IG Metall Pressedienst 11/2012

IG Metall Pressedienst

06.03.2012 IG Metall bekräftigt Forderungen und legt "Schwarzbuch Leiharbeit" vor - Tarifrunde 2012 Metall- und Elektroindustrie: Erste Verhandlung - Fernsehbericht: SWR Landesschau aktuell und Tagesschau

Die Tarifverhandlungen für die rund 800.000 Beschäftigten der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie sind wenige Stunden nach ihrem Auftakt erwartungsgemäß ohne Ergebnis vertagt worden. IG Metall und Arbeitgeberverband Südwestmetall gehen mit ihren Verhandlungen am 22. März 2012 in Ludwigsburg in die zweite Runde.

Forderungen bekräftigt

Die IG Metall hat in den Gesprächen ihre Forderungen nach 6,5 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten der Branche, unbefristeter Übernahme nach der Ausbildung sowie mehr Mitbestimmung bei Leiharbeit bekräftigt.

IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann

IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann: "Die Branche stellt derzeit ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit eindrucksvoll unter Beweis. Nach der fulminanten Aufholjagd haben wir die Vorkrisenzahlen längst erreicht. Der Laden brummt wie selten zuvor. Doch nach Einkommensverlusten in der Krise haben die Beschäftigten bis dato nicht vom Aufschwung profitiert. Er spiegelt sich allein in den Bilanzen der Unternehmen wieder."

Konjunktur nicht nach unten reden

Hofmann verwies darauf, dass auf dieser sehr guten Basis deutlich mehr Betriebe mit Stabilität und einer weiteren Verbesserung rechnen. Nur wenige sehen konkrete Risiken eines Abflauens der Konjunktur. "Wenn Südwestmetall jetzt Stagnation und Abschwung herbeiredet, ist dies zu offensichtlich der Tarifrunde geschuldet, als es glaubhaft wäre. Die Fakten sprechen eindeutig eine andere Sprache." Hofmann ermahnte Südwestmetall zur Verantwortung für die Branche: "Bei allem Streit um Lohnprozente. Es ist kein Grund die Konjunktur nach unten zu reden."

Hofmann machte erneut deutlich, es werde keinen Tarifabschluss geben, ohne Lösungen für alle Forderungen. "Wir sind angetreten die Übernahme der Azubis nach der Ausbildung sowie die Mitbestimmung der Betriebsräte bei Leiharbeit zu regeln. Und genau das werden wir."

Umfrageergebnisse vorgestellt

Der Verhandlungsführer der Gewerkschaft verwies dabei auf die in dieser Woche vorgestellten Ergebnisse einer jährlich stattfindenden Umfrage der IG Metall unter den tarifgebundenen Betrieben im Land. Demnach hat sich zwar die Quote der Übernahme von Auszubildenden um etwa 10 Prozent erhöht, doch fast ein Drittel der Ausgebildeten erhält am Ende der Ausbildung noch immer nur einen befristeten Arbeitsvertrag. Den positiven Trend führte Hofmann auf die Regelungen zurück, die Betriebsräte während der letzten Monate ihren Geschäftsleitungen abgetrotzt hätten. Die Befragung widerlege außerdem die Behauptung der Arbeitgeber, die Forderung nach unbefristeter Übernahme würde die Betriebe veranlassen, die Ausbildungszahlen zu senken.

Hofmann: "Davon kann wohl nicht die Rede sein, wenn 70 Prozent der Betriebe angeben, sie werden die Zahl der Ausbildungsplätze beibehalten. 20 Prozent wollen sie sogar erhöhen. Es drängt sich der Eindruck auf, Südwestmetall will hier ein Grauen an die Wand malen, das so real gar nicht existiert."

Die Umfrage hat ebenfalls ergeben, das zwei Drittel der Betriebe Leiharbeit einsetzen. Die Verweildauer der Leiharbeiter in den Betrieben liege für zwei Drittel bei höchstens 12 Monaten. Und ein Viertel der Betriebe gab an, Leiharbeit habe Stammarbeitsplätze vernichtet.

Handlungsbedarf besteht

Hofmann: "Die Ergebnisse zeigen, es besteht tariflicher Handlungsbedarf bei den qualitativen Themen. Wir bewegen uns also mit den Forderungen nach unbefristeter Übernahme und mehr Mitbestimmung bei Leiharbeit auf sicherem Boden."

Schwarzbuch Leiharbeit

Noch während den Verhandlungen hat die IG Metall ihr "Schwarzbuch Leiharbeit" vorgelegt. Darin finden sich die Firmen der Metall- und Elektroindustrie im Land, die Leiharbeit besonders stark nutzen und dadurch sichere Arbeitsplätze gefährden.

Hierzu hat die IG Metall eine gesonderte Umfrage unter den Betriebsräten von 636 tarifgebundenen Betrieben ausgewertet, in denen 470.000 Menschen beschäftigt sind. In den Betrieben waren insgesamt 21.500 Leiharbeiter (Ergebnisse der Befragung in der Anlage).

Letzte Änderung: 07.03.2012