IG Metall Pressemitteilung 40/2015

IG Metall - Pressemitteilung

24.06.2015 Die digitalisierte Arbeitswelt für die Menschen gestalten - 66. Ordentliche Bezirkskonferenz der IG Metall Baden-Württemberg - BILDER und Unterlagen (Link)

Sindelfingen. Die IG Metall im Südwesten will gemeinsam mit Landesregierung und Arbeitgebern die Arbeitswelt in Zeiten von Industrie 4.0 gestalten. "Neue, flexible Arbeitszeitmodelle in Kombination mit dem anstehenden Wandel der Industrie sind eines unserer großen Zukunftsthemen", sagte Bezirksleiter Roman Zitzelsberger anlässlich der jährlichen Bezirkskonferenz vor rund 200 Delegierten und Gästen in Sindelfingen. "Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um sich darauf vorzubereiten." Dabei werde die IG Metall ihr Hauptaugenmerk darauf richten, den Interessen der Beschäftigten Geltung zu verschaffen.

Globalisierung, Digitalisierung und neue Produktionstrends wie die Echtzeit-Vernetzung von Mensch, Maschine und Produkt (Industrie 4.0) stellen die IG Metall und die Belegschaften in ihren Branchen laut Zitzelsberger vor große Herausforderungen. Die Gewerkschaft unterstützt diese Entwicklungen als eine Chance, den hiesigen Industriestandort weiter zu stärken. Zugleich sieht sie aber auch Risiken für die Beschäftigung und wird sich dafür einsetzen, dass auch in der Fabrik 4.0 unter humanen und gestaltbaren Bedingungen gearbeitet werden kann. Zitzelsberger: "Auch in Zukunft müssen Arbeitszeit und -umfang Grenzen haben und durch Mitbestimmung geregelt werden. Auf keinen Fall darf sich der Mensch der Technologie unterordnen müssen." Im Gegenteil: Je flexibler der Produktionsprozess, umso eigenständiger müssten Beschäftigte über ihre Zeit bestimmen können.

Roman Zitzelsberger

Damit der Umstieg in das Industriezeitalter 4.0 gelingt, sind aus Sicht der IG Metall zusätzliche Qualifizierungsanstrengungen notwendig. Gute Voraussetzungen dafür bietet der im Frühjahr neu abgeschlossene Tarifvertrag zur Qualifizierung, der neben einem generellen Anspruch auf Zeit und Geld für Weiterbildung spezielle Qualifizierungen für An- und Ungelernte vorsieht. Dieser müsse nunmehr in entsprechende Betriebsvereinbarungen übersetzt und praktisch gelebt werden, sagte Zitzelsberger.

Gleiches gelte für das neue Bildungszeitgesetz in Baden-Württemberg, wonach Beschäftigte einmal jährlich Anspruch auf bis zu fünf Tage Freistellung für berufliche und politische sowie Qualifizierungen fürs Ehrenamt haben: "Damit verbinden wir die Hoffnung, dass sich Beschäftigte wieder stärker für Weiterbildungen und lebenslanges Lernen interessieren", betonte Zitzelsberger. Der grün-roten Landesregierung zollte er für die Durchsetzung des Gesetzes gegen erheblichen Widerstand der Arbeitgeber Respekt - warnte mit Blick auf die Landtagswahlen 2016 aber zugleich vor einer Rücknahme: "Wer meint, er könne nach der Wahl dieses Gesetz wieder einkassieren, hat einen Gegner mehr."

Die 66. Ordentliche Bezirkskonferenz stand unter dem Motto "Gerechtigkeit, Demokratie, Zukunft." Gastredner waren der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, sowie sein Stellvertreter, Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid.

IG Metall - Bezirkskonferenz

"Baden-Württemberg kann sich glücklich schätzen, starke Gewerkschaften wie die IG Metall zu haben. Und das ist kein Schönwettersatz, der nur in guten Zeiten gilt und in schlechten Zeiten unter den Tisch fällt", sagte Kretschmann in seinem Grußwort. "Denn die Menschen in den Betrieben in unserem Land leisten hervorragende Arbeit, Industrieprodukte aus Baden-Württemberg sind in aller Welt gefragt. Da ist es die vornehme Aufgabe der Gewerkschaften, dafür zu sorgen, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die ganz entscheidend zum Erfolg beitragen, auch angemessen beteiligt werden."

Finanzminister Nils Schmid ergänzte: "Die IG Metall ist für uns ein wichtiger Partner, um Baden-Württemberg zum Musterland für gute Arbeit zu machen. Gerade beim Thema Industrie 4.0 ergeben sich große Chancen für sichere Arbeitsplätze und die Humanisierung der Arbeitswelt. Ich bin überzeugt, dass wir sie nur nutzen können, wenn die Beschäftigten und ihre Vertreter bei all diesen Themen immer auf Augenhöhe mit am Tisch sitzen".

BILDER und UNTERLAGEN hier Link

Letzte Änderung: 25.06.2015