IG Metall Pressedienst 43/08

IG Metall Pressedienst

16.06.2008 Über 16.000 bei Aktionen der IG Metall - Warnstreiks für neue Altersteilzeit gehen weiter

Mit über 16.000 Beteiligten aus 32 Betrieben (Stand 15.30 Uhr) setzt die IG Metall ihre Warnstreiks für eine neue Altersteilzeit im Südwesten fort. Somit haben sich seit Auftakt der Warnstreiks bislang über 116.000 Beschäftigte allein in Baden-Württemberg beteiligt.

IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann kündigte vor über 2.500 Beschäftigten von Iveco, Deutz und anderen Betrieben in Ulm an, es drohe ein heißer Tanz im Herbst, "wenn wir keine Lösung für die Altersteilzeit haben und das Thema in die Entgeltrunde schwappt." Ziel der Gewerkschaft sei nach wie vor ein Ergebnis noch vor der Sommerpause zu erreichen.

Weitere Warnstreiks gab es u.a. bei ThyssenKrupp in Neuhausen, MTU und ZF in Friedrichshafen sowie Sick in Waldkirch. Die Warnstreiks werden in den Spät- und Nachtschichten zahlreicher Betriebe fortgesetzt, darunter die Daimler Standorte Untertürkheim und Mettingen. Morgen sind bundesweite Aktionstage bei Daimler und Bosch geplant.

Hofmann bekräftigte die Forderung der IG Metall nach einer erzwingbaren Betriebsvereinbarung um Altersteilzeit und deren Ansprüche regeln zu können. Zudem müsse es auf Basis der heutigen materiellen Ausstattung eine Verbesserung für die unteren Entgeltgruppen geben.
Hofmann begrüßte den jüngsten SPD-Vorschlag für eine Nachfolgeregelung zur Altersteilzeit. Unverständnis zeigte er dagegen für die Abwehrhaltung der Union. "Kommt der Vorschlag der SPD zur Anwendung, würde das die Altersteilzeit befördern und dem Modell einer realen Beschäftigungsbrücke gerecht werden." Unabhängig von der rein strukturell gebotenen Aufgabe und von einer gesetzlichen Förderung brauche man außerdem eine solidarische Finanzierung über das Jahr 2015 hinaus. "Hier sehe ich vor allem und in erster Linie die Arbeitgeber in der Pflicht", betonte Hofmann. Eine weitere Förderung eröffne zudem neue Möglichkeiten für zusätzliche Ausbildungsplätze oder mehr Weiterbildung im Betrieb.

Scharf griff Hofmann den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Günther Oettinger an. Wer die Altersteilzeit ablehne, der habe die Zeichen der Zeit nicht verstanden. "In Zeiten, in denen der Erfolg der baden-württembergischen Industrie durch ständige Ausweitung der Arbeitszeiten, steigenden Belastungen und zunehmender Leistungsverdichtung, also auf dem Rücken der Beschäftigten erzielt wird, erwarte ich von einem Ministerpräsidenten andere Antworten. Ich erwarte, dass er sich mit den Folgen für die Beschäftigten auseinandersetzt und versucht vernünftige Antworten zu finden, aber nicht, dass er den Vorstellungen der Arbeitgeber das Wort redet." Eine der besten Antworten sei die Altersteilzeit. "Sie ist das beste Mittel gegen Fachkräftemangel und ein hervorragendes Mittel für eine vernünftige demografiefeste Personalpolitik."

Die Warnstreiks werden am Dienstag (17. Juni 2008) fortgesetzt. Mit bundesweiten Aktionstagen liegt der Schwerpunkt auf den Standorten der Daimler AG und der Robert Bosch GmbH.
Auf einer zentralen Kundgebung in Crailsheim wird der IG Metall-Vorsitzende Berthold Huber am Mittag (13.30 Uhr, Marktplatz) reden.

Letzte Änderung: 16.06.2008