Weiterer Stellenabbau bei Bosch

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22.11.2024 Weiterer massiver Stellenabbau in drei Bosch-Geschäftsbereichen - Gemeinsame Pressemitteilung der IG Metall Baden-Württemberg und des Bosch-Gesamtbetriebsrats

Gerlingen/Stuttgart. Die Bosch-Geschäftsführung kündigt einen weiteren massiven Personalabbau in gleich drei Geschäftsbereichen gleichzeitig an. In den nächsten Jahren sollen zusätzliche 3900 Stellen in Deutschland abgebaut werden. Bosch geht derzeit von einem Anpassungsbedarf im Werk Hildesheim, in dem Produkte für die Elektromobilität gefertigt werden, von rund 750 Stellen aus.

Im Geschäftsbereich XC (Softwareentwicklung für Autonomes Fahren) sind die Standorte Leonberg, Abstatt, Renningen, Schwieberdingen und Hildesheim von einem geplanten Anpassungsbedarf von rund 1850 betroffen. Darüber hinaus sollen weitere 1300 Stellen im Geschäftsbereich VM (Vehicle Motion) in der Lenkungssparte am Standort Schwäbisch Gmünd gestrichen werden.

Unsicherheit bezüglich der Zukunft des Arbeitsplatzes gibt es auch in der Steuergerätefertigung am Standort Reutlingen (Geschäftsbereich Mobility Electronics). Die Beschäftigten wurden informiert, dass Produkte auslaufen und nicht ersetzt werden.

Zusätzliche Kostensparmaßnahmen führt das Unternehmen einseitig im Geschäftsbereich VM in Abstatt, in allen Bosch-Zentralbereichen und in allen Zentralbereichen der Mobility-Sparte durch. Hier wurden die Tarifbeschäftigten informiert, dass alle Arbeitsverträge mit 40 oder 38 Stunden auf die 35-Stunden-Woche zurückgeführt werden. Der Entgeltverlust von bis zu 15 Prozent betrifft rund 2300 Mitarbeiter an verschiedenen Standorten.

Frank Sell, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats des Unternehmensbereichs Mobility Solutions der Bosch-Gruppe, Stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats der Robert Bosch GmbH:
"Die Ankündigung des Unternehmens, Personal in diesem Ausmaß zu reduzieren, ist für die Mitarbeiter ein Schlag ins Gesicht. Erst im Juli 2023 hatte die Geschäftsführung in einer Vereinbarung mit dem Gesamtbetriebsrat der Mobilitätssparte betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2027 ausgeschlossen. Schon im Mai 2024 wurde in vier verschiedenen Geschäftsbereichen ein Personalabbau von insgesamt ca. 2200 Mitarbeitern in Deutschland vereinbart. Gerade mal sechs Monate später sollen weitere 3800 Arbeitsplätze dem Rotstift zum Opfer fallen.
Diese Maßnahmen des Unternehmens führen zu großer Verunsicherung in den Belegschaften. Der zusätzliche Personalabbau innerhalb kürzester Zeit lässt das Vertrauen in die Geschäftsführung schwinden. Durch den einseitigen Eingriff des Unternehmens in das Entgelt der Beschäftigten haben wir zudem einen neuen Tiefpunkt unserer Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung erreicht.
Unter einer Zukunftsgestaltung des Mobilitätswandels und Zielbildern für die deutschen Standorte der Mobilitätssparte stellen wir uns etwas anderes vor. Der erst im Juli 2023 festgelegte Beteiligungsprozess der Betriebsräte wird von der Bosch-Geschäftsführung für die Umsetzung der Personalreduzierung missbraucht. Der soziale Frieden im Unternehmen wird damit aufs Spiel gesetzt. Wir werden unseren Widerstand zu diesen Plänen nun auf allen Ebenen organisieren.
Wir fordern die Bosch-Geschäftsführung auf, die Digitalisierung der deutschen Standorte voranzutreiben und in die Verbesserung von Prozessen und Zukunftstechnologien zu investieren. Es gilt nach wie vor, ein neues und belastbares Konzept für Chancen, Innovationen und Investitionen in Deutschland zu entwickeln. Bosch ist ein multinationales Unternehmen. Unser Management sollte jedoch nicht vergessen, dass seine Wiege in Deutschland und Europa liegt."

Stefan Störmer, Betriebsratsvorsitzender im Werk Hildesheim und stellv. GBR/BBM-Vorsitzender:
"Das Werk Hildesheim hat sich die Transformation von Verbrenner-Produkten hin zu Zukunftsprodukten der E-Mobilität über viele Jahre hart erarbeitet. Wenn an diesem Standort nun tatsächlich Personal abgebaut werden soll, wäre das ein fatales Signal für alle Standorte, die diese Transformation noch vor sich haben. Mit Personalabbau gestaltet man keine Zukunft. Hierfür sind weitsichtige Ideen nötig."

Nadine Boguslawski, Hauptkassiererin der IG Metall und Mitglied im Aufsichtsrat der Robert Bosch GmbH:
"Die erneuten Personalabbaupläne der Geschäftsführung werden Bosch nicht stärker machen. Das Gegenteil ist der Fall. Es sind die hochqualifizierten und motivierten Mitarbeiter, die dieses Unternehmen groß und erfolgreich gemacht haben. Diese Menschen nun in Unsicherheit zu stürzen, zeugt von Respekt- und Ideenlosigkeit über die unternehmerische Perspektive."

Adrian Hermes, Konzernbeauftragter der IG Metall und Mitglied im Aufsichtsrat der Robert Bosch GmbH:
"Besonders pikant: die Kürzungen sollen vor allem in Zukunftsfeldern erfolgen, in denen Bosch langfristig kraftvoll wachsen will. Vor dem Hintergrund der handelspolitischen Zuspitzungen zwischen den USA, Europa und China ist eine solide Basis für Innovationen und Industrialisierung in Deutschland und Europa deshalb umso wichtiger. Hier erwarten wir eine echte Zusammenarbeit am technologischen Puls der Zeit statt einseitiger Kürzungspolitik."

Barbara Resch, Bezirksleiterin der IG Metall Baden-Württemberg:
"Wir kritisieren die Pläne von Bosch, erneut massiv Stellen abzubauen, scharf. Der Standort Deutschland und die Beschäftigten verdienen eine echte Chance statt einem Manöver in die Sackgasse. Wir erwarten nun vom Konzern, mit uns gemeinsam eine tragfähige Lösung zu entwickeln."

Letzte Änderung: 22.11.2024