IG Metall Pressedienst 09/06

02.03.2006 Arbeitgeber tragen Verantwortung - Konferenz der IG Metall Baden-Württemberg am 2. März 2006 in Böblingen

Scharfe Angriffe gegen die Arbeitgeber gab es heute auf einer Funktionärskonferenz der IG Metall in Böblingen. Vor etwa 2000 Metallern warf der 2. Vorsitzende der IG Metall, Berthold Huber, Südwestmetall vor, mit der Kündigung der Bestimmungen des Lohnrahmen II einen "überfallartigen Generalangriff" gestartet zu haben. "Die Arbeitgeber haben diesen Konflikt in die Welt gesetzt. Sie sind für diese Auseinandersetzung deshalb verantwortlich", so Huber.

Der Tarifvertrag habe bundesweite Bedeutung, da er für eine Humanisierung der Arbeitwelt stehe. Huber: "Es wird keinen Tarifabschluss in der Republik geben, ohne die Fortschreibung dieser Lohnrahmen II-Bestimmungen."

Mit Blick auf den Tarifkonflikt über Entgelterhöhungen für die rund 3,4 Millionen Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie forderte Huber die Arbeitgeber auf, möglichst zügig etwas vorzulegen, über das auch verhandelt werden könne. "Kommt endlich runter von Eurem hohen Ross und legt ein verhandlungsfähiges Angebot vor!", verlangte er.

Der baden-württembergische Bezirksleiter Jörg Hofmann warf dem Arbeitgeberverband Südwestmetall eine Blockadehaltung vor. "Bisher sehe ich noch keine Ansatz, wie die Kuh vom Eis gebracht werden soll", sagte er mit Bezug auf die festgefahrenen Tarifgespräche über eine Fortführung des Lohnrahmentarifvertrages II.
Die Beteiligung an den Warnstreiks bezeichnete Hofmann als Beleg für die Wut in den Betrieben. "Die Beschäftigten sind stinksauer über den provokanten und dreisten Angriff der Arbeitgeber auf die Arbeits- und Leistungsbedingungen in den Betriebe".
Gleichzeitig bekräftigte Hofmann die Forderung nach einer Wiedereinsetzung des Tarifvertrages und der Übertragung von qualitativen Elementen auf die Südbezirke. Gemeint sind Mitbestimmungsrechte bei der Bandbesetzung oder die Festlegung Mindesttaktzeiten.

Der Bezirkschef machte weiter deutlich, dass die IG Metall das Thema Lohnrahmen II gerne außerhalb der parallel laufenden Entgelttarifrunde klären würde, grenzte aber das dafür vorhandene Zeitfenster deutlich ein: "Wenn sich bis Ende März keine Lösung abzeichnet, sind für uns beide Themen untrennbar miteinander verbunden".

Auch für den ehemaligen IG Metall-Vorsitzenden Franz Steinkühler ist die Auseinandersetzung um die Erholzeiten mehr als symbolisch. "Die 1973 erstreikten Regelungen für Beschäftigte in fließ- und taktgebundener Arbeit sind keineswegs ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten. Sie sind sogar heute in vielen Bereichen wichtiger denn je", so Steinkühler auf der Konferenz.

Warnstreiks gehen weiter

Unterdessen gingen die Warnstreiks im Tarifgebiet Nordwürttemberg/Nordbaden in die zweite Runde. In Sindelfingen legten die Spätschicht der E- und S-Klasse noch gestern Abend für jeweils eine Stunde die Arbeit nieder. Etwa 3000 Beschäftigte bei DaimlerChrysler folgten damit dem Aufruf der IG Metall.
Auch in der Frühschicht am 2. März gingen bei Daimler Chrysler Sindelfingen die Aktionen weiter. Erneute beteiligten sich 2000 Beschäftigte.
Außerdem legten mehrere hundert Beschäftigte der verschiedenen Standorte der Fa. Mahle die Arbeit vorübergehend nieder und informierten sich im Betrieb über die aktuelle Tarifsituation.

Insgesamt haben sich bis zum heuten Mittag mehr als 15.000 Beschäftigte an den Protesten beteiligt.
Weitere Proteste sind am Abend von den Beschäftigten der Spätschichten in den DaimlerChrysler-Werken Untertürkheim, Mettingen und Hedelfingen geplant. In Untertürkheim treffen sich die Beschäftigten um 20:30 Uhr vor dem Cannstatter Tor, in Mettingen am Tor 3. Die Protestaktion in Hedelfingen findet innerhalb des Werksgeländes statt.

Weitere Protestaktionen am 3. März

Auch am 3. März gehen die Proteste weiter. Aufgerufen sind Beschäftigte der Firmen Hirschmann in Neckartenzlingen, Allgaier in Uhingen, Heidelberger Druck in Amstetten, Mahle in Eislingen, Strassacker in Süßen, ULO in Geislingen, Herrmann in Ettlingen, Valeo in Bietigheim-Bissingen, Automotive Lighting in Reutlingen, DaimlerChrysler in Hedelfingen und Schefenacker in Schwaikheim.

Kundgebungen sind geplant für die Beschäftigten bei Bosch in Reutlingen, um 11 Uhr in den DaimlerChrysler Werken Untertürkheim (Cannstatter Tor) und Mettingen (Tor 3).

Letzte Änderung: 22.04.2008