Initiative für Bildung und Beschäftigung
Die Themen Bildung und Beschäftigung stehen im Mittelpunkt der heute in Stuttgart vorgestellten INITIATIVE BILDUNG UND BESCHÄFTIGUNG.
"Wirtschaft und Gesellschaft befinden sich im Umbruch. Unsichere Weltmärkte, struktureller Wandel hin zu einer ökologisch nachhaltigen Wirtschaft und ein absehbarer Fachkräftemangel stellen unser Land vor neue
Herausforderungen. Dieser Wandel lässt sich nicht aufhalten. Aber wir können ihn gestalten. Und damit wollen wir jetzt beginnen", sagte hierzu IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann, der die Initiative ins Leben
gerufen hat.
Und Hofmann konnte schon vor dem offiziellen Start zahlreiche prominente Unterstützer aus allen gesellschaftlichen Bereichen des Landes gewinnen. (Weitere Informationen darüber, wer die Initiative bislang unterstützt, am
Ende des Dokuments, in der Anlage sowie im Internet www.bildung-und-beschaeftigung.de )
Es gehe darum, eine breite öffentliche Diskussion anzustoßen und gemeinsam an einem Zukunftskonzept für Baden-Württemberg zu arbeiten. Hofmann: "Es geht um nicht weniger als die Frage, ob unser Land ein lebenswerter
Innovationsstandort mit sicherer Beschäftigung und einem hohen Qualifikationsniveau bleibt. Oder ob ein drohender Fachkräftemangel und die nachlassende Innovationskraft unser Land schleichend ins Abseits drängen, sich
damit weder Beschäftigten noch Unternehmen ausreichend Perspektiven bieten und sich die Chancen auf einen sozialen Ausgleich mindern."
Hierzu wird die Initiative nicht nur eine Plattform für eine offene Diskussion bieten, sondern auch Foren des Diskurses über die Zukunft von Bildung und Beschäftigung veranstalten.
Die Unterstützer sehen insbesondere im Bereich der Bildung Nachholbedarf. Rainer Brechtken, Präsident des Deutschen Turnerbundes und Gründungsmitglied der Initiative: "Dass wir in Baden-Württemberg alles
können ist schön und gut. Nur nützt es uns nichts, wenn wir es nicht auch tun. Und man muss sich schon fragen, warum nicht endlich mehr für den Ausbau der Kinderbetreuung getan wird und warum nicht jedes Kind die
gleichen Bildungschancen bekommt?" Für Brechtken ist es daher unerlässlich, dass sich etwas verändern muss. "Genau das wollen wir mit dem Start der Initiative anstoßen. Unsere Schulen zählen zwar zu den Besten im
Bundesvergleich. Jetzt müssen wir noch dafür sorgen, dass sie auch die Gerechtesten werden, denn nirgendwo anders sind die Bildungschancen so ungleich verteilt wie hier."
Prof. Dr. Harald Hagemann von der Universität Hohenheim, ebenfalls Gründungsmitglied der INITIATIVE BILDUNG UND BESCHÄFTIGUNG, fordert zudem eine bessere Zusammenarbeit von Forschung, Entwicklung und Wirtschaft.
"Nur durch eine effiziente Verbindung dieser einzelnen Bausteine lässt sich der Strukturwandel erfolgreich gestalten."
Hagemann betonte, dass das Wirtschaftswachstum eines Landes immer stärker von dessen Innovationsfähigkeit abhänge. "Hierfür sind hoch qualifizierte Arbeitskräfte erforderlich." Es sei problematisch, dass
Deutschland seit Anfang der 1990er Jahre beim Anteil der öffentlichen Gesamtausgaben am Bruttoinlandsprodukt unter den führenden Volkswirtschaften keinen Spitzenplatz mehr, sondern nur noch eine mittlere Position einnehme. In
asiatischen Ländern wie China würden dagegen im kommenden Jahrzehnt viele hoch qualifizierte Ingenieure und Facharbeiter auf den Arbeitsmarkt drängen, während in Deutschland auch aufgrund des demographischen Wandels
eher mit rückläufigen Zahlen zu rechnen sei.
Zudem zeige die Entwicklung der qualifikationsspezifischen Arbeitslosenquoten in Deutschland von 1975 bis heute, dass die Gefahr für gering Qualifizierte von Arbeitslosigkeit betroffen zu werden, unter dem doppelten Druck der
Globalisierung und des technischen Fortschritts auf das Vierfache gestiegen sei, während sie für höher Qualifizierte nahezu unverändert gering sei. Hieraus folge die dauerhafte Aufgabe einer Verbesserung des
Bildungssystems, sowohl (vor)schulisch als auch beruflich. Besser als Trainingsmaßnahmen für bereits Arbeitslose sei die Schaffung von größeren Anreizen und Unterstützungen zur Weiterbildung von
Beschäftigten ("training on the job") und damit die Vermeidung der Entstehung von Arbeitslosigkeit.
FORSA-Umfrage untermauert Anliegen der INITIATIVE BILDUNG UND BESCHÄFTIGUNG
Hofmann und seine Mitstreiter fürchten, das Land sei in Gefahr seine Spitzenstellung zu verlieren. Untermauert werden diese Sorgen durch eine heute veröffentlichte Umfrage des Meinungsinstituts FORSA, die im Auftrag der
INITIATIVE BILDUNG UND BESCHÄFTIGUNG durchgeführt wurde. Demnach haben 70 Prozent der Befragten den Eindruck, die baden-württembergische Landesregierung habe bislang nicht angemessen auf den drohenden Fachkräftemangel
reagiert.
Und 62 Prozent glauben nicht, dass die Unternehmen im Südwesten ausreichend in die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften investieren. Und immerhin 59 Prozent sind der Meinung, dass die Chance auf gute Bildung in hohem
Maße vom Einkommen der Eltern abhängig ist. Außerdem glaubt die überwältigende Mehrheit von 78 Prozent, dass die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft nicht die richtigen Konsequenzen aus der Finanz- und
Wirtschaftskrise gezogen haben. Eine deutliche Mehrheit (65 Prozent) spricht sich auch gegen den Einsatz von Leiharbeit aus und sagt, dieses Instrument sei nicht geeignet um Arbeitslosen den Einstieg in ein reguläres
Arbeitsverhältnis zu ermöglichen, zudem würde der Einsatz von Leiharbeit Stammarbeitsplätze verdängen. (Die detaillierte Auswertung der Umfrage findet sich in der Anlage)
Die Unterstützer:
Prof. Dr. Reinhart Beck, Hochschule Esslingen
Rainer Brechtken, Präsident des Deutschen Turnerbundes
Prof. Dr. Wolfgang Däubler, Rechts- und Wirtschaftsberater
Prof. Dr. Berthold Dietz, Professor für Soziologie an der Ev. Hochschule Freiburg
Heinz Dürr, Aufsichtsratsvorsitzender der Dürr AG
Ivo Gönner, Oberbürgermeister der Stadt Ulm
Prof. Dr. Harald Hagemann, Professor für Wirtschaftstheorie an der Universität Stuttgart - Hohenheim
Jörg Hofmann, IG Metall-Bezirksleiter
Prof. Dr. Roland Jost, Pädagogische Hochschule Ludwigsburg
Jens Junginger, Wirtschafts- und Sozialpfarrer, Ev. Akademie Bad Boll,
Esther Kuhn-Luz, Wirtschafts- und Sozialpfarrerin Ev. Akademie Bad Boll,
Dr. Peter Kurz, Oberbürgermeister der Stadt Mannheim
Prof. Dr. Albert Scherr, Pädagogische Hochschule Freiburg
Werner Schretzmeier, Intendant des Theaterhauses Stuttgart
Roland Sing, Vorsitzender des Landesseniorenrates
Prof. Dr. Manfred Spitzer, Ärztlicher Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik in Ulm
Erwin Staudt, Präsident des VfB Stuttgart
Barbara Stoll, Schauspielerin und Sängerin
Letzte Änderung: 05.10.2010