IG Metall Pressedienst 64/06

27.10.2006 Tarifbindung wieder erkämpft - Verhandlungsergebnis bei Zinser in Ebersbach. Streik zeigt Wirkung.

Für die Beschäftigten der Firma Zinser in Ebersbach a. d. Fils gelten in Zukunft wieder die Tarifverträge der Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg. Darauf haben sich die Verhandlungsparteien aus Geschäftsleitung des Unternehmens und IG Metall am späten Donnerstagabend verständigt.
Der Kompromiss sieht vor, dass der neue Anerkennungstarifvertrag zum 1. Dezember 2006 in Kraft tritt. Damit erhalten die Beschäftigten wieder einen einklagbaren Anspruch auf tarifliche Leistungen. Die von der IG Metall im Frühjahr 2006 ausgehandelten Entgelterhöhungen für Arbeiter, Angestellte und Auszubildende werden ebenfalls zum 1. Dezember an die Beschäftigten weitergeben. Gleichzeitig hat die IG Metall ihre außerordentliche Kündigung des Ergänzungstarifvertrages über eine ergebnisabhängige Sonderzahlung zurückgenommen. Der Anerkennungstarifvertrag kann erstmals zum 31. Dezember 2009 gekündigt werden.
"Wir haben das Ziel der Rückkehr des Unternehmen in den Geltungsbereich unserer Tarifverträge erreicht. Dafür haben die Beschäftigten erfolgreich gestreikt und sie können mit Recht stolz sein auf das Ergebnis, denn es ist das Ergebnis ihres Kampfes", sagte Hubert Dünnemeier von der IG Metall Baden-Württemberg, der gleichzeitig Verhandlungsführer der Gewerkschaft in der entscheidenden Runde war.

Dünnemeier betonte, dass die Beschäftigten mit den gefundenen Lösungen einen "mehr als ausreichenden Beitrag für die Zukunft des Unternehmens und des Standortes" geleistet hätten. Zugleich, so der Gewerkschafter weiter, unterstreiche die Lösung die Fähigkeit und den Willen der IG Metall, konstruktive und zukunftsgerichtete Lösungen mitzutragen.

"Das Ergebnis zeigt, dass es sich lohnt für Ziele zu kämpfen", so Gerhard Wick von der IG Metall in Göppingen, der gleichzeitig von einer großen Akzeptanz des Ergebnisses unter der Belegschaft spricht. "Es ist schon ein gewisser Stolz zu spüren, dass Arbeiter und Angestellte zusammengestanden sind und gemeinsam etwas erreicht haben".
Die betriebliche Tarifkommission bei Zinser hat das Verhandlungsergebnis einstimmig gebilligt. Die Beschäftigten wurden am Vormittag (27. Oktober 2006) über die Verhandlungen auf einer Betriebsversammlung informiert. Die für eine Beendigung des Streiks notwendige zweite Urabstimmung soll am kommenden Dienstag (30. Oktober 2006) durchgeführt werden.

Die Beschäftigten hatten zuvor mit einem mehrtägigen Streik massiv Druck auf das Unternehmen aufgebaut. Ziel war es, das im April aus dem Arbeitgeberverband ausgetretene Unternehmen zu einem Anerkennungstarifvertrag oder zur Rückkehr in den Tarifverband zu bewegen. Dieses Ziel haben die Metaller nun in Form eines Anerkennungstarifvertrages erreicht.

In einer Urabstimmung hatten sich vergangenen Freitag (20. Oktober 2006) über 95 Prozent der Metaller für einen Streik ausgesprochen. In der Folge hatte die Arbeit bei Zinser am Montag und Dienstag dieser Woche in allen drei Schichten komplett geruht.
Der zur Schweizer Saurer AG gehörende Textilmaschinenhersteller Zinser schreibt in diesem Jahr Verluste, da man zahlreiche Investitionen für die Zukunft getätigt hat. Für 2008 rechnet das Unternehmen aber mit einem deutlichen Gewinn, während man für das kommende Jahr eine sogenannte schwarze Null anpeilt.
Das Mutterunternehmen, die Saurer AG, hat für 2005 einen Gewinn (vor Steuern) von 78 Millionen Euro ausgewiesen. Eine Entwicklung die sich auch im ersten Halbjahr 2006 fortsetzte, wo ein Gewinn von 34 Millionen Euro vor Steuern verbucht wurde. Insgesamt weist das Unternehmen eine positive Entwicklung bei Auftragslage und Erträgen aus. Lediglich einzelbetriebliche Ertragsschwächen sind zu bemerken. Solchen Schwankungen hat die IG Metall mit dem Tarifergebnis 2006 durch Differenzierungsmöglichkeiten der Einmalzahlung aber bereits Rechnung getragen.
Kontakt für Rückfragen:
Gerhard Wick, IG Metall Göppingen-Geislingen
Handy: 0170/33 33 - 131

Letzte Änderung: 22.04.2008