IG Metall Pressedienst 21/06

15.03.2006 "Wir sind kampfbereit" - Sitzung der großen Tarifkommission Baden-Württemberg

Verärgert reagierte die Große Tarifkommission der IG Metall Baden-Württemberg auf das Verhalten der Arbeitgeber in den aktuellen Tarifauseinandersetzungen. Darin geht es neben der Forderung nach Entgelterhöhung um 5 Prozent für die rund 800 000 Beschäftigten in der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie auch um den Erhalt der Erholzeitpausen von 5 Minuten pro Stunde für Beschäftigte im Leistungslohn.

Zum Vorschlag von Südwestmetall zunächst über ein Gesamtpaket zu verhandeln, sagte Hofmann vor den etwa 180 Mitgliedern der Großen Tarifkommission: "Wir haben eine Aufgabe und das ist eine Lohnzahl für 2006 zu finden, alles andere sind augenscheinliche Ablenkungsmanöver, die eine Einigung in der Tarifrunde 2006 erschweren sollen."
Hofmann weiter: "Wir sind kampfbereit. Wenn Südwestmetall die Kraftprobe in den Betrieben will, gehen wir dem nicht aus dem Weg".

Verhandlungen über Erholzeiten gehen am Freitag weiter

Am Freitag gehen in Böblingen die Verhandlungen über eine Fortführung des Lohnrahmentarifvertrages II in die fünfte und vielleicht entscheidende Runde. Sollte sich dann noch immer keine Lösung abzeichnen, ist für die Gewerkschaft klar, dass die Themen Entgelt und Lohnrahmen untrennbar miteinander verbunden sind.
Mehrfach hat die IG Metall in den letzten Wochen bekräftigt, es werde keinen Tarifabschluss 2006 geben, ohne dass die Frage des Lohnrahmen II geklärt ist.

Grund für Zuversicht sieht Bezirkschef Hofmann allerdings nicht. "Wir sind noch weit weg von einem Durchbruch. Südwestmetall hat sich mit der Kündigung eindeutig vergaloppiert", meinte er dazu.

Umfrageergebnis zu Arbeits- und Leistungsbedingungen in den Betrieben vorgestellt

Unterdessen hat die Gewerkschaft das Ergebnis einer Umfrage unter Betriebsräten und Vertrauensleuten zu den Arbeits- und Leistungsbedingungen veröffentlicht, an der sich 197 Betriebe mit rund 215 000 Be-schäftigten aus 17 Verwaltungsstellen im Land beteiligt haben.
"Im Ergebnis lässt sich ganz eindeutig eine Verschärfung der Leistungsanforderungen ablesen", so Hofmann. So stellen 87 Prozent der Befragten eine Erhöhung von Arbeitstempo und zusätzliche Leistungsverdichtung fest. Bei 66 Prozent der Befragten lässt sich der erhöhte Leistungsdruck über gestiegene Stückzahlen ablesen.

Vor diesem Hintergrund sei die Kündigung der Bestimmungen des Lohnrahmen II eine "Provokation der besonderen Art", kritisierte Hofmann. Von der Regelung sind etwa 92 000 Beschäftigte im Tarifgebiet Nordwürttem-berg/Nordbaden betroffen. Die IG Metall sieht in der Kündigung der Tarifbestimmungen auch einen Angriff auf die Arbeitszeit, der eine große Bedrohung für mehrere Tausend Arbeitsplätze darstellt.

"Da die Erholzeitpause 1/12 der Arbeitszeit ausmacht, würden durch deren Wegfall fast 7 700 Arbeitsplätze vernichtet", sagte der Bezirksleiter.

Auch die Leistungsverdichtung in den Betrieben hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Über 46 Prozent der Befragten stellte eine Verkürzung der Arbeitstakte fest. Gleichzeitig hat Fließband und Taktarbeit deutlich zugenommen.

Der von Südwestmetall gekündigte Tarifvertrag regelt außerdem Mindesttaktzeiten, Taktgestaltung und Mitspracherechte bei der Bandbesetzung. Außerdem enthält er Regelungen zur Gruppenentlohnung und eine pauschalierte Bedürfniszeit von 3 Minuten.

Letzte Änderung: 22.04.2008