IG Metall Pressedienst 35/2010

IG Metall Pressedienst

08.10.2010 Arbeitgeber der Metall- und Elektroindustrie kommen ihrer Verantwortung nicht nach - IG Metall kritisiert erneuten Ausbildungsplatzrückgang

Die Zahl der Ausbildungsplätze in der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie ist erneut rückläufig. Nach einem Rückgang von rund sieben Prozent im vergangenen Jahr sind die angebotenen Ausbildungsstellen auch 2010 weiter im Sinkflug.

Laut einer Umfrage der IG Metall unter den Ausbildungsbetrieben reduzieren alleine die Automobilhersteller und die großen Zulieferbetriebe ihre Ausbildungsplätze um über 10 Prozent.
"Im Maschinenbau fällt der Kahlschlag sogar noch extremer aus", beklagt IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann. Diese Entwicklung sei in der Wirkung umso dramatischer, da die Zahl der Schulabgänger derzeit noch steigend sei.

Laut der Umfrage ist das Angebot an Ausbildungsplätzen von rund 10.350 im vergangenen Jahr auf etwa 9.300 in diesem Jahr gesunken. Befragt hat die IG Metall über 1.000 Betriebe in den 27 Verwaltungsstellen im Land.
Hofmann kritisiert die sinkende Zahl an Ausbildungsplatzangeboten. "Die baden-württembergische Metall- und Elektroindustrie verpasst eine riesige Zukunftschance auf qualifizierte Fachkräfte. Die jetzt nicht ausgebildeten Jugendlichen sind die fehlenden Fachkräfte von morgen. Sie fehlen ab 2014 auf dem Arbeitsmarkt. Dies belastet gleichzeitig die Zukunft vieler junger Menschen."

Hofmann appellierte aus diesem Grund an die Betriebe der Metall- und Elektroindustrie, angesichts einer deutlich verbesserten wirtschaftlichen Lage, auch noch kurzfristig zusätzliche Ausbildungsplätze für die Nachversorgung anzubieten.
Außerdem kritisierte Hofmann, dass noch immer zu viele Jugendliche in so genannten Warteschleifen geparkt werden. "So hat sich über Jahre hinweg eine gewaltige Bugwelle aufgebaut. Statt ihnen die Chance zu bieten, mit Elan in Ausbildung und Beruf zu starten, werden diese Jugendlichen demotiviert." Hofmann verwies darauf, dass in Baden-Württemberg auf Grund des G8-Doppelschuljahres die Schulabgängerzahlen noch bis 2013/14 steigen, um danach stetig zu fallen.

Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren im August 2010 insgesamt noch 10.549 Ausbildungsstellen in Baden-Württemberg unbesetzt. Dem gegenüber standen zu Beginn des neuen Ausbildungsjahrgangs gut 12.500 unversorgte Bewerber. Mehr als ein Viertel der ausbildungsberechtigten Betriebe im Land bildet nicht aus.

Auszug aus den Angaben der IG Metall-Verwaltungsstellen (Auszug aus der Gesamtabfrage):
Die Maschinenfabrik Alfing Kessler GmbH in Aalen reduziert von 25 auf 15, die Firma Kessler & Co. in Abtsgmünd von 30 auf 17 und die Zeiss AG in Oberkochen von 94 auf 67 Ausbildungsplätze. Bei der Arburg GmbH & Co. in Loßburg/Schwarzwald sinkt die Zahl der Ausbildungsplätze von 41 auf 27. Festo AG & Co. KG in Esslingen streicht 22 der bisher 79 Ausbildungsplätze und Micronas GmbH in Freiburg immerhin 9 der bislang 28. Auch die MTU GmbH in Friedrichshafen hat in diesem Jahr weniger Auszubildende eingestellt als im Vorjahr - statt 101 nur noch 84. Bei der Läpple GmbH & Co. KG in Heilbronn wurde von 34 Plätzen auf 15 reduziert. Die Hansgrohe AG in Schiltach hat 12 der bislang 43 Ausbildungsplätze gestrichen und bei Georg Fischer Automobilguss GmbH in Singen wird von 21 auf 14 reduziert.

Letzte Änderung: 08.10.2010