IG Metall Pressedienst 23/09

IG Metall Pressedienst

14.05.2009 Huber: Wir brauchen mehr Mitbestimmung in den Betrieben - Aktionswoche der IG Metall Baden-Württemberg

Erneut haben sich heute über 4.500 Beschäftigte der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie zu Aktionen und Kund-gebungen der IG Metall in mehreren Städten im Südwesten versammelt.
Insgesamt sind seit Montag über 30.000 Metaller den Aufrufen der IG Metall gefolgt und haben gegen Entlassungen in der Krise demonstriert.

Auf einer Kundgebung in Ulm übte der IG Metall-Vorsitzende Berthold Huber scharfe Kritik an Banken, Managern und Aktionären. "Es treibt mir die Zornesröte ins Gesicht, wenn ich sehe was in diese Land, in Europa und der ganzen Welt gerade passiert: Unternehmen entlassen, fordern Einkommenskürzungen und zahlen zugleich noch Dividenden an die Aktionäre. Und das Management vieler Unternehmen genehmigt sich fröhlich weiterhin Millioneneinkommen", sagte er vor 4.000 Beschäftigten u.a. von Iveco, Liebherr, Käsbohrer und Airbus.
Er forderte von der Politik als Reaktion auf die aktuelle Krise eine Ausweitung der Mitbestimmungsrechte für Arbeitnehmer. "Mehr Mitbestimmung ist nötig! In Deutschland, auf europäischer Ebene und in den global aufgestellten Konzernen weltweit."
Huber kritisierte außerdem Versuche, die Krisenfolgen auf die Beschäftigten abzuwälzen: "Jahrelang wurden die Milliarden-Gewinne der Unternehmen privatisiert. Jetzt sollen die Verluste sozialisiert werden und die Beschäftigten sollen auch noch durch den Verlust ihrer Arbeitsplätze zahlen." Dadurch würden die Arbeitnehmer gleich zwei Mal zur Kasse gebeten, so Huber weiter, "einmal als Steuerzahler und noch einmal durch den Verlust des Arbeitsplatzes." Das Versagen des Finanzmarktkapitalismus dürfe nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden. "Das akzeptieren wir nicht!"

(Bilder der Kundgebung finden Sie zeitnah nach Kundgebungsende auf unserer Homepage)

In Schwäbisch Gmünd setzte sich IG Metall Bezirksleiter Jörg Hofmann für eine Regulierung der Finanzmärkte ein. "Wir fordern, die Wurzeln des Übels anzugehen und dem ungehemmten Treiben der Finanzmärkte und deren Diener in den Vorständen von Banken und Unternehmen endlich einen Riegel vorzuschieben." Vor über 500 Teilnehmern kritisierte er, dass man die industrielle Basis des Landes und die damit verbundenen Arbeitsplätze opfere, während in die Banken aberwitzige Milliardensummen gepumpt würden.

Hofmann nahm aber auch die Firmenlenker in die Pflicht: "Viele Unter-nehmen haben jahrelang exorbitante Gewinne eingefahren. Aber bei der ersten roten Zahl wollen sie Leute vor die Tür setzen. Das ist ein Skan-dal und vollkommen unverantwortlich".

Um den Staat mit derzeit dringend benötigten finanziellen Mitteln auszustatten, forderte er den Spitzensteuersatz zu erhöhen und eine Besteuerung der großen Vermögen. "Jetzt müssen die zur Kasse gebeten wer-den, die in den Boomzeiten der letzten Jahre prächtig verdient haben."
Hofmann erneuerte außerdem seine Kritik an den Banken. Er nannte es "eine unglaubliche Frechheit, perfide und unmoralisch", wenn Banken Finanzierungszusagen für Unternehmen daran koppeln würden, dass im Gegenzug Menschen auf die Straße gesetzt werden. "Dieselben Leute, die den ganzen Schlamassel angerichtet und zu verantworten haben, die jetzt mit Milliardenprogrammen aus unseren Steuergeldern am Leben gehalten werden, die weisen heute der Sanierung ihrer Bilanzen mehr Bedeutung zu, als einer Finanzierung der Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie und bedrohen damit abertausende Arbeitsplätze in unserem Land."

Um die Krisenfolgen zu mildern und um einen sozialen Absturz der vom Verlust des eigenen Arbeitsplatzes Betroffenen zu verhindern, forderte er das Arbeitslosengeld I um weitere 12 Monate zu verlängern. Außer-dem müsse das Konjunktur- und das Transferkurzarbeitergeld auf 24 Monate verlängert werden. Auch dürfe die so genannte Beschäftigungsbrücke zwischen Jung und Alt nicht eingerissen werden. Dazu gehöre es, die geförderte Altersteilzeit fortzuführen, aber auch die Möglichkeit, im Alter von 60 Jahren mit 40 Versicherungsjahren vorzeitig aus dem Erwerbsleben ausscheiden zu können.

Ausblick:

Auf einer Kundgebung in Tauberbischofsheim redet heute Nachmittag Hubert Dünnemeier von der IG Metall Bezirksleitung. Die Kundgebung beginnt um 16.30 Uhr auf dem Schlossplatz. Um 16 Uhr startet ein De-mozug vom Marktplatz in Tauberbischofsheim.
Morgen, am 15. Mai treffen sich Beschäftigte mehrerer Betriebe in St. Georgen im Schwarzwald zu einer Kundgebung. Beginn ist um 14 Uhr auf dem Marktplatz.
Die IG Metall Rhein-Neckar (Verwaltungsstellen Mannheim und Heidel-berg) veranstaltet am Dienstag, 19. Mai in Mannheim einen Kongress unter dem Titel "Gemeinsam für ein gutes Leben". An der Veranstaltung in der Multihalle in Mannheim wird u.a. auch IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann teilnehmen.

In der Anlage finden Sie die Details zu den Aktionen.

Anhang:

Aktionsplanung Internet

Aktionsplanung Internet

Dateityp: PDF document, version 1.2

Dateigröße: 4.25KB

Download

Letzte Änderung: 14.05.2009