... kein Öl ins Feuer gießen

IG Metall Interview

21.10.2008 Interview mit dem IG Metall Bezirksleiter Jörg Hofmann mit der Heilbronner Stimme - 20. Oktober 2008 - Das Gespräch führte Detlef Hintze

Jörg Hofmann warnt davor, Öl ins Feuer dieser Tarifrunde zu gießen. Der baden-württembergische IG Metall Bezirksleiter rät im Gespräch mit Detlef Hintze, die Lohnfindung nicht mit der Finanzmarktkrise zu belasten.

Herr Hofmann, die IG Metall fordert acht Prozent Lohnerhöhung und der Steuerzahler steht für 500 Milliarden zur Bankenrettung gerade. Was ist das, ein Tanz auf dem Vulkan?

Jörg Hofmann: Unsere Forderung hat ein Volumen von 14 Milliarden Euro. Das ist die Relation, und gemessen an der Inflationsrate, ist eine kräftige dauerhafte Lohnerhöhung auch nötig.

Nachfrage soll die Binnenkonjunktur ankurbeln. Fehlt es wirklich an Geld angesichts einer Rekordsparquote?

Hofmann: Die Sparquote steigt, weil die Menschen verunsichert sind. Verlässlichkeit für die Einkommen und Perspektiven für die Wirtschaftsentwicklung sind heute dringend erforderlich. Darum sollten beide Seiten einen raschen Abschluss anstreben.

Wir leben in unsteten Zeiten und die Arbeitgeber wollen über die veränderte Zahlenbasis sprechen. Sind sie dazu bereit?

Hofmann: Die Zahlen, die sich in Folge der Finanzmarktkrise verändert haben, kennen wir. Die Arbeitgeber sollten nicht auf Zeit spielen. Ich hoffe, dass wir morgen ein erstes Angebot bekommen, das verhandelbar ist. Unser Ziel ist es, möglichst in der Friedenspflicht zu einem Ergebnis zu kommen.

Geht es etwas konkreter?

Hofmann: Das Angebot muss neben der Inflation auch eine faire Beteiligung der Beschäftigten am wirtschaftlichen Erfolg der Branche beinhalten.

Rechnen Sie bis Weihnachten mit einem Ergebnis?

Hofmann: Wir wollen den Arbeitnehmern eine Lohnerhöhung schon unter den Weihnachtsbaum legen. Das heißt: zügige Verhandlungen, damit das Geld mit der Dezemberabrechnung noch ausbezahlt werden kann. Auch das würde dem Weihnachtsgeschäft wohl kaum schaden.

Und wenn sich die Arbeitgeber mehr Zeit lassen, weil es auch für eine Gewerkschaft schwierig wird, über Weihnachten zu streiken?

Hofmann: Wir wollen bis Mitte, Ende November zu einem Ergebnis kommen. Die Arbeitgeber wissen das. Es geht ja diesmal nur um eine Zahl, die wir mit den Grundrechenarten finden können.

Wird es ohne Streik gehen?

Hofmann: Das kann ich heute noch nicht einschätzen, zumal uns ja noch kein Arbeitgeberangebot vorliegt. Ein Arbeitskampf in diesen Zeiten würde die Lage nur zusätzlich erschweren. Deshalb bleibt für uns ein Arbeitskampf wirklich nur das letzte Mittel. Ob es dazu kommt, haben jetzt die Arbeitgeber in der Hand.

500 Milliarden für die Banken - wie ist die Stimmung an ihrer Basis?

Hofmann: Natürlich stellen sich viele die Frage: Ist es gerecht, wenn die, die sich goldene Nasen verdient haben davonkommen und der Steuerzahler nun den Schlamassel tragen soll. Doch ich warne davor, die Finanzmarktkrise mit der Tarifrunde zu verbinden und Öl ins Feuer zu gießen. Die Stimmung an der Basis ist schon explosiv genug. Wir brauchen ein schnelles Tarifergebnis, damit sich Stimmungen nicht weiter aufschaukeln. Jetzt ist Verlässlichkeit gefragt und die Steckt in der Tarifpolitik der IG Metall.

Die Lage der Autobauer ist schwieriger als vor einem halben Jahr?

Hofmann: Das ist richtig, und deshalb sollte die Politik schleunigst die Unklarheiten bei der Kfz-Besteuerung beseitigen. Und: Gejammert wird auf sehr hohem Niveau, denn wir bewegen uns mit den Produktionszahlen von 2008 auf dem Niveau von 2007 - wahrlich keinem schlechten Autojahr.

Letzte Änderung: 21.10.2008