Ausbildung soll im Betrieb stattfinden

IG Metall: Pressemitteilung

07.12.2021 Junge IG Metall: Ausbildung gehört in den Betrieb, nicht auf den Bildschirm! - Pressemitteilung 56/2021

  • IG Metall-Jugend im Südwesten zieht durchwachsene Bilanz von mobilem Arbeiten in Ausbildung und dualem Studium
  • Neuer Kritik an DIHK-Konzept zu mobilem Lernen nach Corona

Stuttgart. Die Junge IG Metall Baden-Württemberg fordert klare Regelungen zum mobilen Arbeiten in Ausbildung und Studium. Im Vordergrund stehe das Ziel einer guten Ausbildung und dafür sei es zwingend notwendig, dass Auszubildende und dual Studierende wie bisher vorrangig in Präsenz in Betrieb und Berufsschule beziehungsweise Betrieb und Hochschule lernen. Damit geht die IG Metall-Jugend teilweise auf Distanz zu einem Impulspapier des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), der sich dafür ausspricht, mobiles Arbeiten auch nach Corona in die Ausbildung zu integrieren.

Christian Herbon, Bezirksjugendsekretär der IG Metall Baden-Württemberg: "Wir befürworten klar den Einsatz digitaler Medien und neuer Ausbildungsmethoden, wenn diese zum Lernerfolg beitragen und mit einem didaktischen Konzept angewendet werden. Hier haben viele Betriebe in den Pandemie-Monaten einen guten Schritt nach vorne gemacht und ihre Ausbildung zeitgemäßer gestaltet." Zugleich sei die gute und persönliche Betreuung der Auszubildenden aber entscheidend für den Erfolg des dualen Systems und im Zuge mobilen Lernens während Corona seien Probleme wie eine fehlende Betreuung und ein geringerer Lernerfolg sichtbar geworden. Herbon: "Deshalb müssen die heutigen Lernorte mit Präsenzunterricht der Normalfall bleiben."

Lässt sich mobiles Arbeiten in Ausbildung und Studium nicht vermeiden, fordert die Junge IG Metall klare Regelungen zwischen den Betriebsparteien. Katya Knapp, bei der IG Metall Baden-Württemberg zuständig für berufliche Bildung: "Oberstes Ziel ist immer eine qualitativ hochwertige Ausbildung und Studium, daher müssen die Bedingungen in einer Betriebsvereinbarung geregelt werden. Auch den Bedürfnissen der Auszubildenden und Studierenden nach Präsenz muss dabei Rechnung getragen werden und für mobile Abschnitte müssen klare Aufgaben und Lernziele formuliert sein."

Darüber hinaus seien Fragen der Arbeitszeit und des Schutzes junger Menschen zu beachten. Die Selbstorganisation, die mobiles Arbeiten erfordert, müsse vielfach noch erlernt werden. Die IG Metall-Jugend hält daher nichts von der Idee, Auszubildende bereits in der Probezeit ins mobile Arbeiten zu schicken, wie der DIHK in seinem Papier vorschlägt. Vielmehr sei es notwendig, den Berufsstartern die Zeit und den Raum zu geben, sich im mobilen Arbeiten zurecht zu finden und sie dabei zu begleiten.

Milena Brodt, Studierendensekretärin bei der IG Metall Baden-Württemberg, hält es darüber hinaus für notwendig, regelmäßig zu überprüfen, welche Auswirkungen mobiles Arbeiten auf das Erreichen des Ausbildungs- oder Studienziels hat: "Mobiles Arbeiten darf den Ausbildungs- oder Studienerfolg keinesfalls gefährden. Aktuell berichten uns Jugend- und Auszubildendenvertreter*innen beispielsweise von sinkenden Notenschnitten. Hier muss zügig gegengesteuert werden, damit dieser Trend sich nicht verfestigt."

Der DIHK verweist in seinem Impulspapier "Mobiles Ausbilden" auf positive Erfahrungen, die Betriebe und Auszubildende während der Corona-Pandemie beim Absolvieren großer Ausbildungsabschnitte im Homeoffice oder mobil gemacht haben. Mobiles Lernen in der Ausbildung habe sich als pädagogisches, methodisches und didaktisches Element bewährt und die Auszubildenden konnten erfolgreich ausgebildet werden, heißt es. Die IHK-Organisation empfiehlt daher, den Ausbildungsbetrieb entscheiden zu lassen, ob er digitales mobiles Ausbilden auch künftig als ergänzenden und optionalen Baustein anbietet oder nicht.

Letzte Änderung: 07.12.2021