Aus der Praxis: Future Skills bei Mahle

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28.03.2022 Future Skills - TV Qualifizierung praktisch gelebt - bei Mahle Mühlacker haben Betriebsrat, Personal- u. Werkleitung gemeinsam entschieden: Wir wollen qualifizieren und wir packen das an.

Mahle Mühlacker - Future Skills praktisch angegangen, da Qualifizierung allen am Herzen liegt

Der Betrieb gehört zur Automobilzulieferindustrie und produziert alles rund um Motorkühlung und Visco-Kupplungen etc.
Es gibt rund 1.500 Beschäftigte am Hauptstandort in Mühlacker und am Standort Vaihingen - davon ein Drittel im indirekten und zwei Drittel im direkten Bereich.

Der TV Qualifizierung (insbesondere Qualifizierungsgespräche) wird in der Regel gut umgesetzt - die "Weiterbildungskultur" ist also erlebbar.

Mahle

Der erste Impuls für eine intensivere Befassung mit dem Thema Qualifizierung für die Zukunft kam aus den geplanten Restrukturierungen im Mahle-Konzern und am Standort Mühlacker. Der Arbeitgeber will sehr konsequent die produktionsfernen Bereiche (*1) reduzieren und Aufgaben aus diesen Bereichen in den produktionsnahen Bereich integrieren. Hier wurde schnell deutlich, dass dafür Know-How und Erfahrung im produktionsnahen Bereich fehlt. Vor diesem Hintergrund gab es eine Debatte um die betriebsspezifische Anpassung der gewerblichen Ausbildung wie auch die Weiterbildung der Kolleginnen und Kollegen, die bereits in den Berufen arbeiten.

In einem gemeinsamen Workshop haben Betriebsrat, Personalleitung und Werkleitung sich die Karten gelegt und gemeinsam entschieden: Wir wollen qualifizieren und wir packen das an.

Künftige Kompetenzanforderungen im technischen Bereich werden klarer - im Dialog

Deutlich wurde in den Gesprächen von Betriebsrat und Ausbildungsbereich aber auch, dass man die künftigen Anforderungen erst einmal beschreiben muss.

Im ersten Schritt wurde mit den Prozessleitungen (das entspricht in anderen Betrieben den Abteilungsleitungen) sowie Meistern zu ihrer Einschätzung der Anforderungen gesprochen. Dabei ging es um die aktuellen Anforderungen, veränderte Anforderungen, die aus der Umstrukturierung abzuleiten sind und künftige Anforderungen aus der Transformation.

Diese Anforderungen wurden dann noch priorisiert. Das bedeutet: Was muss jemand unbedingt können bei einer bestimmten Tätigkeit und was ist eher nebensächlich. Das wurde in einer Qualifikationsmatrix (*2) festgehalten. Die neuen Anforderungen umfassen beispielsweise kleine Instandhaltungsaufgaben (auch bei Robotern), aber ebenso Elektropneumatik, Hydraulik, 3-D-Druck, Pneumatik, Löttechnik, Rüsttechnik.

Beschäftigte werden ins Boot geholt - von allen Seiten

Diese Anforderungen an die Fachkompetenzen wurden dann mit den vorhandenen Kompetenzen der Beschäftigten abgeglichen. Zum einen abgeleitet aus den vorhandenen Personalunterlagen, zum anderen durch eine Selbsteinschätzung der Beschäftigten selber. Dazu hat die Personalabteilung aktiv das Gespräch gesucht und aktuelle Qualifikationen sowie Wünsche geklärt.

Der Betriebsrat (Bildungsausschuss) war an dieser Stelle ein Treiber, der aktiv mitgewirkt hat. Wichtig dafür: Die BR-Vorsitzende hat das aktiv unterstützt. Neben den oben genannten Aktivitäten im Betrieb hat der BR eine kleine Kampagne zur Qualifizierung aufgesetzt, Beschäftigte angesprochen (mobilisiert) und aktiv zu BR-Sprechstunden eingeladen. Wenn sich heute Beschäftigte für Qualifizierung interessieren, gehen sie sehr oft direkt zum BR. Dieser führt eine Liste mit Qualifizierungswilligen, die mit der Personalabteilung abgestimmt werden.

Ein (neuer) Qualifizierungsansatz wird entwickelt

Im Anschluss wurde mit der Ausbildungswerkstatt überlegt, wo sie aufrüsten müssen, um für die neuen/ veränderten Anforderungen qualifizieren zu können, sowohl in der Ausbildung als auch in der Weiterbildung. Dafür wurde u.a. ein Roboter angeschafft, bei dem das Thema Robotik praktisch unterrichtet werden kann. Es ist so etwas wie eine Lernfabrik entstanden. Der Ausbildungsbereich hat zudem an Weiterbildungskonzepten gearbeitet, um beispielsweise Maschinen- und Anlagenführer für die Aufgabe "kleinere Instandhaltungen" zu qualifizieren. Die Lernansätze bei Mahle sind dabei vielfältig, reicht vom selbstorganisierten Lernen über die Lernplattform bis hin zu "Blended Learning" (*3), klassischen Schulungen und Lernen am Arbeitsplatz.

Fazit: Alles gut für die Zukunft?

Bei Mahle Mühlacker ist viel bewegt worden für die Zukunft der Beschäftigten und egal, wie es mit der Automobilindustrie weitergeht, haben gute qualifizierte Beschäftigte viele Möglichkeiten. Doch dem Betriebsrat geht es nicht schnell genug, er will mehr und zügiger in Qualifizierung umsetzen und da gibt es noch viel zu tun. Nektaria und Radenko: "Da geht noch mehr - da bleiben wir dran!"

(*1) bei Mahle sind das die indirekten Bereiche (z.B. Instandhaltung, Werkzeugbau ...)
(*2) Eine Qualifikationsmatrix umfasst einerseits die "Anforderungen" an Tätigkeitsbereiche (möglichst genau) und andererseits die vorhandenen Kompetenzen (im allgemeinen oder personenspezifisch). Der Abgleich ermöglicht es, die Lücken zu erkennen und entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen zu planen.
(*3) "Blended Learning" ist ein pädagogisches Konzept, das sowohl gemeinsames Lernen in der Gruppe in Präsenz als auch E-Learning umfasst über entsprechende Online-Angebote. Im Detail können die Konzepte sehr unterschiedlich aussehen.

Letzte Änderung: 07.04.2022