IG Metall Pressedienst 21/2010

IG Metall Pressedienst

23.06.2010 Perspektiven einer Schlüsselbranche - IG Metall: Branchentag Maschinenbau am 23. Juni 2010 in Böblingen

Als "Kernbranche der deutschen Industrie" bezeichnete IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann den Maschinen- und Anlagenbau. Vor über 150 Teilnehmern einer Branchenkonferenz der IG Metall in Böblingen nannte er die Sicherung von Arbeitsplätzen und Einkommen in dieser Branche als wichtiges Ziel für das laufende Jahr.

Zwar zeichne sich für 2010 eine leichte Erholung ab. Doch handle es sich dabei lediglich um eine "Stabilisierung auf niedrigem Niveau." Der Zuwachs bei den Auftragseingängen würde die einzelnen Unternehmen und Teilbranchen sehr unterschiedlich betreffen.

Hofmann: "Das wird nicht reichen, um die Kapazitätsauslastung auch nur annähernd auf das Niveau von vor der Krise zu bringen."
Den Produkten des Maschinenbaus weist Hofmann eine zentrale Rolle beim ökologischen Umbau der Gesellschaft zu. "Sei es bei den regenerativen Energien, bei der Steigerung von Energie- und Ressourceneffizienz, im Umweltschutz oder beim Aufbau moderner Netzinfrastruktur, die Produkte des Maschinenbaus werden gebraucht."

Aus diesem Grund sieht er die Aussichten der Branche eindeutig positiv. Die Produktpalette und Innovationsstärke werde zur Bewältigung der ökologischen Herausforderungen beitragen.
Damit dies gelinge, müsse die Finanzierung der Unternehmen sichergestellt werden. "Es fehlt heute schon das Geld um die Aufträge vorzufinanzieren", beklagt der Gewerkschafter und fordert die Banken auf, ihrer wirtschaftspolitischen Funktion gerecht zu werden. "Faire Konditionen sind das Gebot der Stunde." Aber auch die Politik sieht er in der Pflicht: "Wer 100 Milliarden für die Rettung von Banken aufwendet, muss auch bereit sein, die notwendigen Millionen für den Erhalt industrieller Wertschöpfung aufzubringen." Die Basis unseres Wohlstandes liege in der Industrie. "Wer diese Basis zerstört, zerstört unsere Zukunftsfäh"gkeit."

Speziell den Werkzeugmaschinenbau mit seinen rund 70.000 Beschäftigten sieht Hofmann noch nicht über den Berg. Selbst bei steigenden Bestellungen sei für 2010 kein Zuwachs der Produktion zu erwarten. Hofmann: "Die Hersteller von Werkzeugmaschinen erwarten im laufenden Jahr sogar einen Rückgang von 12 Prozent. Der Druck auf die Beschäftigung wird also anhalten." Aus diesem Grund sei die Verlängerung der Kurzarbeit bis Mitte 2012 notwendig.

Entlassungen seien allerdings keine Alternative zum bisher eingeschlagenen Weg der Beschäftigungssicherung: "Unternehmen die jetzt entlassen, verspielen die Zukunft. Qualifizierte Arbeitskräfte sind gerade im Werkzeugmaschinenbau mit seinem hohen technischen Know-how unverzichtbar." Vernünftige Unternehmer hätten dies längst erkannt und würden Beschäftigung an den Standorten erhalten, Auszubildende übernehmen und die Zahl der Ausbildungsplätze konstant halten.

In der Krise hätten IG Metall und Betriebsräte erfolgreich Arbeitsplätze gesichert, betonte Hofmann. "Das ist vor allem der Verkürzung der Arbeitszeit durch Kurzarbeit und dem Beschäftigungssicherungstarifvertrag zu verdanken." Im Rahmen funktionsfähiger Mitbestimmungsstrukturen seien passgenaue Lösungen für die spezifischen Problemlagen der Unternehmen gefunden worden. Das habe über 100.000 Arbeitsplätze im Maschinenbau gesichert.

Eine deutliche Absage erteilte Hofmann einer Ausweitung der Leiharbeit. Die Spaltung von Arbeitnehmern in Stammbeschäftigte und rechtlose Leiharbeitnehmer werde man nicht tolerieren. "Das ist für uns kein Zukunftskonzept. Prekäre Beschäftigung und Niedriglöhne sind ein Rückschritt in die tarif- und sozialpolitische Steinzeit."

Neben der Automobilindustrie ist der Maschinenbau einer der wichtigsten Industriezweige in Deutschland. Über 900.000 Menschen sind derzeit in der Branche beschäftigt. In der Krise haben über 50.000 Stammbeschäftigte und über 50.000 Leiharbeiter bundesweit im Maschinenbau ihren Arbeitsplatz verloren.

Anlagen: Referat Jörg Hofmann, Referat Carl Martin Welcker

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Letzte Änderung: 23.06.2010