IG Metall Pressedienst 55/06

01.06.2006 Schlichtungsspruch findet Akzeptanz bei der IG Metall - Tarifstreit in der Holz- und Kunststoffverarbeitenden Industrie

Im Tarifstreit für die rund 40 000 Beschäftigten der baden-württembergischen Holz- und Kunststoffverarbeitenden Industrie hat der Schlichter Hans Weischedel vergangene Nacht in Gäufelden (bei Herrenberg) seinen Vorschlag bekannt gegeben.
Während die IG Metall bereit ist, den Schlichterspruch zu akzeptieren, gilt die Zustimmung der Arbeitgeberseite noch als offen.

Der Schlichterspruch sieht vor, dass die Löhne und Gehälter der Branche rückwirkend zum 1. Mai 2006 um 2,5 Prozent erhöht werden. Der Tarifvertrag kann erstmals zum 31. März 2007 gekündigt werden.
Weiter beinhaltet der Kompromissvorschlag eine stufenweise Absenkung der Sonderzahlung (13. Monatseinkommen) von bisher 80 Prozent auf 75 Prozent für das Jahr 2006 und 70 Prozent für das Jahr 2007. Über den Weg freiwilliger Betriebsvereinbarungen haben die Betriebsparteien jedoch die Möglichkeit, die Sonderzahlung um 20 Prozent zu erhöhen oder abzusenken, je nach wirtschaftlicher Lage des Betriebes. Ansonsten bleibt der Tarifvertrag über das 13. Monateinkommen unverändert und kann erstmals zum 31. Dezember 2008 gekündigt werden.

Außerdem soll die Laufzeit des Manteltarifvertrages für die Beschäftigten der Branche ebenfalls auf Ende 2008 verlängert werden.
Für IG Metall-Verhandlungsführer Karl Hasenohr ist der vorgelegte Schlichterspruch ein "tragbarer Kompromiss", der auf die Situation der Branche Rücksicht nimmt. "Wir können den Vorschlag nur akzeptieren, weil auch die Laufzeit des Manteltarifvertrages verlängert werden soll", betonte Hasenohr dazu heute in Stuttgart.

Die Schuld an der Einleitung des Schlichtungsverfahren wies er erneut den Arbeitgebern zu. Sie hätten mit ihrer starren Haltung eine Lösung in freien Verhandlungen unmöglich gemacht, sagte Hasenohr.
Die Tarifkommission der IG Metall hatte die Verhandlungen am 18. Mai für gescheitert erklärt. Beide Seiten hatten sich daraufhin auf Hans Weischedel, den Direktor des Arbeitsgerichts Pforzheim, als unabhängigen Schlichter verständigt.

Seit Anfang April wurde die Tarifrunde der Branche von Warnstreiks begleitet, an denen sich bis gestern (31. Mai 2006) über 5000 Beschäftigte im Südwesten beteiligten. Aktionen gab es unter anderem bei Weru, Leicht, Waldner, Rolf Benz und Gardena.

Letzte Änderung: 22.04.2008