Mit Abschluss Krise entgegenwirken

IG Metall Interview

17.10.2008 Interview mit dem IG Metall Bezirksleiter Jörg Hofmann mit der Nachrichtenagentur dpa - 17. Oktober 2008 - Das Gespräch führte Julia Giertz

Ein hoher Abschluss in der Metall- und Elektroindustrie kann aus Sicht von Baden-Württembergs IG Metallchef Jörg Hofmann der Finanzkrise entgegenwirken.
"Bei rückläufigem Export ist es wichtig, dass wir die Nachfrage im Binnenmarkt ankurbeln", sagte Hofmann in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Insbesondere im Fahrzeugbau, in der die Aufträge besonders stark zurückgehen, hielten sich die potenziellen Kunden zurück. "Abstriche von unserer Forderung wären Gift für die Konjunktur." Die IG Metall geht mit einer Forderung nach acht Prozent mehr Lohn und Gehalt in die Tarifrunde, die am 22. Oktober in Sindelfingen (Kreis Böblingen) fortgesetzt wird.

Zudem werde die Metall- und Elektrobranche 2009 mit 2,5 bis 3,1 Prozent deutlich stärker wachsen als die Gesamtwirtschaft. Das Ergebnis hänge von der Kapazitätsauslastung, nicht von den bereits hervorragenden Kostenstrukturen ab. Zudem müssten insbesondere für mittlere und kleine Unternehmen die Kreditmöglichkeiten verbessert werden. "Die Banken sind da gerade zu vorsichtig oder haben selbst Refinanzierungsprobleme, da sie sich selbst gegenseitig misstrauen."

Am kommenden Mittwoch erwartet Hofmann ein Angebot des Arbeitgeberverbands Südwestmetall für die rund 800 000 Beschäftigten im traditionellen Pilottarifbezirk Baden-Württemberg. "Alles andere würde bedeuten, dass Südwestmetall einen massiven Konflikt provoziert und in Kauf nimmt." Eine Denkpause, wie sie von manchen Arbeitgebern angesichts der Krise verlangt wird, wäre ein "Drücken vor der Verantwortung". Die Betriebe brauchten zumindest in der Lohnfrage Verlässlichkeit.

Ende Oktober läuft die Friedenspflicht in der Metallindustrie mit ihren bundesweit 3,6 Millionen Beschäftigten aus. Dann kann die Gewerkschaft zu Warnstreiks aufrufen. Zwar würden gewerkschaftsintern Proteste vorbereitet, sagte Hofmann. "Mein Augenmerk liegt aber zunächst auf einer Lösung am Verhandlungstisch." Am 30. Oktober treffen sich die IG Metall und Südwestmetall in Fellbach (Rems-Murr- Kreis) zu ihren dritten Gesprächen.

Die Stimmung an der Basis ist nach Hofmanns Worten nach wie vor kämpferisch. "Die Metaller fühlen sich bereits als Steuerzahler für Schäden, die raffgierige Bankmanager verursacht haben, in Haftung genommen und wollen jetzt nicht zum zweiten Mal mit Abstrichen beim Lohnzuwachs zur Kasse gebeten werden."

IG Metall-Chef Berthold Huber war den Arbeitgebern bereits entgegengekommen, indem er eine längere Laufzeit für den Tarifvertrag als die gewünschten zwölf Monate ins Gespräch gebracht hatte. Hofmann sagte zu möglichen Stellschrauben in der Tarifrunde: "Wir haben einen vergleichsweise großen Werkzeugkasten." Allerdings schloss er eine kurze Laufzeit aus. "Das würde die Planungssicherheit in den Betrieben zu sehr beeinträchtigen."

Letzte Änderung: 17.10.2008