in dem Monat, in dem die Freistellung genommen wird. Gezahlt wird an diesen Tagen weder eine tarifliche noch eine übertarifliche Vergütung.
Tarifpolitischer Auftakt für mehr Modernisierung
Darüber hinaus haben sich die Tarifparteien auf eine Gesprächsverpflichtung verständigt: In den kommenden Monaten soll gemeinsam über die Weiterentwicklung und Modernisierung des bestehenden Entgeltsystems im Kfz-Handwerk verhandelt werden. Ziel ist es, eine zeitgemäße Struktur zu schaffen, die den Anforderungen von Beschäftigten und Betrieben gleichermaßen gerecht wird.
Schwaab betont: "Das Kfz-Handwerk ist unverzichtbar für die Mobilität in unserem Land. Deshalb ist klar: Die Leistung der Beschäftigten muss wertgeschätzt werden - nicht nur mit Worten, sondern auch mit besseren Bedingungen. Über die Verpflichtung zur Modernisierung des Entgeltsystems ist es uns gelungen eine wichtige Aufgabe, nämlich Zukunft in Baden-Württemberg aktiv mitzugestalten, im Tarifergebnis zu verankern".
Allein in Baden-Württemberg sind rund 55.000 Menschen im Kfz-Handwerk beschäftigt - in Werkstätten und Autohäusern, die das Rückgrat unserer Alltagsmobilität bilden. Die Branche steht dabei vor großen Herausforderungen: Digitalisierung, Elektromobilität und Fachkräftemangel verändern die Anforderungen massiv.
"Unsere Kolleginnen und Kollegen leisten täglich Enormes - unter hohem Zeitdruck, wachsender Technikkomplexität und oft schwierigen Arbeitsbedingungen", so Schwaab weiter. "Der neue Tarifabschluss bringt mehr Geld, vor allem auch für Auszubildende. Das ist ein wichtiges Signal, um den Beruf wieder attraktiver zu machen."
Dass es überhaupt zu diesem Abschluss kommen konnte, ist dem Engagement der Beschäftigten zu verdanken: In mehreren Bundesländern hatten sich zehntausende Kolleginnen und Kollegen an Warnstreiks beteiligt - auch in Baden-Württemberg. Die Geschlossenheit und Entschlossenheit der Beschäftigten hat den notwendigen Druck auf die Arbeitgeber aufgebaut.
Letzte Änderung: 28.05.2025