IG Metall Pressedienst 11/2011

IG Metall Pressedienst

14.04.2011 IG Metall startet Debatte über tarifpolitische Initiative - Große Tarifkommission der IG Metall Ba-Wü - Beitrag im SWR Fernsehen, Landesschau aktuell Ba-Wü um 19.45 Uhr - ab Min. 6.30

Die IG Metall hat heute im Bezirk Baden-Württemberg den Startschuss für eine Debatte über eine betriebs- und tarifpolitische Initiative gestartet. Unter der Überschrift "Arbeit - sicher und fair" debattierten die rund 180 Mitglieder der Großen Tarifkommission in Leinfelden-Echterdingen darüber, wie die Beschäftigten am Aufschwung der Wirtschaft beteiligt, prekäre Beschäftigung eingegrenzt und der Jugend bessere Chancen geboten werden können. Jetzt soll die Debatte in den Betrieben und regionalen Gremien der IG Metall weitergeführt werden. Eine Entscheidung darüber, ob die Gewerkschaft konkrete Tarifforderungen aufstellt um die Themen zu regeln, soll noch vor dem Sommer fallen.

Dabei gehe es in erster Linie um eine Regulierung von Zeitarbeit und Werkverträgen sowie verbesserte Übernahmeperspektiven für Auszubildende. Derzeit sieht der Tarifvertrag lediglich eine Mindestübernahme nach der Ausbildung von 12 Monaten vor. Außerdem seien Regelungen zur besseren Begleitung Jugendlicher im Übergang von der Schule in die Ausbildung, aber auch der besseren Durchlässigkeit der beruflichen Entwicklung nach der Ausbildung notwendig.

Mit Blick auf den rasanten Anstieg prekärer Arbeitsverhältnisse warnte IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann vor einem "Auseinanderbrechen der Gesellschaft", wenn diese in Stammbeschäftigte und prekär Beschäftigte aufgeteilt würde. "Deshalb wollen wir den Handlungsrahmen der Betriebsräte verbessern, aber auch Entgelte und Arbeitsbedingungen der Leiharbeiter deutlich verbessern. Wir akzeptieren keine zweite Tariflinie in den Betrieben", sagte Hofmann.

Laut einer Umfrage der IG Metall Baden-Württemberg in über 900 Betrieben der Metall- und Elektroindustrie vom März 2011 nutzen inzwischen 80 Prozent der Betriebe Leiharbeit. In fast einem Viertel ist die Zahl der Leiharbeiter inzwischen sogar höher als vor der Wirtschaftskrise. Außerdem verfügen 55 Prozent der Betriebe noch über keine betrieblichen Regelungen zur Leiharbeit. Dagegen setzen sogar fast drei Viertel aller Betriebe Werkverträge ein, was in 53 Prozent der Betriebe dazu führt, dass Stammarbeitsplätze durch Werkverträge ersetzt werden. Und 73 Prozent der Betriebe übernehmen ihre Auszubildenden im Anschluss nur für höchstens ein Jahr, während drei Prozent die Übernahme ihrer Auszubildenden sogar ganz verweigern.

Hofmann: "Das zeigt, wir bohren an den richtigen Stellen. Es geht um Perspektiven für die Jugend und um sichere, faire Arbeit. Es kann nicht sein, dass der Aufschwung nicht in ein Mehr an sicherer Beschäftigung, sondern in ein Mehr an prekärer Beschäftigung führt. Wir wollen, dass wirtschaftlicher Erfolg nicht allein Bilanzen vergoldet, sondern bei denen ankommt, die diesen Erfolg erarbeiten."

Im Juli will die Grosse Tarifkommission einen Grundsatzbeschluss über den Tariffahrplan 2011/2012 und mögliche qualitative Forderungen im Vorfeld der im April 2012 anstehenden Entgeltrunde fassen.

Letzte Änderung: 15.04.2011