IG Metall Pressedienst 16/09

IG Metall Pressedienst

28.04.2009 Beschäftigung bei Daimler gesichert - IG Metall: Akzeptabler Kompromiss in schwierigen Zeiten

Der baden-württembergische IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann sieht in der heute in Stuttgart vorgestellten Vereinbarung zwischen dem Vorstand der Daimler AG und dem Gesamtbetriebsrat des Unternehmens einen "akzeptablen Kompromiss in einer wirtschaftlich außerordentlich angespannten Zeit."

Als wichtigstes Element hob er dabei die ausgeweitete Beschäftigungssicherung auch für die nach 2004 Eingestellten und die Sicherung der Übernahme von Auszubildenden hervor. "Damit haben wir die Verantwortung des Unternehmens für die Beschäftigten und die Frage der Perspektive für Auszubildende wieder in den Focus gerückt", sagte er dazu heute in Stuttgart.
Dass es zu so tiefen Einschnitten bei Daimler kommt, ist nach Meinung der IG Metall auch eine Folge massiver Managementfehler der letzten Jahre. Der Versuch des Daimler-Vorstands, mit der Drohung von Entlassungen die Belegschaft zu massiven Zugeständnissen zu zwingen, sei deshalb nicht akzeptabel.
"Es kann nicht hingenommen werden, dass die, die den Karren trotz vieler Missgriffe des Managements immer wieder aus dem Dreck gezogen und zu guten Ergebnissen geführt haben, jetzt vom eigenen Vorstand in ihrer Existenz bedroht werden", kritisiert Hofmann.
Mit der nun getroffenen Vereinbarung sind diesen Angriffen Grenzen gesetzt worden. "Natürlich sind die Zugeständnisse bei den Einkommen schmerzlich. Was zählt ist aber an erster Stelle die Sicherheit des Arbeitsplatzes."
Der Gewerkschafter betonte, dass ohne den tarifvertraglichen Rahmen zur Beschäftigungssicherung, der neuen Kurzarbeitsregelung und dem 2004 geschlossenen Zukunftssicherungsvertrag, heute wahrscheinlich lediglich die Zahl der Entlassungen verkündet worden wäre.
Im Gegenzug zu den neuen Regelungen der Beschäftigungssicherung hat der Betriebsrat einer teilweisen Verschiebung der im Mai anstehenden zweiten Stufe der Tariferhöhung auf Oktober 2009 zugestimmt.
Weiter wird die ertragsabhängige Prämie in Höhe von 1900 EUR dagegen nicht, wie ursprünglich vom Daimler-Vorstand gefordert, gegen andere Leistungen angerechnet, sondern 2010 entweder ausbezahlt oder in eine Mitarbeiterbeteiligung umgewandelt.
"In der Vereinbarung stehen Leistung und Gegenleistung. Gesamtmetall hat sich demnach auch bei Daimler nicht durchgesetzt, der Verschiebung der Tariferhöhung ohne Gegenleistung zuzustimmen", so Hofmann.
Außerdem konnten die Angriffe des Vorstands auf Weihnachts- und Urlaubsgeld abgewehrt werden.
Hofmann: "Daimler zeigt, dass die Krise die Interessen der Beschäftigten massiv bedroht. Während Milliarden in Schutzschirme für Banken und Unternehmen gepumpt werden, ist der Schutzschirm für Beschäftigte noch immer mehr als löchrig." Notwendig wären, so der IG Metall-Bezirksleiter, insbesondere Maßnahmen, die es ermöglichen die gerade in der Krise notwendige Beschäftigungsbrücke zwischen Jung und Alt zu festigen. "Wir brauchen weitergehende Ausstiegsmodelle für Ältere, damit die Jugend nicht ohne Ausbildung auf der Straße steht. Und wir brauchen mehr Spielraum zur Beschäftigungssicherung im Betrieb. Dazu gehört die Verlängerung der Bezugsdauer für Konjunktur- und Transfer-Kurzarbeitergeld."
Hofmann machte darauf aufmerksam, dass die vereinbarte Beschäftigungssicherung nicht für Befristete und Leiharbeitnehmer gilt. "Diese wurden und werden auch bei Daimler auf die Strasse gesetzt. Die Verlängerung der Bezugsdauer von ALG I ist dringend geboten, um hier ein massenweises Abrutschen in Armut zu verhindern."

Letzte Änderung: 28.04.2009