IG Metall Pressemitteilung 38/2014
Stuttgart - Am heutigen Abend verleiht die IG Metall-Baden-Württemberg zum dritten Mal den Willi-Bleicher-Preis für herausragende Berichterstattung. Prämiert werden fünf Beiträge in vier Kategorien, die sich kritisch mit dem Wandel der Arbeitswelt auseinandersetzen und eindrucksvoll die Konsequenzen und Herausforderungen für die Beschäftigten in Büros, Geschäften und Fabriken im Südwesten aufzeigen.
Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg: "Der Willi-Bleicher-Preis hat sich als Auszeichnung für qualitativ hochwertige Berichterstattung aus der hiesigen Arbeitswelt etabliert. Die zahlreichen lesens-, sehens- und hörenswerten Beiträge bestätigen unsere Auffassung, dass es richtig und notwendig ist, sich mit dem Arbeitsalltag der Menschen zu beschäftigen." Dabei zeichne der Preis bewusst nicht nur Erfolgsstorys aus, sondern auch Geschichten über Belastungen und Ängste der Menschen am Arbeitsplatz.
In seiner Rede wies Zitzelsberger darauf hin, dass es in Zukunft noch wichtiger werde, solche Themen öffentlich zu machen: "Die Veränderungen in der Arbeitswelt werden nicht weniger, sondern mehr. Neue Technologien wie zum Beispiel Industrie 4.0 stellen bisher ungekannte Flexibilitätsanforderungen an die Belegschaften - bei wachsendem Leistungsdruck." Auch 2015 werde der Preis deshalb wieder ausgeschrieben, kündigte er an.
Dass die von der IG Metall ausgezeichneten Autoren teilweise gravierende Missstände aufdecken, wurde mittlerweile sogar gerichtlich bestätigt. Anfang Oktober hat das Landgericht Stuttgart dem SWR die weitere Ausstrahlung einer Sendung über Werkverträge bei Daimler erlaubt. Begründung: Die darin gezeigten Praktiken würden von weiten Kreisen der Bevölkerung als einschneidender Missstand wahrgenommen. Dies wiege schwerer als die Nachteile, die Daimler hinnehmen musste. Die Sendung mit dem Titel "Hungerlohn am Fließband - wie Tarife ausgehebelt werden" hatte 2013 den Willi-Bleicher-Preis gewonnen. Daimler war dagegen vorgegangen, da die Bilder heimlich entstanden waren.
Die IG Metall sieht in dem Urteil eine Stärkung der Pressefreiheit: "Ob es um Umweltskandale, korrupte Politiker oder um Ausweitung, beziehungsweise Missbrauch prekärer Beschäftigung geht - um solche Missstände
aufzudecken, darf und muss Journalismus immer investigativ sein", betonte Zitzelsberger.
Seiner Meinung nach wäre Daimler besser beraten, das Ob und Wie von Werkverträgen mit Betriebsrat und IG Metall zu regeln, anstatt den gerichtlichen Streit mit dem SWR noch eine Instanz höher zu tragen.
Den Willi-Bleicher-Preis 2014 erhalten:
Kategorie Fernsehen:
Claus Hanischdörfer, SWR/ARD, für "Deutschland ungerecht - Was Wähler ändern würden" (Thema: Fleischbranche)
Kategorie Hörfunk:
Anna Koktsidou, SWR 2, für "In Würde altern, ohne Würde pflegen?" (Thema: Ausländische Frauen in deutschen Haushalten)
Kategorie Print/Online (Zwei Preisträger):
Sabine Marquard, Stuttgarter Nachrichten, für "Der Hausmeister und die Landesbank" (Thema: Streitfall Leiharbeit)
Walther Rosenberger, Stuttgarter Nachrichten, für "Mitarbeiter stellen Festo auf den Kopf" (Thema: Neue Arbeitsregeln für Topleute)
Kategorie Nachwuchs:
Lara Fritzsche, SZ-Magazin, für "Schritt für Schritt" (Thema: Schlecker-Frauen gründen ihre eigene Drogeriekette)
Ausgewählt wurden die Preisträger von einer unabhängigen Jury aus Frank Brettschneider, Professor am Institut für Kommunikationswissenschaft an der Universität Hohenheim, Barbara Roth, Redakteurin für
Hintergrund-Innenpolitik beim Deutschlandfunk und Wolfgang Schorlau, Schriftsteller.
Wie schwer der Jury die Entscheidung gefallen ist, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass der Preis in der Kategorie Print/Online doppelt, nämlich zweimal an die Stuttgarter Nachrichten, vergeben wurde. Der Preis ist mit jeweils 1500
Euro dotiert, der Nachwuchspreis mit 1000 Euro.
Letzte Änderung: 28.10.2014