IG Metall Pressedienst 05/06

14.02.2006 Tarifgespräche ohne Annäherung vertagt - "Südwestmetall muss bald vom hohen Ross steigen"

Ohne Ergebnis ist die erste Verhandlung für die rund 800 000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg nach wenigen Stunden zu Ende gegangen. Die IG Metall will in der Tarifrunde Entgeltsteigerungen von 5 Prozent durchsetzen.

"Unsere Forderung ist mehr als begründet", sagte IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann nach den Gesprächen in Böblingen. "Die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie im Land sind im internationalen Vergleich hervorragend aufgestellt. Die Lohnstückkosten sind seit Jahren gesunken. Gleichzeitig ist die Produktivität nach oben geschnellt und die Gewinne der Unternehmen sind teilweise regelrecht explodiert, während sich die Beschäftigten mit verhaltenen Lohnsteigerungen begnügen mussten".

Hofmann forderte Südwestmetall auf, Rituale beiseite zu schieben und möglichst bald ein verhandlungsfähiges Angebot auf den Tisch zu legen. "Es kann nicht sein, dass wir uns lange im Kreis drehen und über realitätsferne Signale aus dem Arbeitgeberlager über Lohnsteigerungen von höchstens 1,2 Prozent unterhalten müssen". Diese starre und unbewegliche Haltung würde die Tarifgespräche unnötig in die Länge ziehen und extrem belasten.

IG Metall-Verhandlungsführer Jörg Hofmann betonte in diesem Zusammenhang den Willen der IG Metall, eine Lösung auf dem Verhandlungsweg zu finden. Damit dies gelingen könne, müssten die Arbeitgeber allerdings möglichst bald von ihrem hohen Ross steigen. "Die Arbeitgeber haben es selbst in der Hand, ob es einen baldigen Abschluss oder eine wochenlange Hängepartie für unser Land gibt".

Bezirksleiter Hofmann weiter: "Es nutzt doch nichts, die realen und völlig nachvollziehbaren Bedürfnisse der Beschäftigten auszublenden um überzogenen Aktionärs- und Renditeerwartungen das Wort zu reden. Wir kämpfen seit Jahren mit einer lahmenden Inlandsnachfrage. Den Menschen fehlt schlicht das Geld, die Produkte zu kaufen, die sie selbst herstellen. Dem müssen wir gegensteuern und dafür sorgen, dass die Menschen eine faire Beteiligung an den Erträgen erhalten, die durch ihre Arbeit überhaupt erst erwirtschaftet werden".

Hofmann betonte in diesem Zusammenhang, dass dringend Signale für mehr Wachstum und Beschäftigung gegeben werden müssen. "Der Vorschlag von Südwestmetall erst die Renditen zu steigern um dann Beschäftigung aufzubauen, hat sich als Luftblase entpuppt. Deshalb brauchen wir dringend neue Impulse für mehr Nachfrage".
Hofmann forderte Südwestmetall auf, nicht nur abstrakt über den Aufbau von Beschäftigung zu reden, sondern endlich aktiv etwas dafür zu tun.
Deutschland sei immerhin zum wiederholten Male Exportweltmeister, so Hofmann. "Welchen Beweis brauchen die Unternehmer denn noch für ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit? Statt sich aufs ewige Jammern trotz satter Gewinne zu verlagern, sollten die Arbeitgeber ihre Kräfte lieber auf Innovationen und die Schaffung neuer Arbeitsplätze verwenden, als auf das ritualisierte Schlechtreden der eigenen Branche im Vorfeld einer Tarifrunde".

Die Gespräche sollen am 14. März 2006 in Böblingen fortgesetzt werden.

Letzte Änderung: 22.04.2008