Tarifreformen + Transformation im Fokus

Pressemitteilung

14.02.2022 IG Metall Baden-Württemberg strebt Tarifreformen an und unterstützt Betriebsräte in Transformation - Pressemitteilung 4/2022

  • Modernisierte Tarifverträge und ergänzende betriebliche Vereinbarungen im Fokus
  • Zukunftscheck für Betriebsräte leitet durch die Transformation
  • Erste Debatten zur anstehenden Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie
  • Pandemie verändert Arbeitsbedingungen und erschwert Betriebsratswahlen

Stuttgart. Die IG Metall Baden-Württemberg blickt optimistisch in die Zukunft und sieht sich vor tarifpolitischen Herausforderungen. Bezirksleiter Roman Zitzelsberger: "Die Pandemie hat unsere Arbeit in den vergangenen zwei Jahren verändert, der Kontakt in die Betriebe und die Kommunikation mit den Beschäftigten werden durch Corona erschwert. Das hat uns Mitglieder gekostet, aber nicht die Handlungsfähigkeit und ich bin zuversichtlich, dass wir 2022 den Schalter wieder umlegen werden."

Corona schafft neue Kommunikationsformate

427.785 Menschen waren Ende 2021 IG Metall-Mitglied im Südwesten, 1,8 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Weil Ansprache in großem Stil aufgrund von Corona vielfach nicht möglich ist, setzt die IG Metall mittlerweile viel auf 1:1-Kommunikation - bei Betriebsrundgängen, Betriebsratssprechstunden, Telefonaktionen und digitalen Formaten. Angewandt wurde das 2021 etwa bei der Tarifrunde im Kfz-Handwerk - im Ergebnis ist die Mitgliederzahl in der Branche sogar gewachsen. Bei den im März beginnenden Betriebsratswahlen unterstützt die Gewerkschaft ihre Kandidatinnen und Kandidaten ebenfalls zusätzlich auf digitalem Weg, etwa durch Online-Seminare oder Internetseiten zur Wahlwerbung. "Ziel ist, die aktuell 10.120 Betriebsräte in 1870 Unternehmen im Südwesten zu übertreffen und junge Leute für die Arbeit zu gewinnen", so Zitzelsberger.

Roman Zitzelsberger

Laut dem Gewerkschafter sind starke Interessensvertreter wichtiger denn je, in den kommenden Jahren erwartet er zahlreiche Reformen in der Tarifpolitik. Dabei würden ergänzende betriebliche Vereinbarungen immer wichtiger, bereits heute existieren bei rund der Hälfte der im Flächentarif gebundenen Unternehmen in Baden-Württemberg abweichende oder ergänzende Regelungen auf Betriebsebene. "Und diese sind nicht automatisch schlechter als der Flächentarif." Vielmehr gelte es betrieblichen Besonderheiten Rechnung zu tragen, zum Beispiel Vereinbarungen zum mobilen Arbeiten zu treffen oder Qualifizierungen in der Transformation festzuschreiben.
Zitzelsberger ist überzeugt: "Unsere Tarifverträge müssen moderner, zeitgemäßer und weniger komplex werden." Auch mit Blick auf die wachsende Zahl an Software-Entwicklungstöchtern von Autoherstellern und Systemzulieferern: "Die agile Arbeitsweise in diesen Bereichen stellt andere Anforderungen an Arbeitszeit-Flexibilität als in Produktion, Montage oder klassischer Entwicklung. Dem müssen wir tarifpolitisch Rechnung tragen."

Betriebliche Altersversorgung tariflich regeln?

Ein weiteres Thema sind Wege der betrieblichen Altersversorgung, darüber spricht der Bezirk derzeit mit Südwestmetall. Gesetzliche Grundlage ist das Betriebsrentenstärkungsgesetz, welches zur Verbreitung der betrieblichen Altersversorgung vor allem bei kleinen und mittleren Unternehmen beitragen soll. Ob dafür eine tarifpolitische Lösung gefunden werden kann, entscheidet sich in den nächsten Monaten.

Schon heute steht fest, dass die Latte für die Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie 2022 hoch liegt: Zwar sind die Einkommen in den vergangenen Jahren durch verschiedene Sonderzahlungen gestiegen. Die letzte tabellenwirksame Entgelterhöhung gab es allerdings 2018, die aktuelle Preissteigerung heizt die Erwartungen zusätzlich an. "Trotz der Pandemie haben viele Betriebe gut verdient, die Belegschaften wollen nun ihren Anteil sehen. Diese Erwartung ist gerechtfertigt", so Zitzelsberger.

Drei regionale Transformationscluster im Südwesten

Parallel unterstützt die IG Metall Betriebsratsgremien bei der Bewältigung der Transformation. In Baden-Württemberg wurden mithilfe der Gewerkschaft drei regionale Transformationscluster beantragt, die im Laufe des Jahres ihre Arbeit aufnehmen werden und besondere Unterstützung beim Umbau der Industrie erfahren. Zudem hat die Bezirksleitung einen Zukunftscheck für Betriebsräte entwickelt, mit dem sie in Workshops herausfinden können, wie gut ihr Unternehmen auf die Transformation vorbereitet ist. Das erleichtert den Gremien die oft komplexe und unübersichtliche Ausgangslage im Betrieb einzuschätzen und einen umfassenden Blick auf den Standort zu werfen. Strategische Ausrichtung, Digitalisierung, etwaige künftige Produkte und Geschäfte sowie Beschäftigungspotenziale werden analysiert und aufbereitet.

Zitzelsberger: "Solche Projekte, betriebliche Zukunftsvereinbarungen und gute Tarifergebnisse helfen, unsere Mitgliederbasis zu stabilisieren und durchsetzungsstark zu bleiben. Sichere Jobs und gute Arbeitsbedingungen wird es weiterhin nur mit der IG Metall geben."

Anhang:

Roman Zitzelsberger

Roman Zitzelsberger

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Letzte Änderung: 14.02.2022