IG Metall kritisiert: Zuviele ...

IG Metall Interview

17.08.2010 ... Leiharbeiter - Interview mit IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann - dpa - 16. August 2010 - Das Interview führte Stefanie Koller

Die IG Metall warnt vor einer massenhaften
Einstellung von Leiharbeitern in der Metall- und Elektroindustrie.
Die Unternehmen entziehen sich der Verantwortung für Beschäftigung,
sagte Baden-Württembergs Bezirksleiter Jörg Hofmann der
Nachrichtenagentur dpa in Stuttgart.

Ist der Einsatz von Leiharbeitern ein Trend in der gesamten Branche?

Hofmann: Es gibt einige Firmen, die sehr gezielt auf Leiharbeit
setzen. Wir haben Firmen wie Daimler, wo der Druck sehr stark war,
und wir mit einer Quotierung die Zahl der Leiharbeitskräfte im
Unternehmen begrenzt haben. Wir haben andere Firmen, wo man relativ
wenig oder keine Leiharbeit in der Produktion hat - dazu gehören zum
Beispiel Porsche und Bosch. Im Maschinenbau ist das Thema weniger
relevant, weil da sehr spezialisierte Fachkräfte gebraucht werden.

Für welche Arbeiten werden Leiharbeiter vor allem engagiert?

Hofmann: Vor der Krise war der Leiharbeitsmarkt so strukturiert,
dass er für einfache Tätigkeiten funktioniert hat. Dort sehe ich auch jetzt im Moment die größte Gefährdung. Eine Gefahr wäre, wenn sich dies verändert. Wenn sich das etabliert, was wir auch teilweise schon jetzt im Ingenieurbereich sehen. Dort wird Leiharbeit auch bei hochqualifiziertem Fachpersonal als eine mögliche Option gesehen.

Was macht die Leiharbeiter für die Unternehmer so interessant?

Hofmann: Für die Firmen sind Leiharbeiter oft interessanter als
jemanden selbst befristet einzustellen, weil Druck mit Blick auf eine spätere Übernahme so nicht entsteht. Die Unternehmen entziehen sich der Verantwortung für Beschäftigung. Am besten ist aus Sicht einiger Unternehmer, man behandelt die Menschen wie Material und bestellt sie wie man halt ein Auto leiht - halt so lange man es braucht.

Was sagt die IG Metall dazu?

Hofmann: Das ist für uns nicht akzeptabel. Gleiche Arbeit, gleiches
Geld gehört für uns zu den Anstandsprinzipien, die in der modernen
Industriegesellschaft Usus sein sollten. Leiharbeiter haben heutzutage oft nicht mal mehr einen sicheren Job bei der Leiharbeitsfirma. Und nicht zuletzt spaltet Leiharbeit die
Belegschaften in einen Teil, in dem die Tarifverträge und
Mitbestimmungsrechte gelten und in einen, in dem das nicht der Fall
ist.

Was will die Gewerkschaft dagegen unternehmen?

Hofmann: Wir müssen jetzt, gerade in einer Aufschwungphase, extrem
darauf achten, dass Beschäftigungsaufbau nicht über Leiharbeit
erfolgt. Wir lehnen eine Personalpolitik strikt ab, die auf
Leiharbeit und andere Formen prekärer Beschäftigung setzt. Wir werden zudem im Herbst den Druck auf die Politik erhöhen, dieses Schlupfloch zu schließen.

Letzte Änderung: 16.09.2010