IG Metall Pressedienst 47/06

27.04.2006 Blockade der Arbeitgeber - Tarifstreit Textil- und Bekleidungsindustrie

Scharfe Kritik an den Arbeitgebern übte IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann nach den unterbrochenen Tarifverhandlungen für die 30.000 Beschäftigten der baden-württembergischen Textil- und Bekleidungsindustrie.

"Die Arbeitgeber blockieren eine Lösung des Tarifstreits und provozieren damit Warnstreiks in der Branche", so Hofmann am Donnerstag in Stuttgart.
Die Verhandlungen waren gestern in Wuppertal nach rund 12 Stunden ohne Ergebnis unterbrochen worden. Die Arbeitgeber verweigerten die Vorlage eines Angebotes. Auch eine mehrstündige Sondierungsrunde in kleinem Kreis brachte gestern keine Annäherung. Ein neuer Verhandlungstermin wurde nicht vereinbart.

"Nach Ablauf der Friedenspflicht werden wir den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen und die Beschäftigten zu Warnstreiks aufrufen", kündigte Hofmann an. Gleichzeitig betonte er, dass die IG Metall kein Interesse an einer Eskalation des Konflikts habe. "Wir streben eine Verhandlungslösung an. Ob es uns gelingt, liegt in der Hand der Arbeitgeber".

Die IG Metall fordert in den Verhandlungen für die westdeutsche Textil- und Bekleidungsindustrie Einkommenssteigerungen von 4,5 Prozent für die insgesamt 130.000 Beschäftigten sowie 40 Euro für die Auszubildenden. Die Friedenspflicht läuft am 30. April 2006 aus.

Die Arbeitgeber haben in den Sondierungsgesprächen ihre Vorstellungen erläutert. Demnach sollen die Beschäftigten Einmalzahlungen für 6 Monate erhalten, die aber an die wirtschaftliche Situation des Betriebes geknüpft sind. Ab November soll es dann eine tabellenwirksame Erhöhung der Entgelte geben, die aber ebenfalls von der wirtschaftlichen Situation des Betriebes abhängen soll. Auf die von den Arbeitgebern angestrebte Gesamtlaufzeit gerechnet würden die Beschäftigten für 2006 Einkommenserhöhungen von gerade mal 1,1 Prozent erhalten, also deutlich unterhalb der Inflationsentwicklung. Zudem soll die Jahressonderzahlung um ein halbes Monateinkommen zusammengestrichen und unbezahlte Mehrarbeit durchgesetzt werden.

"Was in den Sondierungen auf dem Tisch kam sind nur Zumutungen für die Beschäftigten und weit weg von der Basis für substanzielle Verhandlungen", meint auch Monika Lersmacher, die für die IG Metall-Bezirksleitung Baden-Württemberg bei den Verhandlungen mit am Tisch sitzt. Würden sich die Arbeitgeber damit durchsetzen, würden den Beschäftigten Reallohnverluste zugemutet. "Das können wir nicht akzeptieren".

Letzte Änderung: 22.04.2008