IG Metall Pressedienst 59/06

11.10.2006 "SWM rechnet sich die Welt schön" - IG Metall Bezirksleiter Jörg Hofmann kritisiert Ausbildungsplatzbilanz 2006

Scharfe Kritik übte IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann an den von Südwestmetall (SWM) vorgelegten Berechnungen zur Ausbildungssituation in Baden-Württemberg. "Mit den vorgelegten Zahlen rechnet sich Südwestmetall die Welt schön", sagte er dazu in Stuttgart.

Betrachtet man die Zahl der im Bereich der Metall- und Elektroindustrie angebotenen Ausbildungsplätze über einen längeren Zeitraum, zeichnet sich ein anderes Bild, als von Südwestmetall in einer Pressemitteilung vom 10. Oktober dargestellt.
Wurden 2001 noch 8.542 Ausbildungsverträge abgeschlossen, waren es 2005 nur noch 7.439. Demnach sind in den vergangenen 5 Jahren über 1.000 Ausbildungsplätze verloren gegangen. "Bei dieser Negativbilanz von Erfolg zu sprechen ist blanker Zynismus gegenüber den vielen Bewerbern, die sich vielfach vergeblich um einen Ausbildungsplatz bemühen", kritisierte Hofmann. Die leichte Verbesserung auf 7.609 Ausbildungsverträge in diesem Jahr sei dagegen völlig unzureichend.

Hofmann: "Hier werden junge Menschen systematisch ihrer Zukunftschancen beraubt und den Unternehmen geht viel Potenzial verloren, wenn sie sich immer mehr aus der Ausbildung zurückziehen".
Die Bugwelle der jungen Menschen, die in irgendwelchen Maßnahmen geparkt werden, da sie keinen Ausbildungsplatz finden, werde mit jedem Jahr größer, so Hofmann. "Ich kann die Unternehmen im Land nur auffordern, endlich ihre soziale Verantwortung ernst zu nehmen und wieder mehr in Ausbildung zu investieren. Gut ausgebildete Fachkräfte sind schließlich das unternehmerische Kapital von morgen".

Kritik an zu hohen Ausbildungsvergütungen und der tarifvertraglich geregelten Übernahmeverpflichtung wies Hofmann dagegen zurück. "Mit diesem Gejammer wollen die Arbeitgeber nur vom eigenen Versagen ablenken und sich ihrer Verantwortung entziehen".
Aus Sicht des Gewerkschafters sind weder die Ausbildungsvergütungen zu hoch, noch die Übernahmeverpflichtung hinderlich für die Schaffung von Ausbildungsplätzen.
"Wer als Unternehmer über den Tag hinausdenkt, der muss ein natürliches Interesse daran haben, seine ausgebildeten Fachkräfte zu halten". Dabei seien weder Ausbildungsvergütungen noch Tarifverträge im Weg. Entsprechende Äußerungen von Arbeitgeberseite wies er als "groben Unfug" zurück.

Letzte Änderung: 22.04.2008