IG Metall Pressedienst 52/06

19.05.2006 Tarifverhandlungen gescheitert - Tarifkonflikt Holz- und Kunststoffindustrie

Die Tarifverhandlungen für die 40 000 Beschäftigten in der baden-württembergischen Holz- und Kunststoffindustrie sind gestern (Donnerstag, 18. Mai 2006) Abend in Böblingen gescheitert. Mit überwältigender Mehrheit haben die Mitglieder der Tarifkommission der IG Metall nach mehrstündigen Gesprächen mit der Arbeitgeberseite das Scheitern der Verhandlungen beschlossen.

Die Arbeitgeber im Südwesten weigerten sich, das in Niedersachsen gefundene Tarifergebnis zu übertragen und legten ein für die Arbeitnehmer unannehmbares Angebot vor. Demnach sollten die Beschäftigten der Branche rückwirkend ab 1. April 2006 zwei Prozent mehr Geld und am 1. April 2007 weitere 1,8 Prozent mehr Geld erhalten. Gleichzeitig hätte aber das sogenannte 13. Monateinkommen (Weihnachtsgeld) von heute 80 auf nur noch 57,5 Prozent sinken sollen, was erhebliche Einbußen für die Beschäftigten bedeuten würde.

IG Metall-Verhandlungsführer Karl Hasenohr wies die Schuld für das Platzen der Tarifgespräche klar den Arbeitgebern zu. "Wer so bewegungslos in Tarifverhandlungen agiert, der ist an einer Lösung in freien Verhandlungen nicht interessiert", sagte er dazu heute in Stuttgart. Die Arbeitgeber provozierten mit ihrem Verhalten einen Konflikt in den Betrieben, sonst hätten sie sich nicht verweigert, so der Gewerkschafter weiter.
Die Stimmung unter den Beschäftigten bezeichnete er als gut. In den letzten Wochen haben sich bereits über 1200 Beschäftigte an Warnstreiks im Land beteiligt.

Um doch noch eine Lösung zu finden und einen drohenden Arbeitskampf in der Branche zu vermeiden, wurde noch in der Nacht ein Schlichter bestellt. Beide Seiten haben sich auf Hans Weischedel, dem Direktor des Pforzheimer Arbeitsgerichts, verständigt. Ein Schlichtungstermin wurde auf den 31. Mai 2006 festgesetzt.

Die IG Metall fordert Einkommenserhöhungen von 4,5 Prozent für die 40 000 Beschäftigten der Holz- und Kunststoffverarbeitenden Industrie im Land sowie den Erhalt des 13. Monatseinkommens.

Letzte Änderung: 22.04.2008