IG Metall Pressedienst 22/2011

IG Metall Pressedienst

05.08.2011 Strukturelles Defizit an den beruflichen Schulen gefährdet Qualität des Dualen Systems - IG Metall kritisiert Entscheidungen des Kultusministeriums

Die IG Metall Baden-Württemberg fordert das Kultusministerium des Landes auf, klare Prioritäten in der Schulpolitik zu setzen, um das strukturelle Defizit an den Berufsschulen zu beseitigen.
"Systematischer Unterrichtsausfall bedroht zunehmend die Qualität des dualen Ausbildungssystems", so Bezirksleiter Jörg Hofmann heute in Stuttgart.

IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann

Der Gewerkschafter bezieht sich mit der Forderung auf Pressemeldungen des Kultusministeriums. Darin wurde mitgeteilt, dass das im grün-roten Koalitionsvertrag vereinbarte Ziel des Abbaus des strukturellen Defizits an Berufsschulen auf die kommenden Jahre vertagt werden soll. Gleichzeitig wurde aber ein Aufbau der Lehrerstellen an den Gymnasien angekündigt. "Keiner hat etwas gegen mehr Lehrerstellen an Gymnasien. Aber wir erwarten eine Prioritätensetzung, die die Berufsschulen nicht weiter ins Abseits der Schulpolitik stellt", sagte Hofmann.

Auf diese Defizite hatte bereits eine von der alten Landesregierung eigens eingesetzte Enquete-Kommission in ihrem Abschlussbericht eindringlich hingewiesen. Besonders benachteiligt sind demnach vor allem die Schüler, die im Rahmen einer dualen Berufsausbildung in so genannten Teilzeit-Klassen eine Berufschule besuchen.
Deshalb fordert die IG Metall die Kultusministerin auf, alles zu tun, um die Schwachstellen an den beruflichen Schulen schnell zu beseitigen. Dazu muss das Unterrichtsdefizit abgebaut werden
- ohne dass sich der Klassenteiler erhöht
- ohne dass sich die im Land vereinbarte Stundenzahl pro Woche reduziert.

Hofmann: "Gleichzeitig muss eine Reserve von Lehrern aufgebaut werden, damit durch Krankheit oder Weiterbildung ausfallender Unterricht ausgeglichen werden kann. Die Unterrichtsversorgung muss für alle Schularten gewährleistet sein, nicht nur an den Gymnasien."

Er wies weiter darauf hin, dass die Enquete-Kommission den Ausbau attraktiver Angebote zum Erwerb der Fachhochschulreife in der dualen Ausbildung gefordert hatte. Dies war auch Ergebnis des letzten Spitzengespräches zur Ausbildungssituation, in dem dieses Vorhaben zu einem Schwerpunkt für 2011 erklärt wurde. "Das verlangt ebenfalls eine deutlich bessere Ausstattung der Berufsschulen. Es ist zudem im Vergleich zur weiterführenden Schule der erwiesenermaßen erfolgreichere Weg zur Einmündung in die Berufstätigkeit." Auch hier vermisst Hofmann Konsequenzen in den Stellenplänen des Kultusministeriums.

Letzte Änderung: 05.08.2011