IG Metall Pressedienst 37/06

11.04.2006 Arbeitgeber provozieren Arbeitskampf - Auch fünfte Verhandlungsrunde ohne Ergebnis

"Fünf Runden gedreht und die Ziellinie ist immer noch nicht in Sicht", kommentierte IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann die am Montagabend in Böblingen ergebnislos vertagten Tarifverhandlungen für die 800 000 Beschäftigten der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie.

Er warf dem Arbeitgeberverband Südwestmetall vor, nicht ernsthaft an einer Verhandlungslösung interessiert zu sein. "Wer sich so stur und unbeweglich präsentiert, wie es die Arbeitgeber derzeit tun, der provoziert geradezu einen Arbeitskampf", sagte Hofmann und drohte nach Ostern mit einer "deutlich verschärften Gangart" im aktuellen Tarifkonflikt.
Den zeitlichen Korridor für eine Lösung im Tarifstreit bezeichnete Hofmann als "inzwischen sehr, sehr eng". Die Mitglieder hätten genug von den Worthülsen der Arbeitgeber. "Wir wollen endlich Ergebnisse sehen".

Die Vorwürfe aus dem Arbeitgeberlager, wonach die Forderung der IG Metall nach Entgeltsteigerungen in Höhe von fünf Prozent die Leistungsfähigkeit der Unternehmen übersteige, nannte er "an den Haaren herbeigezogen". Die Unternehmen der Branche stünden großartig da im internationalen Vergleich und wenn ein Betrieb ins Ausland wandere, dann nicht wegen zu hoher Löhne, sondern um neue Märkte zu erschließen.

Die von Südwestmetallchef Otmar Zwiebelhofer vorgestellte Rechnung, wonach laut dem Arbeitgeberangebot jeder Beschäftigte in den kommenden beiden Jahren knapp über 1800 Euro bekommen würde, nannte Hofmann "eine unseriöse Mogelpackung". Mit solchen "Schattenrechnungen" sollten lediglich die von den Arbeitgebern angestrebten Reallohnverluste verschleiert werden. "Der Vorschlag bedeutet einen Griff in die Taschen der Beschäftigten, da er nicht einmal die Preissteigerungen abdeckt".

Als "überflüssig" und "ohne Erfolgschancen" bewertet zudem die Verhandlungskommission der IG Metall das Modell der Arbeitgeber, wonach durch unbezahlte Mehrarbeit Beschäftigungsanreize für die Betriebe entstehen sollen. Hofmann: "Die Arbeitgeber verfolgen damit nur ein Ziel: Sie wollen in den Betrieben alleine und ohne Mitbestimmung der Betriebsräte über die Arbeitszeiten entscheiden." Hofmann weiter: "Die Realität zeichnet ein anderes Bild, als es uns Herr Zwiebelhofer vorgaukeln will."

Letzte Änderung: 22.04.2008