Bessere Schutzbedingungen für Ältere

18.01.2006 IG Metall Bezirkssleiter Jörg Hofmann fordert bessere Schutzbedingungen für Ältere

Die IG Metall Baden-Württemberg sieht große Probleme durch einen anhaltenden Jugendwahn in den Betrieben. Bezirksleiter Jörg Hofmann forderte die Unternehmen zum Umdenken auf. Auf einem Kongress des Wirtschaftsministeriums in Stuttgart sagte er dazu am Mittwoch: "Anstatt nur auf einen Typus von Belegschaften zu setzen, sollte man sich in den Unternehmen besser Gedanken darüber machen, wie man im Betrieb älter werden und gleichzeitig gesund bleiben kann und wie das Wissen und die Erfahrung Älterer betrieblich nutzbar gemacht wird. Altern ist schließlich nicht nur ein biologischer, sondern auch ein sozialer Prozess. Ältere sind nicht weniger, sondern anders leistungsfähig".

Den Arbeitgebern warf er in diesem Zusammenhang vor, keine Konzepte zur betrieblichen Bewältigung des demografischen Wandels zu haben. Gerade in der Metall- und Elektroindustrie seien die Entwicklungen der letzten Jahre in dieser Frage besorgniserregend gewesen.
So begegneten den älteren Arbeitnehmern im Alltag zwei völlig widersprüchliche Trends. Während die Politik auf längere Lebensarbeitszeiten setze und einen früheren Rentenzugang immer unattraktiver mache, gehe der Trend in den Betrieben immer mehr zur Ausgrenzung älterer Beschäftigter. Hofmann bezeichnete diese Entwicklungen als "Weg, der in eine Sackgasse führt".
Als Stichworte zur Umkehr dieser Trends nannte er eine konstruktive und kreative Auseinandersetzung über die Fragen des lebenslangen Lernens, des Arbeits- und Gesundheitsschutzes und altersgerechter Leistungsbedingungen in den Betrieben.

Hofmann: "Wir müssen uns viel mehr Gedanken darüber machen, wie eine berufliche Entwicklung aussieht, die ein Arbeiten bis zur Rente überhaupt erst möglich macht. Das schließt Fragen über die Gestaltung und Organisation von Arbeitsplätzen mit ein. Darunter verstehe ich aber auch betriebliche Prävention, gesundheitsfördernde Vorkehrungen und gezielte Qualifikationsmaßnahmen".
Vor allem eine konstante Qualifizierung könne dazu beitragen, dass Menschen auch an weniger belastenden Arbeitsplätzen eingesetzt werden könnten. Dazu müsse allerdings der Begriff des lebensbegleitenden Lernens endlich mit Leben erfüllt werden. "Wir haben in der Metall- und Elektroindustrie einen Tarifvertrag zur Qualifizierung, der ausdrücklich die verschiedenen Lebensphasen und Lebensplanungen und die älteren Arbeitnehmer berücksichtigt", so der Gewerkschafter.
Er hob außerdem die Bedeutung der Schutzrechte für ältere Arbeitnehmer hervor. Gerade in Zeiten, in denen die Arbeitskraft Älterer zunehmend vernutzt und der Erhalt von notwendigen Qualifikationen immer schwieriger wird, könne es nicht sein, dass das individuelle Arbeitsplatzrisiko allein auf die Schultern der Betroffenen verlagert wird.

Hofmann: "Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen ist es doch völlig verantwortungslos, am Kündigungsschutz und der Verdienstsicherung für ältere Beschäftigte drehen zu wollen".
Den Arbeitgebern in der Metall- und Elektroindustrie im Land warf er zudem vor, Errungenschaften, die zu einer Humanisierung der Arbeitswelt beigetragen hätten, ohne Rücksicht über Bord kippen zu wollen. Die durch Südwestmetall gekündigten tarifvertraglichen Bestimmungen über Pausen- und Bedürfniszeiten sowie Bedingungen taktgebundener Tätigkeiten seien das beste Beispiel für "die Rolle rückwärts im Unternehmerlager". Statt weiter auf positive Entwicklungen bei der Gestaltung menschengerechter Arbeitsplätze zu setzen, würde in den Betrieben "meist nur blind immer weiter an der Leistungsschraube gedreht und somit das Rad der Zeit um Jahrzehnte zurückgedreht", kritisierte der Metaller.

Letzte Änderung: 17.04.2008