IG Metall Pressedienst 23/2010

IG Metall Pressedienst

01.07.2010 IG Metall hat das Land aktiv gestaltet - Festakt: 60 Jahre IG Metall Baden-Württemberg

IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann würdigte heute in Böblingen die Leistungen der IG Metall in Baden-Württemberg. Der Bezirk habe in den vergangenen sechs Jahrzehnten aktiv an der Zukunft des Landes mitgestaltet, sagte er vor über 400 Teilnehmern eines Festaktes anlässlich des sechzigährigen Bestehens des Bezirks heute in Böblingen.

"Wir haben für die Beteiligung der Arbeitnehmer am wachsenden Wohlstand gekämpft und für die Öffnung der Gesellschaft, damit ab-hängig Beschäftigte mehr Chancen bekommen. Wir haben für eine hu-mane Arbeitswelt gestritten und für den Schutz der Beschäftigten gegen Rationalisierung. Und wir haben Beschäftigung in Phasen des strukturellen Umbruchs und in Krisenzeiten gesichert", so Hofmann.

Dabei seien allerdings die 'Strategie Zukunft', so auch der Titel der Konferenz, zunächst die Beseitigung des Hungers und der Kampf gegen die Restauration der alten Machtverhältnisse in der jungen Nachkriegsrepublik die ersten Herausforderungen der Gewerkschafter gewesen. So seien die ersten Bezirksleiter der IG Metall im Südwesten ausnahmslos alle aus dem antifaschistischen Widerstand gekommen.

Hofmann: "Hans Brümmer, Sigmund Löwi, Ludwig Becker und Willi Blei-cher waren während des Nazi-Regimes im KZ oder Exil. Diese Genera-tion war es, die nach dem Krieg mit Hoffnungen auf ein besseres Deutschland auch Verantwortung übernahm."

Kennzeichnend für die Gewerkschaft in Baden-Württemberg sei die bis heute anhaltende starke Verankerung in den Betrieben und somit die Präsenz in der Fläche. "Der Betrieb ist der zentrale Ort gewerkschaftlichen Lebens. Hier findet Gewerkschaft statt."

Aktuell betreut die IG Metall mit ihren derzeit etwa 420.000 Mitgliedern die Beschäftigten in etwa 2.500 Betrieben des Landes. "Damit erreichen wir etwa 80 Prozent der knapp über eine Million Beschäftigten in den Sektoren unseres Zuständigkeitsbereiches." In den Betrieben seien 10.000 IG Metall-Betriebsräte und 14.000 Vertrauensleute für die Interessen der Beschäftigten engagiert.

Geprägt ist die Geschichte des Bezirks vor allem auch durch seine tarifliche Handlungsstärke. Bereits 1954 fand die erste Urabstimmung statt. Damals stimmten 84 Prozent der Mitglieder für einen Arbeitskampf, um höhere Löhne durchzusetzen. Doch soweit kam es nicht: Durch Vermittlung des damaligen Ministerpräsidenten Gebhard Müller kann ein Ergebnis noch vor Beginn des Arbeitskampfes zustande. Neun Jahre später kam es dann unter der Führung von Willi Bleicher zum ersten und bis heute umfangreichsten Streik der IG Metall Baden-Württemberg. Während 100.000 Metaller in den Ausstand gingen, sperrten die Arbeitgeber über 300.000 Beschäftigte aus.

1973 führte der damalige Bezirksleiter Franz Steinkühler einen Arbeitskampf um den Mantel- und einen neuen Lohnrahmentarifvertrag. Es gelang ihm damals die wesentlichen Mindestbedingungen einer humaneren Arbeitswelt durchzusetzen. Insbesondere ältere Beschäftigte sind seither besser vor Abgruppierung und Arbeitsplatzverlust geschützt.

Elf Jahre später führte Bezirksleiter Ernst Eisenmann mit einem sieben Wochen dauernden Arbeitskampf den Einstieg in die 35-Stunden-Woche. Weitere wegweisende Tarifregelungen wie die zur Qualifizierung und zu Arbeitszeitkonten sowie der Entgeltrahmentarifvertrag wurden in Baden-Württemberg auf den Weg gebracht und hatten vielfach Pilotcharakter.

Letzte Änderung: 02.07.2010