• Zitzelsberger: "Ansprache auf Augenhöhe direkt am Arbeitsplatz - so stelle ich mir moderne Gewerkschaftsarbeit vor"
• Norbert Göbelsmann: "Wir wollen Betriebsräte gründen und Tarifbindung herstellen - das ist das Fundament für gute Arbeitsbedingungen"

Stuttgart/Bad Krozingen. Hohe Preise, weltweite Krisen, unsichere Zukunftsperspektiven: In Zeiten wie diesen gewinnt das Thema Tarifbindung und sichere Beschäftigung zunehmend an Bedeutung. Da aus Politik und Wirtschaft kurzfristig kaum Unterstützung zu erwarten ist, wird die IG Metall selbst aktiv. Unter dem Motto "Wir sind hier" plant die IG Metall Freiburg/Lörrach zusammen mit dem Gemeinsamen Erschließungsprojekt der IG Metall Baden-Württemberg im Zeitraum vom 17. April bis zum 12. Mai 2023 eine große Ansprache-Aktion. Das Ziel: 20.000 Gespräche mit Beschäftigten führen, 200 Betriebe aufsuchen, Beschäftigte bei Betriebsratsgründungen und Tarifbewegungen unterstützen, neue Mitglieder für die IG Metall gewinnen sowie ehrenamtliche Kolleginnen und Kollegen schulen und in die Arbeit der IG Metall aktiv einbinden. Den Auftakt für die Aktivitäten machte heute die Funktionärskonferenz der IG Metall Freiburg/Lörrach in Bad Krozingen, an der sich 120 Kolleginnen und Kollegen beteiligten.

Viele Beschäftigte in den Betrieben haben Sorgen, Ängste und Nöte. Die IG Metall möchte ihnen zuhören, für sie eintreten und zeigen, dass es etwas wert ist Mitglied bei der Gewerkschaft zu sein. Norbert Göbelsmann, Geschäftsführer der IG Metall Freiburg/Lörrach: "Die IG Metall ist die erste Adresse, wenn es darum geht, für gute Arbeit und ein gutes Leben zu kämpfen. Wir wollen unsere Arbeitsplätze schützen, unsere Einkommen sichern und für ein gutes Leben streiten. Und wir wollen noch stärker werden. Deswegen werden wir in den nächsten Wochen mit möglichst vielen Beschäftigten sprechen. Denn viele Leute wollen am Arbeitsplatz Änderungen, die sie mit der IG Metall erreichen können. Die IG Metall ist jetzt verstärkt da und das ist die Chance für die, die etwas bewegen wollen." Auf dem Plan stehen viele betriebliche Aktivitäten wie aktive Mittagspausen, Betriebsratssprechstunden und Betriebsrundgänge.

Besonderes Augenmerk soll auf Betrieben ohne Betriebsrat oder Tarifbindung liegen. Allein in der Region Freiburg/Lörrach gibt es in mehr als 100 Betrieben weder Gewerkschaft noch Betriebsrat oder durch Tarifverträge geregelte gute Arbeit. "Tarifverträge bieten Stabilität und Sicherheit für die Beschäftigten. Deswegen wollen wir alle Beschäftigten in der Region ansprechen, um gemeinsam mit ihnen Betriebsräte zu gründen und für mehr Betriebe einen Tarifvertrag durchzusetzen. Das ist das Fundament für gute Arbeitsbedingungen und Mitbestimmung in den Betrieben", so Göbelsmann.

Diese innovative Herangehensweise zur Ansprache und Aktivierung von Mitgliedern und Nicht-Mitgliedern wurde vom Gemeinsamen Erschließungsprojekt der IG Metall Baden-Württemberg entwickelt, im Herbst 2022 wurde es erstmalig in Schwäbisch Hall erprobt und ist eine Blaupause dafür, wie die Gewerkschaft in den Betrieben ein Gesicht bekommt. In vielen Betrieben wurde einiges in Gang gesetzt: Große Beteiligung an Streiks in der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie, Aufnahme von Betriebsratsgründungen sowie mehr Selbstbewusstsein unter den Beschäftigten, Forderungen an die Arbeitgeber zu stellen. Darüber hinaus haben sich allein im Aktionszeitraum im Oktober 2023 in Schwäbisch Hall mehr als 1000 Beschäftigte der IG Metall angeschlossen. "Wir wollen eine neue Dynamik entfalten und die IG Metall mehr am Arbeitsplatz und weniger in Konferenzräumen erlebbar machen, mit Gesprächen und mit Mitmachangeboten im Betrieb. Die IG Metall als "Selbstmachgewerkschaft" - präsent in den Betrieben und nah am Beschäftigten", so Andreas Flach, Projektleiter des Gemeinsamen Erschließungsprojekts.

IG Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger unterstützt die Aktion und freut sich über das Engagement in Südbaden: "Wir wollen in den Kontakt mit allen Kolleginnen und Kollegen treten und dafür gehen wir dort hin, wo die Beschäftigten sind - und zwar in den Betrieb. Und reden mit ihnen über ihre Themen und Meinungen und zeigen, was die IG Metall alles zu bieten hat. Nicht von oben herab, sondern auf Augenhöhe. Das ist die Gewerkschaft, wie ich sie mir in Zukunft vorstelle."

Bericht Baden TV Link
Bilder: Fotograf Julian Rettig