IG Metall Pressedienst 54/08

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22.09.2008 IG Metall Baden-Württemberg fordert 8 Prozent - Tarifforderung beschlossen

Mit einer Forderung nach 8 Prozent mehr Geld geht die IG Metall Baden-Württemberg in die anstehende Lohnrunde für die 800 000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie im Südwesten. Der neue Tarifvertrag soll eine Laufzeit von 12 Monaten haben. Das haben die 180 Mitglieder der Großen Tarifkommission der Gewerkschaft heute in Sindelfingen einstimmig beschlossen.

IG Metall Bezirksleiter Jörg Hofmann: "Die Inflation frisst sich durch die Geldbeutel der Beschäftigten. Die Lebenshaltungskosten für die Beschäftigten explodieren geradezu. Das kann kein Mensch, der mit beiden Beinen auf dem Boden der Realität steht, bestreiten. Diese Löcher müssen wir stopfen. Das zu tun ist vor allem auch eine Frage der Gerechtigkeit. Deshalb ist die Forderung in dieser Größenordnung auch gerechtfertigt."

Hofmann machte außerdem deutlich, dass die Industrie Entgeltsteigerungen dieser Größenordnung gut verkraften könne. "Während die Unternehmen 2007 satte 11,5 Milliarden Euro mehr Gewinne eingefahren haben, sind die Entgelte der Beschäftigten nur um 3,1 Milliarden gestiegen. 2008 wird diese Kluft noch größer werden. Da ist also genügend Luft drin. Die Branche brummt noch immer und die meisten Auftragsbücher sind gut gefüllt. Vor dem realen Hintergrund wirkt das reflexartige und ritualisierte Lamentieren der Arbeitgeber schon sehr aufgesetzt," so der Bezirksleiter.

Auch gesamtwirtschaftlich sieht Hofmann keineswegs einen langfristigen Abschwung oder gar eine Rezession heraufziehen. "Die Stabilität der Ökonomie beeinflussen wir selbst mit. Kassandra-Rufe sind die schlechteste Medizin. Tatsache ist: Die Konjunktur läuft auf hohem Niveau weiter. Was wir erleben, ist höchstens eine Delle, die zur Folge hat, dass Normalität in den Betrieben einkehrt und Belegschaften nicht an fast jedem Wochenende Sonderschichten klopfen müssen." Er verwies darauf, dass die Unternehmen Netto-Umsatzrenditen einfahren würden, wie es sie seit den 60er Jahren nicht mehr gegeben hätte.

Begründet wird die Forderung der IG Metall durch die Preissteigerungsrate, das gesamtwirtschaftliche Produktivitätswachstum und einer so genannten Gerechtigkeitskomponente, die die Beschäftigten an der guten wirtschaftlichen Situation der Branche und den insgesamt guten Perspektiven beteiligen soll.

Die Tarifverhandlungen für Baden-Württemberg gehen am 7. Oktober in die erste Runde. Zwei weitere Termine sind noch für Oktober geplant. Die IG Metall sei an einem raschen Ergebnis interessiert: "Es liegt an Südwestmetall in dieser Tarifrunde noch in der Friedenspflicht zum Ergebnis zu kommen. Das Finden einer Zahl verträgt keine endlosen Verhandlungsrunden. Die IG Metall ist hierzu bereit."

Hofmann betonte weiter, dass, sollte bis Anfang November kein Ergebnis gefunden werden, der Tarifkonflikt sich schnell zuspitzen wird. "Dies kann als Ultimo Ratio auch Urabstimmung und Arbeitskampf im November bedeuten. Das muss allen klar sein, die jetzt Verantwortung tragen."

Außerdem hat die Tarifkommission dem Tarifergebnis Neue Altersteilzeit mit einer Gegenstimme zugestimmt.

Letzte Änderung: 22.09.2008